Hallo Lars
Also ich habe Erfahrung mit Schaukampf und historischem Fechten und mit asiatischen Fechtkünsten. LARP finde ich persönlich so zum kugeln lächerlich, daß ich das noch nie übers Herz gebracht habe. Allerdings habe ich mich schon mit Freunden die LARPies sind mit denen ihren Spielzeugwaffen geprügelt, was unglaublich Spaß macht.
Zumindest solange da nicht irgendwelche Weichbirnen dabei sind, die meinen, daß man damit noch aufpassen muß damit sich niemand verletzt.
Zu den LARP-Waffen muß ich sagen, daß damit keinerlei Gefühl für echte Waffen aufkommt. Die sind von Form, Gewicht und vom Verhalten beim Aufeinandertreffen einfach nicht mit echten Waffen vergleichbar. Dadurch sind viele Kampftechniken unmöglich, auch das tatsächliche Schneiden mit der Klinge lernst Du mit soetwas nicht. Außerdem sind Stiche mit diesen Dingern absolut tabu! Da läufst Du Gefahr diesen Kernstab in Deinen Gegner hinein zu rammen.
Ich habe gehört, daß es im LARP Leute gibt die Escrima-Kampftechniken verwenden, also philippinische Kampfkunst, was sich als durchaus effektiv erweisen müßte. Escrima ist ganz einfach strukturiert und man fängt da in der Regel an mit solchen Knüppeln deren Handhabung gut auf die LARP-Keulen übertragbar ist. Allerdings sind auch hier die weiterführenden Techniken nicht möglich.
Schaukampf ist sicherlich das einfachste. Da versucht man einen vorher choreographierten Kampf vorzuführen. Dazu braucht man nicht viel. Einen Schaukampfprügel von "McCzech", von ausreichender Qualität und eben Gleichgesinnte. Wenn man Schaukampf ernsthaft betreibt und nur als Schaukampf sieht, dann ist es recht ungefährlich. Für die Sicherheit muß man den gesunden Menschenverstand gebrauchen und eben gut üben. Schwierig wird es sobald man das mit Freikampf zu kombinieren versucht und meint man hätte ja vom Schaukampf her schon Erfahrung und Ausrüstung.
Schaukampf ist reine Volksbelustigung, reines Theater. Da geht es darum spektakuläre Bewegungen einzubauen und Gut gegen Böse zu spielen. Das ist eine tolle Sache, ganz ehrlich.
Freikämpfe gibt es mit ganz verschiedenen Regelwerken, Codex Belli hast Du schon genannt. Alle diese Regelwerke lassen mehr oder weniger realistische Kämpfe zu, je nachdem wie viel "Action" jeder braucht. In den meisten ist es so, daß man nicht stechen darf und nicht zum Kopf schlagen und dies nicht und das nicht.
Wenn ich mir überlege: ein Wikinger hat einen Helm, ein Rundschild und eine Axt und das war es - will ich mit dieser Ausstattung einen Kampf mit freiem Ausgang machen? Heißt das Freikampf, weil da ab und zu mal einem Finger, Ohr oder Auge die Freiheit geschenkt wird?
Also wenn ich mich auf sowas einlasse, dann will ich auch mindestens die Schutzausrüstung haben, die man dafür im Mittelalter vorgesehen hat. Das geht natürlich gewaltig ins Geld, da bist Du schnell einen hohen vierstelligen Betrag los.
Hier mal ein Video von so einer Schlacht nach einem eher offenen Regelwerk, das ziemlich viel erlaubt:
Historisches Fechten ist eine absolut faszinierende Thematik und dafür gibt es bei uns in Deutschland sehr sehr gute Gruppen, die das schon lange intensiv betreiben und daher einen großen Erfahrungsschatz haben. Das wäre absolut meine erste Wahl, allerdings habe ich das damals nur angeschnitten und dann aus Zeitgründen aber nicht weiter verfolgt. Die Problematik ist eben, daß echte Kampftechniken äußerst unspektakulär wirken. Das Publikum kriegt gar nicht richtig mit was passiert und echte Kämpfe sind nunmal binnen Sekunden entschieden, das siehst Du sowohl im Ultimate Fighting, als auch im Selbstverteidigungsbereich.
Ungleich schwieriger ist es jedoch die echten Kampftechniken zu erlernen und effektiv auszuführen. Genau das macht natürlich wie immer den Reiz aus sich mit der echten Geschichte auseinander zu setzen und zu versuchen sie nachzuvollziehen.
Die Marktbesucher denken halt die ganze Zeit über: "was machen die denn da komisches?" - so wie eben bei allem was man macht das sich an historischen Vorbildern orientiert und nicht an der landläufigen Vorstellung.
Wenn Du in Deiner Nähe keine geeignete Trainingsmöglichkeit findest, aber Gleichgesinnte hast, dann gibt es immernoch die Möglichkeit auf Wochenendseminare zu gehen und dann gemeinsam das gelernte wöchentlich zu wiederholen. Es gibt auch sehr gute Literatur und Videos dazu, aber ganz ohne einen erfahrenen Lehrer wird es eher nicht gehen.
Ich bin z.B. in dieses Fechtbuch verliebt:
http://schwertfechten.ch/html/i33/
Habe aber neben meinem Kampfkunsttraining keine Zeit dazu.
viele Grüße
Matthias