Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Junge Leute NRW
831 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Dioramenbau im Maßstab 1/35

*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Dioramenbau im Maßstab 1/35
Als mein neuestes Bastelvorhaben habe ich dieses Mal ein wenig höher gegriffen und die Darstellung einer historischen Lebenssituation im Modell (Diorama) ausgewählt. Die modellbauerische Herausforderung bei einem Diorama liegt in der möglichst lebensechten und historisch einwandfreien Darstellung der gewählten Situation; hierzu sind neben den entsprechenden bastlerischen und malerischen Fähigkeiten auch eine gründliche Vorarbeit und Planung notwendig. Schließlich sollen alle Komponenten der dargestellten Momentaufnahme sowohl von der Epoche als auch vom geographischen Raum und den handelnden Personen her stimmig sein.
Ein Diorama besteht klassischerweise aus drei Komponenten:

1. Das Gelände / der Hintergrund
Hierdurch wird der Ort, teilweise auch die Zeit der Handlung vorgegeben und der Rahmen abgesteckt, in den sich alle anderen Komponenten einfügen.

2. Mindestens ein Fahrzeug
Dioramen dienen in der Regel der Darstellung anderer Modelle, die durch den Rahmen an Stimmigkeit gewinnen.

3. Figuren
Ein Fahrzeug kommt selten allein, und durch zusätzliche Figuren, die Insassen und weitere handelnde Personen darstellen, erhält eine Situation erst richtig Leben.

Für mein aktuelles Projekt habe ich mich für ein Gefechtsdiorama entschieden, dass einen deutschen Flammenwerfer-Panzerwagen und einen Trupp Pioniere der Panzergrenadier-Division "Großdeutschland" während der letzten Offensivoperationen im Raum Liepaja (Litauen) im Oktober 1944 darstellt.
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Das Fahrzeug
Kernstück dieses Dioramas ist das Modell eines deutschen Flammpanzerwagens Sd.Kfz 251/16 im Maßstab 1/35. Hersteller ist die Firma DRAGON.
Der Panzerwagen 251/16 war ein ab Spätsommer 1944 produziertes Provisorium auf der Basis des vielseitige Halbketten-Schützenpanzerwagens Sd.Kfz 251/1, dessen robustes Fahrgestell als Trägerfahrzeug für die unterschiedlichsten, zweckspezifischen Umbauten herhalten musste. Beim Flammpanzerwagen-Umbau wurde der ursprüngliche Fahrgastraum mit großen Flammöltanks und einer Hochdruckpumpe nachgerüstet, und auf das nach oben offene Panzerchassis wurden zwei nach vorne ausgerichtete Flammprojektoren aufgesetzt. Das ebenfalls nach vorne weisende Maschinengewehr zur Nahverteidigung blieb erhalten. Das Fahrzeug sollte die Panzergrenadier-Gruppen bei Angriffen unterstützen, indem es Grabenstellungen, Bunker und MG-Stände ausschaltete oder deren Besatzungen niederhielt. Flamm-Waffen erzielen im Gefecht regelmäßig eine hohe psychologische Wirkung, insbesondere auf mangelhaft ausgebildete und / oder schlecht geführte Truppen, und wurden während des Ersten und Zweiten Weltkrieges von allen Parteien eingesetzt.

Auf den Bildern ist der Aufbau des Halbketten-Fahrgestells (vorne Räder, hinten Ketten) sehr deutlich zu sehen. Halbkettenfahrzeuge gehen zurück auf Lastenschlepper, die Ende des 19. Jahrhunderts zuerst in der Forstwirtschaft eingesetzt wurden. Sie vereinen ein komfortables Lenkverhalten mit einer überdurchschnittlich guten Geländegängigkeit und hoher Zugkraft. In der deutschen Wehrmacht wurden Halbkettenfahrzeuge als Transport- und Zugkraftwagen in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre in großen Stückzahlen eingeführt, nachdem die französische Firma Citroén-Kégresse in den zwanziger Jahren mit der Durchquerung der Sahara deren hohe Zuverlässigkeit auch unter extremen Bedingungen nachgewiesen hatte.
Einzelne Halbkettenfahrzeuge versehen auch heute noch den Dienst im spezialisierten Baugewerbe.

Auf dem zweiten Bild sieht man die Raumaufteilung des Fahrzeuges. Der Fahrer sitzt ungefähr in der Mitte des Wagens, knapp hinter dem Getriebe und der Antriebsachse des Kettenlaufwerks. Vor ihm befand sich der Motor, direkt hinter ihm beginnt der Kampfraum.
Das Panzerchassis mit den abgeschrägten Seitenwänden wird im nächsten Bauschritt installiert.
Halbketten-Fahrgestell
Raumaufteilung
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Das Fahrzeug, Teil 2
Auf das Fahrgestell wurde mittlerweile der Panzeraufbau aufgesetzt. Auffällig sind die abgeschrägten Seitenwände, die dem Fahrzeug beinahe das Aussehen einer Keksdose verleihen. Der Hintergrund war jedoch sehr praktischer Natur - von den schrägen Seitenwänden prallten Geschosse und Granatsplitter teilweise ganz einfach ab!
Die Insassen der mit geraden Seitenwänden ausgestatteten Schützenpanzer amerikanischer und britischer Fertigung hatten dagegen immer mit dem Problem zu kämpfen, dass ihre Seitenwände von Maschinengewehrkugeln durchschlagen wurden, was häufig zu Querschlägern im Innenraum führte.
Auf den beiden Bildern ist der teilweise schon fertig gestaltetete und bemalte Innenraum gut zu erkennen, vor allem die im Heck angebrachten großen Flammöltanks, aus denen die beiden Werferrohre gespeist wurden.
Die Fotos vermitteln darüber hinaus eine Vorstellung von der beklemmenden Enge, der Fahrer und Beifahrer ausgesetzt waren. Das Ein- und Aussteigen gestaltete sich für sie regelmäßig zum Kraftakt, und längere Fahrten unter den unbequemen Verhältnissen zur Tortur.
Im Moment ist der Fahrerraum noch zu erkennen, er wird allerdings in einer späteren Bauphase mit einer Platte abgedeckt.
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Aktueller Sachstand
Die Arbeit am Fahrzeug gestaltet sich reichlich mühselig, macht aber gute Fortschritte. Der Innenraum ist mittlerweile fertig gestaltet, bemalt und gealtert. Auf den Bildern deutlich zu erkennen sind nicht nur die Hochdruckpumpe für das Flammöl, sondern auch die Zuführungsleitungen für die Werferrohre, die Notsitze für die Besatzung, der Waffen- und Munitionsspind mit den Gewehrhalterungen, das nach vorne weisende Maschinengewehr sowie der mittlerweile überdachte Fahrerraum.

Und Himmelarschundzwirn, diese Bauphase hat mich echt Schweiß und Nerven gekostet. Der Grund ist die regelrecht exzessive Verwendung von winzig kleinen Bauteilen, denen ich selbst mir der Pinzette kaum beikommen konnte. Arbeiten war fast nur bei Tageslicht möglich, und wehe, wenn die Dinger mir mal aus den Fingern rutschten und auf den Boden fielen... *motz*
Ich halte mich ja für einen ausgemachten Fuchs, was Rohre verlegen angeht, *zwinker* aber diese Klempnerbude hat mich echt nochmal vor eine echte Herausforderung gestellt.

Übrigens ist der Panzerwagen mittlerweile bis auf das Bordwerkzeug und die Werferrohre fertig montiert. Als nächster Schritt erfolgt die Vorbereitung und Bemalung der Außenhülle und des Laufwerks in Dreifarbtarnung sowie das Aufbringen der Abziehbilder, das werden mindestens sechs bis sieben Arbeitsgänge. Danach kann ich dann die Werferrohre und die Besatzung hinzufügen und die letzten Details fertig machen. Dann ist das Fahrzeug fertig, und ich kann mich dem Gelände und den übrigen Miniaturen zuwenden.
Der Wagen in der Gesamtansicht
Hochdruckpumpe und Leitungsgestände
Fahrerraum und MG-Stand
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
"Unsaubere" Bemalphase
Die "unsaubere" Bemalphase des Fahrzeugs ist soweit abgeschlossen.
Die dunkelgelbe Grundfarbe ist aufgetragen, das Fahrwerk ist bemalt, und am vorderen Maschinengewehrstand ist der Fahrzeugkommandant zu sehen. Die Bemalung setzt sich fort mit dem Aufbringen der Dreifarbtarnung, grüne und braune Streifen auf dem flächigen gelben Untergrund. Danach kommen die Fehlerkorrektur, die Detailarbeit und die Alterung.
Bautechnisch fehlen jetzt nur noch die beiden Flammprojektoren und deren Bediener sowie das hintere Maschinengewehr zur Fliegerabwehr mit seinem Ausleger. Die Halteblöcke für die Flammprojektoren sind deutlich zu erkennen.
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Dreifarbtarnung Vorher-Nachher
Hier nun Bilder aus der "Vorher"-Phase.
Die Dreifarbtarnung ist fertig aufgetragen, zusätzlich wurden die passenden Abziehbilder aufgebracht. Ich kann euch sagen, das Zusammenstellen von Nummernschildern aus Einzelbuchstaben und -ziffern ist eine ganz schöne Fummelarbeit.

Zum historischen Hintergrund der Dreifarbtarnung ist folgendes zu sagen:
Schon in den Dreißiger Jahren hatte die Wehrmacht mit einem Tarnmuster aus Gelb, Braun und Grün experimentiert, dies jedoch zugunsten eines einheitlich tarngrauen Anstrichs zunächst wieder aufgegeben. Da man ohnehin die auf Offensive und rasche Bewegung aufgebaute Strategie des Blitzkrieges zu verfolgen gedachte, glaubte man - zunächst zu Recht - auf Tarnanstriche verzichten zu können.
Nachdem die deutsche Offensive 1941 in Russland zum Stillstand gekommen war und man darüber hinaus sehr bald auch nicht mehr die absolute Luftüberlegenheit genoss, änderte sich das jedoch.
Ab Sommer 1942 kamen neue Fahrzeuge bereits mit einem dunkelgelben Grundanstrich aus der Fabrik, auf den dann die Truppe im Feld, je nach den örtlichen Erfordernissen, grüne und braune Tarnmuster auftrug. Teilweise wurden auch nur grüne Tarnstreifen verwendet. Ältere, ursprünglich noch in Grau lackierte Fahrzeuge konnten im Feld sozusagen "nachlackiert" werden, was teilweise zu den abstrusesten Misch-Anstrichen führte.

Auf dem abgebildeten Fahrzeug zu erkennen sind das deutsche Balkenkreuz sowie das taktische Abzeichen der "GD"-Division, der weiße Stahlhelm.
Im nächsten Bemalschritt wird der Anstrich gealtert und verdreckt, um ein realistisches Aussehen und Abnutzungsspuren zu erzeugen - das wird dann die "Nachher"-Phase. *ggg*
Viele Grüße,
B.
Dreifarbtarnung vorne
Dreifarbtarnung Seite / hinten und Blick in den Kampfraum
Details Abziehbilder
Naja...
Dioramenbau kommt demnächst mal wenn mehr Zeit ist.
Ein schönes Bild im Hintergrund reicht aber auch schon manchmanl.
Noch eins...
Andere Baustelle...
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Dreifarbtarnung Vorher-Nachher
Hier nun Bilder aus der "Nachher"-Phase.
Gealtert wurde mit zwei Schichten grauer und einer Schicht brauner Farbbrühe sowie mit Graphitpulver. Metallabrieb an den Kanten und den Kotflügeln wurde per Mikrobemalung mit Silber erzeugt.
Viele Grüße,
Mr. d2love (ex Mr. w_b)
@Bedouine
Ich muß ganz ehrlich sagen das ich eher RC Sachen mag aber dein Modell eines deutschen Flammpanzerwagens Sd.Kfz 251/16 sind schon echt geil aus....!
Mit anderen Worten: lob an dich *taetschel*
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
*huhu*
Danke! Ich geb' mir Mühe... *smile*
*****ine Mann
911 Beiträge
Themenersteller 
Flammpanzerwagen die Letzte
Heute habe ich die letzten Handgriffe an diesem herausfordernden Bauprojekt vollendet. Die Flammprojektoren und deren Bedienungsmannschaft sind fertig bemalt, gealtert und eingebaut. Im Heck ist das zweite Maschinengewehr zur Fliegerabwehr auf seinem Ausleger zu erkennen.
Wie ihr sehen könnt, ging es auch im Kampfraum des Fahrzeuges reichlich beengt zu. Da brauchte es schon eine gut aufeinander eingespielte Besatzung, um nicht ständig die Ellbogen des Nebenmannes in den Rippen zu haben.
Als Nächstes widme ich mich dem Gelände und den restlichen Figuren, welche die fertige Szenerie mit Leben erfüllen sollen.
VLG
B.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.