Bin noch relativ neu im Joyclub
, habe gerade mit Interesse diesen Thread gelesen.
Ich finde wenn wir aufhören mit unseren Stigmatisierungen, Voruteilen und ungerecht behandeln, dann entziehen wir solchen Taten wie Mißbrauch und Vergewaltigung etc. den Nährboden. Dann erziehen wir Kinder die den Mut haben NEIN zu sagen, sich zu wehren und sich nicht aus den diversesten Gründen unterdrücken zu lassen!
Juchuu, Du sprichst mir aus der Seele, RedZora!
Ich selbst bin glücklicherweise von Mißbrauch (meines Wissens) verschont geblieben, dennoch ist mir das Thema sehr Nahe, da in meiner (z.T. angeheirateten) Verwandtschaft und überhaupt in meinem Dunstkreis einige Menschen leben, die Missbrauch erleben mussten bzw. überlebt haben.
Ich wünsche mir sehr, sehr, sehr doll, daß der Horizont der öffentlichen Diskussion, die aktuell, ausgelöst durch die Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche, geführt wird, sich nicht nur, wie bisher geschehen, ausweitet auf weitere auch nichtkirchliche Institutionen (Odenwald-Schule etc.). Ich denke eben, daß Mißbrauch nicht nur ein katholisches oder Institutionelles Problem ist, sondern ein gesellschaftliches!
Opfer sexuellen Mißbrauchs innerhalb einer Institution erfahren gerade, daß nicht nur sie alleine das ertragen mussten, und haben nun Gelegenheit, sich gegenseitig zu unterstützen. Das ist gut so.
ABER:
Viele Menschen, die Missbrauch erfahren haben durch Ehepartner, Vater, Onkel, Opa, Oma, Mutter, oder Nachbarn, Postbote oder, oder, oder,
... so viele Menschen, die nun immer noch nicht sagen können, hey ich war auch (z.B.) auf diesem Internat, ich bin ja garnicht allein, los geben wir uns gegenseitig Halt und klagen an,
... so viele Menschen bleiben mit Ihren erlittenen Qualen allein und unbemerkt. Ohne das Gefühl haben zu können, wir tun uns zusammen.
Zu stark die familiären Verflechtungen, zu zufällig das Zusammentreffen mit dem wildfremden Täter an der Bushaltestelle, um sich nicht als Einzelfall zu fühlen.
Ich fürchte, ich ufere aus. Worauf ich hinaus will.
Das Thema Missbrauch ist weit mehr als ein institutionelles Problem, es ist ein Gesellschaftliches. Und ich denke immer wieder darüber nach, was nötig wäre, dem Missbrauch den Nährboden zu entziehen.
Darum jubele ich so über Deine Zeilen RedZora!
Statistiken der Polizei besagen ja, daß etwa jede 10. Frau in ihrem Leben Missbrauch erfahren hat. Andere Schätzungen gehen, (und ich halte das für weit wahrscheinlicher) von jeder 4. Frau aus. (Männer tauchen bei solchen Erhebungen da eher am Rand auf. Ich denke auch, daß da die Dunkelziffer erheblich größer ist).
Es tut manchmal weh, mit dem Wissen um diese Umstände in der Stadt unterwegs zu sein - Man begegnet so vielen Menschen.
So viele, die nicht ohne Gewalt aufwachsen durftenoder dürfen.
Und analog dazu, so viele, die Täter waren, sind oder werden.
So viele, die beides sind.
Ja, da wünsche ich mir in der Tat einen offenen Umgang mit der Thematik in ihrer ganzen Bandbreite in der Öffentlichkeit.