@free_minded - 26.02., re "Seemann"
Thx für das "Seemann"-Triptychon.
zur RAMMSTEIN-Version: Lindemann mutiert zum Säusel-Till. Die Ode an den Sailor glaub ich ihm nicht. Auch wenn das Original von Rammstein-Bassist Oliver Riedel (
gebürtiger Rostocker mit Affinität zu maritimen Melodramen) stammt.
zur Rummelsnuff-Version: säuft irgendwie ziemlich ab, irgendwo vor der Insel der Jugend in der Rummelsburger Bucht.
zur Hagen-Version:
Oh ja.
La Nina entblösst mit ihrem Oktavenritt an der Seite der Apocalytischen Reiter und getrieben von deren "
Erbarmen !" flehenden Cello-Schlägen (sic!) das Weill'sche Element dieses epochalen Stücks.
Gerade so als hätten Kurt Weill und sein lyrodramatischer Bruder des Wortes Bert Brecht den "Seemann" im Nachklang zu einer erheblichen Vodka-Séance in einer morgengrauenden Oktobernacht gemeinsam ertextet und komponierend ersummt. Sinnierend auf den ausgetretenen Granitstufen einer Kaimauertreppe am Schiffbauerdamm. Schädelschwer am Rand eines melancholischen Deliriums schwankend. Um die feuchtgewellte Notizbuchseite mit den Worten und Noten des "Seemanns" im Keller des Berliner Ensembles beim lallenden Aufbruch in den Tag zu vergessen.
Auch wenn nicht Brecht/Weill die Urheber waren - "Seemann" steht in der Tradition dieser Schöpfer zeitloser Klassiker -
und die Hagen verkörpert und beseelt die Tiefe und das Drama eines solchen Stückes mit unvergleichlicher Empathie und Hingabe.
Allerdings bevorzuge ich den Original-Clip des "Seemanns" aus 2003: