"Der Erzmagier" Teil 1/3
Nun gut, dann mache ich mal weiter, bzw. lasse unsere Protagonistin weiterziehen. Ihre ersten Schritte im Städtchen Auburg sind getan und es bahnen sich wegweisende Begegnungen an
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Still saß das Käuzchen auf dem Wetterhahn, am höchsten Punkt von Auburg, über den steilen Dächern der großen Bastion.
Das Stelldichein mit dem Kommandanten war weitaus intensiver gewesen, als sie es sich hätte träumen lassen. Schon lange hatte sie sich mit niemandem mehr vereint, der eine solch faszinierende Aura gehabt, solchen Respekt vor ihr und doch augenblickliche Liebe gehabt hatte. Fast mit ein wenig Wehmut hatte sie sich davon gemacht. Nun saß sie hier oben und sann nach.
Der Nachtwind zerzauste ihr Gefieder, während sie auf die still gewordene Stadt hinabblickte. Kaum mehr als die Feuer der Wachen brannten noch. Das Markttreiben war verstummt, die Menschen in ihre Häuser und auf die Höfe im Umland zurückgekehrt.
Ein feiner Nebel zog langsam vom Fluss herauf, hüllte Mauern und Dächer in seinen Schleier und ließ die Schindeln feucht unter dem Mond schimmern. Sie hatte noch mehrere Stunden bis Tagesanbruch. Rastlos schüttelte sie sich und erhob sich in die Luft.
Gemächlich schwebte sie über die Köpfe patrouillierender Soldaten hinweg, hinüber zum Handwerkerviertel, vorbei an grauen Katzen, pirschend auf schmalen Firsten.
Kaum weit entfernt hörte sie da ein Kichern. Eilige Schritte hallten auf dem Pflaster und die Augen des Nachtvogels ließ sie leicht die beiden Gestalten unter sich ausmachen, die Hand in Hand durch eine schmale Gasse eilten. Ein junges Mädchen mit hellen Haaren, gerade zu Frau herangewachsen, wie es schien. Hinter ihr dich auf ihren zierlichen Fersen ein Bursche von stämmiger Statur. Da schien ein künftiger Schmied auch auf eine andere Weise sein Glück zu schmieden, wie sie anhand seiner Kleidung auf sein Tagwerk schloss. Neugierig kreiste sie über den Köpfen des jungen Paares, neugierig, wohin dies führen würde.
Lange währte der eilige Lauf durch die Gassen nicht, als die beiden wenig später außer Atem in einem kleinen Hof zum Halten kamen. Ein leerer Stall bot mit frischem Stroh ein offenherziges Lager. Sie landete auf dem Balken einer nahen Balustrade und verfolgte, wie die beiden das Tor des Hofes hinter sich schlossen, bevor sie vor Vorfreude verhalten lachend umschlungen ins knisternde, wärmende Stroh fielen.
Ihre Lippen hingen aneinander wie nach jahrelangem Darben, begierig aufeinander, ein Spiel, ein Tanz von Zunge um Zunge; die Hände im Schopf des anderen, dann umeinander geschlungen. Nun jedoch lösten sie sich und die beiden setzten sich auf. Mit fahrigen, ungelenken Händen nestelten die mehr an schweres Handwerk gewöhnten Finger des Schmiedsohnes an der Bluse des Mädchens, die bereits den Bund seiner Hose von seinen Hüften geschoben hatte. Bluse und Hose, Hemd und Gürtel landeten abseits. Die Lippen fanden sich erneut, als er seine Liebe ins Stroh drückte, seine Hände forschend, zugreifend auf den kleinen Brüsten des Mädchens. Mit bestimmtem Griff dirigierte sie die Lenden ihres Burschen zu den ihren, schob unwirsch mit den Ellen ihren Rock über die Hüften, als sie sein Gemächt in ihren Schoß führte. Ein verschluckter Schrei der überraschten Lust, des unerwarteten Schmerzes entwich den beiden, doch spülte die Macht der Entdeckung diesen hinweg, ließ allen Platz der Erforschung fremder und doch so wohliger Gefilde.
Sie sah zu, wie der Bursche begann, sich zu entfalten, das Spiel weiter trieb, sein Mädchen weiter führte mit seinen Hüften. Sie sah, wie sich das anfangs noch ungelenk windende Mädchen der hereinbrechenden Lust ergab, sich in sie lehnte, ihrem Burschen zu einem Rhythmus verhalf. Einen Rhythmus der Liebe, der das Stroh zerwühlte und die beiden Körper der Liebenden sich gegenseitig erfahren ließ, den Burschen und das Mädchen eine andere Lektion des Lebens lehrte.
Sie schrak aus der Faszination des Beobachteten heraus. Schwerer Flügelschlag durchdrang die Nacht, ließ ihre Sinne Alarm schlagen. Noch ehe sie reagieren konnte, landete der große, schwarz schimmernde Adler wie aus dem Nichts neben ihr. Augen wie glühende Kohlen glommen im drohenden Antlitz und sein hoher Schrei zerriss die Nacht. Verstört fuhren die beiden Liebenden aus dem Stroh hoch, der Rhythmus irreparabel zerstört, nahmen vor dem nächtlichen Schrecken Reißaus.
Sie wagte nicht eine Feder zu rühren. Dann hörte sie die Stimme in ihrem Verstand. Tief und bedächtig, beschwichtigend, mit einer Spur von Spott und Überheblichkeit.
Na, na, Magierin, wer wird sich denn gleich fürchten. Faszinierend, diese Sterblichen, nicht wahr? …
Nun, ich habe Euch ein wenig vermisst, Verlorene. Ihr wart lange fort und seid doch wieder hierhergekommen? Wärt ihr dann doch so freundlich, bei Gelegenheit in der Gilde vorbeizusehen, ja? Es gibt da eine Angelegenheit, die der Klärung und Eures Talents bedarf. Und vielleicht ist auch sie noch da. sie vermisst Euch. Und von mir will sie nichts wissen…
Eine gute Nacht wünsche ich, Magierin. Auf bald.
Ohne eine Reaktion abzuwarten erhob sich der schwarze Adler wieder, stieß auf mächtigen Schwingen in den Himmel empor und verschmolz wieder mit der Finsternis, ein Schatten vor den Sternen.
...
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