City Advent 2024 Münster 27.11.-22.12.24
Im Advent gibt es dieses Jahr folgendes in der Überwasserkirche zu sehen:Cityadvents 2024 – Mensch, …. wo bist du?
Der Cityadvent findet seit 20 Jahren zeitgleich mit den Münsteraner Weihnachtsmärkten statt. Er erinnert daran, dass die Adventszeit von alters her auf das Fest der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus vorbereitet, also auch heute eine Zeit der Umkehr, der Erwartung wie der Vorfreude sein kann. Es ist die Einladung an Gläubige wie Nicht-Gläubige, sich in der Atmosphäre des Kirchen- und Ausstellungsraumes überraschen und befragen zu lassen, alltäglich Kleines und Unwichtiges eine Weile zu vergessen und sich auf das zu besinnen, was für unser Menschsein wesentlich ist.
Durch Fotos und eine TV-Sendung sind Leiter und Mitarbeitende des Cityadvents auf die Arbeiten von Aron Demetz aufmerksam geworden. Sie haben im Laufe des vergangenen Jahres den Künstler persönlich kennenlernen dürfen und mit ihm sprechen können. Nach der Kontaktaufnahme, einem Besuch der Leiter in Wolkenstein, einem Gedankenaustausch in Münster und einer Begehung der Überwasserkirche erklärte sich Aron Demetz bereit, mit dem Team den Cityadvent 2024 zu gestalten.
Aron Demetz hat sich in seinem Schaffen der letzten Jahre darauf konzentriert, mit der Gestaltung der Skulpturen auszuloten, was den Menschen ausmacht: außen und innen, Materie und Form, Oberfläche und Tiefendimension, Körperlichkeit und Seele, Gebrechlichkeit und Schönheit, Gebundenheit an Raum und Zeit, Herkunft und Zukunft, Werden und Vergehen, Hoffnung und Glaube.
Beim Cityadvent 2024 mit dem Titel „Mensch, wo bist du?“ geht es um die gleiche Fragestellung, allerdings ausgehend von der religiös-kirchlichen Tradition. Hermeneutische Basis ist die biblische Erzählung der Genesis, der der Titel entnommen wurde. Im 3. Kapitel des Buches Genesis wird ganz konkret gefragt, wo Adam, der Mensch, ist, also nach seiner aktuellen, räumlich und zeitlich bedingten, also stets vorläufigen und ungesicherten, aber damit auch zukunftsoffenen Situation. Adam der Mensch hat das Paradies verloren, er ist unsicher geworden, seine Nacktheit wird zum Problem, er weiß sich ungeschützt und wird unstet werden. Vertreibung, Arbeit, Mühe und schließlich Tod sind sein Schicksal. Und trotz allem: Eva gilt als die Mutter des Lebens, Gottes Fürsorge gilt Adam wie Eva, sie bleiben nicht nackt, sie bleiben behütet, es geht weiter.
Diese Erzählung von der Vertreibung aus dem Paradies symbolisiert die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und des menschlichen Miteinanders, meint damit das, was wir gerade in der Welt erleben: Nationalismus, Fremdenhass, Krieg, Zerstörung der Umwelt und Klimakatastrophen, eine völlig neue und verstörende Dimension der Bedrohung der Schöpfung, menschliches Verhalten, wie es schlimmer und dümmer kaum sein könnte. Im Kontext der adventlichen Erwartung stellt sich aber zugleich die Frage, was wir dennoch zu erwarten und zu hoffen haben, wann und wie die versprochene Fürsorge erfolgt, wo und wie dieser Gott bei uns sein und zu uns kommen wird. Eine Antwort liegt in der Hoffnung auf das weihnachtliche Geschehen, der Inkarnation Gottes in Jesus Christus, und das bedeutet, dass nach christlichem Glauben der ewige Gott menschliche Körperlichkeit annimmt und sie durch Leid und Tod hindurch von allem Mangel und Verlust erlösen wird.
Im Cityadvent 2024 begegnen und ergänzen sich also künstlerische und religiöse Fragestellung. Die Skulpturen, wie sie Aron Demetz gestaltet hat, zeigen mit geradezu biblischer Wucht Größe wie offene Stellen des Menschseins. Sie regen an zu staunen, zu fragen und nach der eigenen Erzählung vom Leben zu suchen. Voraussetzung ist eine aufmerksame Beobachtung. Im Gespräch mit dem Künstler wurde immer wieder deutlich, wie genau er sein Material wählt, wie er dessen Veränderungen einschätzt und wie er es in der Formensprache seiner Kunst so verändert, dass es ethische wie existenzielle Bedeutung gewinnen kann. Es zeigt Wandel und Vergehen an, die Skulpturen verweisen dann aber doch auch auf Heilung und eine innere, rätselhaft unzerstörte und möglicherweise unzerstörbare Würde.
Die Besucher sind also eingeladen sich mit den Werken von Aron Demetz auseinanderzusetzen und sich dabei der zutiefst adventlichen Frage zu stellen:
Mensch…wo bist du?
Künstler: Aron Demetz, St. Ulrich, Südtirol
Künstlerische Leitung, Kurator: Rupert König, Kirchenfoyer, Münster
Projektleitung: Markus Kortewille
Text: Klaus Herold