Die Gedanken sind frei - Pete Seeger
MUSIK UND TEXT
Der Text stammt um das Jahr 1780, der Dichter ist unbekannt. Die Melodie stammt um das Jahr 1810, auch der Komponist ist unbekannt.
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
Der Text wurde 1780 zum ersten Mal auf anonymen Flugblättern veröffentlicht. Etwa dreißig Jahre später entstand die Melodie dazu. 1842 wurde das Lied von Hoffmann von Fallersleben in seiner Sammlung "Schlesische Volkslieder" veröffentlicht. Die Grundidee allerdings, die stammt mindestens aus dem 13. Jahrhundert. In Versform gefasst hat sie offenbar erstmals ein süddeutscher Sinnsprücheschreiber namens Freidank:
diu bant mac nieman vinden,
diu mîne gedanke binden.
man vâhet wîp unde man,
gedanke niemen gevâhen kan.
Die Bänder wird niemand finden,
die meine Gedanken binden.
Man fanget Weib und Mann,
Gedanken niemand fangen kann.
Freiheit im Denken war aber nicht immer etwas Selbstverständliches. Dieses Privileg stand lange Zeit nur den Herrschenden zu. Untertanen hatten sich ihnen auch im Denken anzuschließen. Heutzutage nehmen sich dieses Recht nur noch Diktaturen heraus. Weil das Konzept der Gedankenfreiheit seit der Aufklärung unterdrückten Völkern und Individuen Trost und Hoffnung spendete, hat das Lied viele Umdichtungen und Aktualisierungen erfahren. Wir finden es in "Des Knaben Wunderhorn", Gustav Mahler hat es vertont, und Sophie Scholl stellte sich im August 1942 abends an die Gefängnismauer und spielte ihrem inhaftierten Vater die Melodie auf der Flöte vor. Und es gibt wohl kaum ein Volkslied, das so oft von Rock- und Punkmusikern gespielt worden ist wie "Die Gedanken sind frei". Es ist eine Wahrheit, die tatsächlich für alle Seiten und Zeiten gilt.