kleine Einführung in die Polarlichtfotografie
Ich wurde in einer anderen Fotogruppe von einem Mitglied gebeten zu erklären wie ich meine Nachtaufnahmen mache. Und naja, da spielt ne Menge rein und es war viel zu schreiben, deswegen will ich den Text auch hier nutzen. Vielleicht ist er für den ein oder anderen hilfreich oder ihr könnt noch ein paar Tipps hinzufügen... Sicher sind nicht alle Zusammenhänge bis ins Detail erklärt, aber ich denke wer sich für Fotografie interessiert hat auch schon etwas über die Verschiedenen Einstellungen und ihre Wirkung gelernt, oder weiß wo er das nachlesen kann.
Hier jetzt also der Text.
Ich freue mich auf eure Kommentare und Ergänzungen!
Vorab. Nachtaufnahmen solltest du immer im Manuellen Betrieb der Kamera machen, die vorgefertigten Bildprogramme liefern hier nur ungenügend Qualität.
Grundsätzlich gibt es einiges, dass du für die Nachtaufnahme brauchst:
• ein möglichst Lichtstarkes Objektiv (meines hat eine Blende von 2.8 )
• eine möglichst niedrige Brennweite (Weitwinkel, Fischeye, oder in meinem Fall 17- 55 mm wobei ich dann natürlich die 17mm einstelle) Es gilt je niedriger die Brennweite, je mehr Himmel bekommst du drauf.
*eine Kamera (is ja logisch nicht wahr und wenn sie nicht zu stark rauscht musst du bei dieser die ISO hoch nehmen. Meine geht noch bis 640 ISO alles was drüber liegt sieht aus wie Ameisenkino, wenn du aber eine neuere Kamera hast, denn kannst du die ISO rausch-frei auf mehrere Tausend drehen
*ein Stativ ist fast das wichtigste an der Ausrüstung, denn aus der Hand schaffst bei Langzeitbelichtungen kein scharfes Bild mehr.
*einen Funk- oder Kabelauslöser um ein verwackeln beim auslösen zu vermeiden.
*möglichst voll geladene Akkus oder Dauerstromversorgung
Wie du vorgehst ist dann von vielen Faktoren abhängig. Wenn du daheim vom Fenster aus fotografieren kannst, hast du andere Möglichkeiten als wenn du draußen bist. (Ich mach die Polarlichtfotos vom Fenster aus, weil ich so nicht nur die Dauerstromversorgung der Kamera nutzen kann, sondern auch das Fotografieren über den Laptop steuern kann. Nachdem ich also meine Kamera auf dem Fester mit einem speziell angefertigtem Stativ installiert habe, schließe ich die Kamera stromseitig und an den Laptop an (bei der Fotografie mit Hilfe des Laptops kann ich dann einstellen in welcher Zeit die Kamera mit welchen Werten wie oft fotografieren soll, sprich ich kann sie so programmieren, dass sie die ganze Nacht durch in regelmäßigen Abständen fotografiert, für Unterwegs gibt es Kabel- oder Funkauslöser, die solche Funktionen unterstützen, ich besitze so einen leider nicht).
Und jetzt kommen die Einstellungen.
Wobei hier die Frage ist, wie viel weißt du über das Zusammenspiel von Blende, Iso und Belichtungszeit?
Die Kurzfassung:
Je kleiner die Blendenzahl - desto mehr Licht trifft auf den Sensor
Je höher der Isowert - desto mehr Licht trifft auf den Sensor
Je länger die Belichtungszeit desto mehr Licht trifft auf den Sensor
Nicht nur die Sensorgröße ist in den verschiedenen Kameras unterschiedlich, sondern auch die Lichtausbeute, so das grundsätzlich Probeaufnahmen gemacht werden sollten um die richtigen Werte für deine Kamera zu finden.
Zur Einstellung des Objektivs:
Den Autofokus kannst du nachts nicht nutzen, da dieser Licht für seine Funktion braucht, dass dir nicht zur Verfügung steht. Du musst also manuell scharf stellen.
Da neuere Objektive nicht wie alte, beim Anschlag auf unendlich wirklich scharf sind, lohnt es sich am Tag mittels Autofokus auf einen möglichst entfernten Punkt scharf zu stellen und die Einstellung mittels Klebeband oder entsprechendem Stift auf dem Objektiv zu markieren, so hast du es immer wieder, wenn du es brauchst. Wenn du dein Objektiv scharf gestellt hast, musst du auf jeden Fall den Autofokus ausschalten, sonst ist das Einzige, was du in der Nacht machst, der Kamera beim unmöglichen Fokussieren zu zu schaun
gut soweit- zurück zu den Kameraeinstellung:
Wichtig für die Belichtungszeit ist die Brennweite und der Sensor deiner Kamera(wenn du nicht weißt, welcher in deiner Kamera verbaut ist einfach googlen).
Bei APS-C Sensoren rechnet man 300 geteilt durch Brennweite (also 17 in meinem Fall)
Bei Vollformat 500 geteilt durch Brennweite
Der ermittelte Wert sagt dir, wie lange du belichten kannst ohne das die Sterne durch die Erdrotation als Striche auf deinem Foto dargestellt werden (Sterne als Striche - also weitaus höhere Belichtungszeiten können aber auch als Stilmittel eingesetzt werden, aber für den Anfang empfehle ich erst mal die Sterne Punktförmig hin zu bekommen)
In meinem Fall komme ich also auf eine Belichtungszeit von 17,6s (was ich so gar nicht einstellen kann) Je nach Situation wähle ich deswegen 10s 13s oder 15s bei einer Iso von 640
Wie hoch du deine ISO nehmen kannst wirst du nur durch versuche herausbekommen
Es heißt jetzt also mit den Werten spielen und versuchen Du musst am Anfang damit rechnen unzählige Fotos zu machen die nichts werden, dennoch sind sie eine gute Übung, um mehr über das Zusammenspiel der Werte zu lernen.
Versuch ruhig die unterschiedlichsten Einstellungen!
Prüfe deine Fotos am Kameradisplay in dem du auch ganz reinzoomst um zu sehen ob die Sterne wirklich als Punkt dargestellt werden. Ist das nicht der Fall musst du die Belichtungszeit verkürzen.
Ebenso wird die Belichtungszeit kürzer, je höher du die Iso einstellen kannst.
Am Blendenwert solltest du erst ganz zum Schluss spielen und auch nur wenn deine Kamera gut rausch-frei bei hoher Iso helle Bilder liefert. Ist das der Fall, kannst du um die Schärfentiefe zu erhöhen deine Blende um 1, maximal 2 Stufen schließen.
Bei meiner 40 D komme ich mit den folgenden Werten gut hin:
ISO 640
Blende/ f 2.8
Brennweite 17mm
Belichtungszeit 10-15s
Wenn du magst, kannst du also mit diesen Werten anfangen und dich dann durch ausprobieren den Werten nähern, die für deine Kamera die Besten sind.
Wenn deine Kamera über eine Spiegelvorauslösung /Livefew verfügt, solltest du diesen einschalten um Verwacklungen, die der Spiegel sonst beim Hochklappen verursacht zu vermeiden.
Ebenso solltest du einen Funk oder Kabelauslöser verwenden um nicht mit der Hand Verwacklungen zu verursachen und du solltest den Bildstabilisator ausschalten, da dieser sonst versucht Schwankungen auszugleichen, die es nicht gibt und somit den gegenteiligen Effekt verursacht.
Noch kurz ein Wort zur Farbtemperatur/ Weißabgleich: Die Einstellmöglichkeiten, die für den Tag funktionieren, also Sonne, Wolken, drinnen, Neonlicht usw passen in der Nacht alle nicht. Du solltest den Weißabgleich deswegen manuell (bei Canon K) auf ca 3700 stellen. Möglicher Weise gibt es auch bei dieser Einstellung Unterschiede in der Farbgebung die von Modell zu Modell und Hersteller zu Hersteller anders ausfallen. Dies kannst du beim Fotografieren jedoch vernachlässigen da du die Anpassung in der Bildbearbeitung am Computer noch machen kannst.
Und ein letzter Hinweis: Für die Nachtfotografie solltest du dir immer einen Ort mit möglichst wenig Lichtverschmutzung durch Straßenlaternen, starkt frequentierte Straßen, beleuchteten Häusern und was es sonst noch alles gibt, suchen.
Ich hoffe ich habe nichts vergessen...
Wenn du Fragen hast versuche ich die gern mit bestem Wissen zu beantworten, ansonsten wünsche ich dir jetzt einfach viel Spaß beim Ausprobieren.