Eddie Van Halen † 6. Oktober 2020
Edward Lodewijk „Eddie“ Van Halen (* 26. Januar 1955 in Amsterdam, Niederlande; † 6. Oktober 2020 in Santa Monica, Kalifornien, Vereinigte Staaten) war ein niederländisch-US-amerikanischer Rockmusiker und einer der stilprägendsten und einflussreichsten Gitarristen des Rocks und verwandter Musikrichtungen. Im Oktober 2012 wurde Van Halen von den Lesern der Guitar World zum besten Gitarristen aller Zeiten gewählt. In einer Liste der besten Gitarristen des Rolling Stone belegt er Rang acht. Er war, wie sein Bruder Alex Van Halen, seit der Bandgründung 1972 Mitglied der Hard-Rock-Band Van Halen.
Leben
Edward van Halen wurde 1955 in den Niederlanden als Sohn von Jan van Halen und der aus Niederländisch-Indien stammenden Eugenia van Halen geboren und kam durch seinen Vater, einen professionellen Saxophonspieler und Jazzklarinettisten, schon früh mit Musik in Berührung. Als die Familie 1962 in die USA zog, spielte er, klassisch unterrichtet, bereits Klavier und begann, animiert von The Beatles, Schlagzeug zu lernen. Inspiriert durch Jimi Hendrix und sein großes Vorbild Eric Clapton von der Gruppe Cream tauschte er bald mit seinem Bruder, dem späteren Schlagzeuger Alex Van Halen, die Instrumente und lernte Gitarre. Zusammen gründeten sie eine Band. Als sich später in der High School die spätere Besetzung herauskristallisierte (1974 gründeten die Brüder Van Halen mit Michael Anthony und David Lee Roth die Gruppe Mammoth bzw. Rat Salad), wurden sie von dem Produzenten Ted Templeman entdeckt. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum Van Halen (1978) sorgte für einen kometenhaften Aufstieg zur am besten bezahlten Liveband und machte Eddie Van Halen über Nacht zu einem der bekanntesten Gitarristen. Nach der Trennung von dem Sänger David Lee Roth entwickelte sich die Band in eine mehr songorientierte Richtung. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn das einflussreiche Guitar Player Magazin bereits öfter zum besten Gitarristen der Welt gewählt als jeden anderen.
Er war mit der amerikanischen Schauspielerin Valerie Bertinelli verheiratet. Aus dieser Ehe entstammt sein Sohn, Wolfgang Van Halen (* 1991). Die Ehe wurde im Dezember 2007 geschieden.
Der langjährige Alkoholiker und Kettenraucher Edward Van Halen rang in seinen späteren Lebensjahren u. a. mit einer Zungenkrebs-Erkrankung. Im Frühjahr 2007 besuchte er eine Alkoholentzugsklinik mit dem Erfolg, dass die Reunions-Tournee im darauffolgenden Herbst stattfinden konnte. 2009 hatte er einen Cameo-Auftritt als er selbst in der ersten Folge der siebten Staffel von Two and a Half Men.
Am 6. Oktober 2020 erlag Van Halen im Alter von 65 Jahren im Saint John’s Health Center in Santa Monica den Folgen von Kehlkopfkrebs.
Stil
Ted Templeman legte im Jahr 1977 der Musikzeitschrift Guitar Player ein Demo der Band Van Halen vor. Der zweite Titel des Tapes, das 1:42 Minuten lange Instrumental Eruption, führte einen ungewöhnlichen Gitarrenstil vor: mit bisherigen Mitteln schier unspielbare Vibratohebel-Effekte, extreme Modulationseffekte und eine Technik, die die Redakteure beeindruckte. Den Höhepunkt des Stücks bildet der Schluss: ein schnelles Spiel, das zum einen nicht nach Wechselschlag klang und zum anderen in dieser Geschwindigkeit nicht spielbar schien.
In ihrem Artikel spekulieren die Redakteure über Keyboardtricks, schneller abgespieltes Band oder über zwei zusammengemischte Gitarren. Das Geheimnis um seine Spieltechnik wurde dadurch verstärkt, dass Van Halen sich bei Live-Auftritten vom Publikum abwandte, wenn er seine Soli spielte. Später kamen jedoch einige Gitarristen wie Randy Rhoads oder Steve Vai hinter das Geheimnis dieser neuen Technik, und im Jahre 1982 erklärte Van Halen seine Spielweise öffentlich im Guitar Player. Das Tapping wurde Markenzeichen seines Stils.
Die Erweiterung des Legatospiels mit der rechten Hand, indem sie nicht anschlägt, sondern selbst auf einen Bund hämmert und dann auf den gegriffenen Ton der linken Hand abrollt, geht in der Rockmusik ursprünglich auf Steve Hackett zurück und wurde in der Folge von vielen Rock-Gitarristen praktiziert, darunter Gary Moore, Brian May, Harvey Mandel, oder Jimmy Webster. Inspiriert zu dieser Spieltechnik wurde Eddie van Halen vor allem durch Jimmy Page, dessen Solo im Song Heartbreaker auf dem Album Led Zeppelin II der britischen Rockgruppe Led Zeppelin auf dieser Technik basierte. Van Halen integrierte das Tapping besonders konsequent und sehr virtuos in seine Spielweise. Am bekanntesten ist die sogenannte Van-Halen-Triole geworden, die am Ende von Eruption zu hören ist.
Das Tappingspiel von Eddie Van Halen hat viele Facetten und Varianten zu bieten, wie etwa das Einbeziehen von leeren Saiten oder die getappten Flageoletttöne (englisch harmonics), die entstehen, wenn man einen Ton greift und exakt eine Oktave – also zwölf Bünde höher – auf das Bundstäbchen hämmert (etwa in Spanish Fly, deutsch „Spanische Fliege“, ein auf einer Gitarre mit Nylonsaite gespieltes Solostück). Van Halen spielt teilweise ganze Riffs mit „getappten“ Obertönen, indem er Töne mit der linken Hand greift und durch das Anschlagen auf dem Bundstäbchen im 4., 5., 7., 9. oder 12. Bund über dem Ton harmonische Obertöne erzeugt (vgl. Aftershock). Auch weite, getappte Legatolinien über mehrere Saiten (vgl. Jump) gehören zu seinem Repertoire.
Später wurde die Technik durch Gitarristen wie Steve Lynch oder Jennifer Batten noch erweitert, indem diese nicht nur einen Finger, sondern alle vier Finger der rechten Hand zum Tapping benutzten und somit noch mehr Töne pro Saite anschlagen konnten (Two hand tapping).
Tremoloeinsatz
Eddie Van Halen war ebenfalls auf dem Bereich der Gitarrentechnik innovativ. Eines der Hauptprobleme beim Einsatz des Tremolos – mit dem auch Jimi Hendrix zu kämpfen hatte – war, dass sich die Saiten schnell verstimmten, da die Mechaniken den Belastungsschwankungen durch das Erschlaffen und Anspannen der Saiten nachgaben. Folglich konnten keine großen Vibratoaktionen vollzogen werden – jedenfalls nicht, wenn anschließend wieder ein geregeltes Spiel folgen sollte. Van Halen baute eine Blockierung auf seine Fender Stratocaster – die er Ende der 1970er Jahre noch spielte – und zwar unmittelbar auf den Sattel, also zwischen Kopfplatte und Griffbrett, sodass die Spannungsschwankungen die Mechaniken nicht erreichten. Diese wegweisende Technik findet sich als Grundkonzept in vielen Locking-Tremolosystemen verschiedener Hersteller. Mit dieser technischen Grundlage konnte Van Halen extreme Formen des Tremoloeinsatzes in seinen Stil integrieren. Später lieferte die hannoversche Firma Rockinger – über den amerikanischen Gitarrenbauer Kramer – mit dem Tru Tune Tremolo das erste Fine Tuning Tremolo der Welt unter anderem auch an Eddie Van Halen aus. Die Messerkantensysteme von Floyd Rose zogen nach.
Als Beispiel sei hier seine Gitarrenarbeit im Solo des Michael-Jackson-Songs Beat it (wobei das Solo nicht am Stück eingespielt wurde) genannt: Der ungestüme Rhythmus, der überraschende Einsatz von Harmonics sowie der unvermittelte, aber dennoch fließende Gebrauch des Vibratohebels machen Van Halens Stil so unberechenbar. Sein Repertoire in dieser Technik ist vielschichtig. Am Anfang dieses Solos imitiert er eine sich öffnende Tür; auch Melodiephrasierungen (vgl. Baluchitherium) oder der Einsatz in der Rhythmusarbeit (vgl. Ain’t talkin’ ’bout love) sind typische Spielweisen von Eddie Van Halen.
Rhythmusarbeit
Da er – ebenso wie Jimi Hendrix in seiner Band Experience – lange Zeit der einzige Gitarrist in der Band war (zwischendurch spielte Sänger Sammy Hagar eine zweite Gitarre), verband auch Van Halen das Rhythmusspiel mit der Sologitarre. Er verwendete alle oben besprochenen Techniken auch im Rhythmusspiel und schuf somit einen fließenden Übergang zwischen seinen rhythmischen Pentatonikriffs und dem Soloteil, der meistens kurze Gesangspausen ausfüllt (vgl. Panama). Van Halen setzte das Rhythmusspiel somit auf eine technisch viel anspruchsvollere Stufe: er spielte die ersten beiden Alben fast ohne Overdubs ein.
Ton
Lange wurde bei Eddie Van Halens Ton immer vom „brown sound“ gesprochen. In einem Interview mit dem Billboard Magazin im Juni 2015 hat Van Halen allerdings klargestellt, dass er mit dieser Bezeichnung ursprünglich gar nicht seinen Gitarrensound zu umschreiben versuchte, sondern den Klang der Snaredrum seines Bruders Alex Van Halen. Diese „...klingt so als ob er auf einem Baumstamm trommeln würde. Sehr organisch. Es war also nicht mein brauner Klang. Es war Alex' Klang.“
Equipment
Gitarren
Eddie Van Halen ist für seine selbstgebauten und modifizierten Gitarren bekannt, wie zum Beispiel der Frankenstrat. Es handelt sich in der Regel um E-Gitarren der Stratocaster-Bauweise, die mit einem Humbucker in der Stegposition ausgestattet sind. Um 1979 baute Eddie Van Halen noch ein Floyd Rose-Tremolosystem ein und war damit einer der Ersten, die dieses Modell benutzten.
Verstärker
In den ersten Jahren von Van Halen verwendete Eddie einen 100 Watt Marshall mit Celestion-Lautsprechern. Dazu verwendete er einen Variac-Transformator, um die Lautstärke des Verstärkers zu verringern. Dies war notwendig, um den Verstärker auch in kleineren Klubs nutzen zu können, denn Van Halen war vorher schon öfters wegen der enormen Lautstärke mit Klubbesitzern aneinandergeraten.
Zwischen 1993 und 2004 hatte Van Halen einen Endorsement-Vertrag mit Peavey, die die 5150-Verstärkerserie herstellten, an deren Design und Entwicklung er beteiligt gewesen war.
Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wurde der Verstärker in „Peavey 6505“ umbenannt, wobei das Aussehen leicht modifiziert wurde. Die Elektronik blieb jedoch unverändert.
Eddie Van Halen benutzte zuletzt Fender-Equipment. Fender baute für ihn den dreikanaligen 5150 III-Verstärker. Eine Komboversion des 5150 III mit einer Leistung von 50 Watt, zwei Lautsprechern und eine 50 Watt-Version des Heads werden ebenfalls hergestellt.
„Die Welt dreht sich weiter
Im Lauf der Zeit
Es gibt nichts was für immer bleibt..."
R.I.P. Eddie
PS: Weitere Infos findest Du/Ihr unter
https://www.tagesschau.de/ausland/van-halen-103.html