Angriffe und Angriffe
Ich vertrete die Meinung, dass sich manch ein nikotinsüchtiger Mensch nicht wundern darf, wenn er das Gefühl erleidet, angegriffen zu werden. Der Grund dafür ist in den meisten Fällen ebenso einfach wie nachvollziehbar - ohne das allgemein gut heißen zu wollen:
Das Verhalten der überwiegenden Zahl nikotinsüchtiger Menschen ist rücksichtslos, ignorant, aggressiv, sozial unverträglich, ungehobelt, unzivilisiert. Dabei unterstelle ich aber nur den Wenigsten eine Absicht bei der Offenlegung dieser Verhaltensweisen und Eigenschaften - sie sind ein nahezu zwangsläufiges "Nebenprodukt" der Nikotinsucht.
Um die Worte nicht einfach nur in den Raum zu werfen, sondern sie auch zu begründen, werde ich etwas ausführlicher schreiben.
Rücksichtslos sind Nikotinsüchtige, wenn sie die Meinung vertreten und ausleben, dass sich die Welt nach ihnen richten muss. Rücksichtslos sind Nikotinsüchtige, wenn sie sich einfach ihre Zigaretten, Cigarren & Co. anzünden und damit den Menschen in ihrer Umgebung aufbürden, den stinkenden, giftigen und sich in Kleidung wie Haaren festsetzenden Rauch zu ertragen oder das Feld zu räumen.
Ignorant sind Nikotinsüchtige, wenn sie immer wieder die Tatsache ignorieren, dass der Akt des Rauchens keine Privatsache ist, sofern sich andere Menschen in der Umgebung befinden. Ignorant sind Nikotinsüchtige, wenn sie missachten, dass der Akt des Rauchens Mitmenschen belästigt und/oder schädigt.
Aggressiv sind Nikotinsüchtige, wenn sie mit verbaler Gewalt reagieren, sofern jemand um das Abstellen des Rauchens bittet oder dazu auffordert. Aggressiv sind Nikotinsüchtige, wenn sie geltende Gesetze missachten, Rauchverbote missachten und die, die sie darauf hinweisen, auf niederstem Niveau beleidigen oder gar physisch bedrohen.
Sozial unverträglich ist es, wenn Nikotinsüchtige ihre Sucht auf Kosten anderer Menschen ausleben. Sozial unverträglich ist es, wenn Nikotinsüchtige ihre eigene Wohnung rauchfrei halten wollen, aber ihren Nachbarn durch Rauchen auf dem Balkon o.ä. die Wohnung "zuqualmen"
Ungehobelt ist es, wenn Nikotinsüchtige die Reste ihrer Droge einfach auf den Boden werfen - oft nicht einmal löschen. Ungehobelt ist es, den Dreck der eigenen Drogen überall zu verteilen, kurz vor dem Einsteigen in U-, S-Bahnen oder Busse noch einmal tief zu ziehen und den Rauch in den Fahrgastraum zu blasen.
Unzivilisiert ist das gesamte Erscheinen und Auftreten von Nikotinsüchtigen
Deshalb entsteht Wut, Unmut, Aggression auch auf der "Gegenseite", die eigentlich keine ist aber zur Gegenseite gestempelt wird. Wer einen Gutteil seines Lebens durch Rauch in seiner Lebensqualität benachteiligt wird, des Platzes verwiesen wird, zu Zwangsmitgliedschaften in dubiosen Clubs genötigt wird, Brandflecken in der Kleidung ertragen muss oder trotz Asthma vollgequalmt wird, wer als Nichtraucher einen verqualmten Arbeitsplatz hat, oder wer eine Wohnung besitzt, die von nikotinsüchtigen Nachbarn vollgequalmt wird, der empfindet Abscheu, Ekel und manchmal auch - nach langer Zeit - Hass. Einige können das nicht so gut unter Kontrolle halten.
Vereinfacht gesagt: Wie es in den Wald rein ruft, so schallt es auch zurück.
Wer als Nikotinabhängiger ein dünnes Fell hat und sich dann darüber echauffiert, der sollte sich einfach mal zwei Minuten Zeit nehmen und sich vorstellen, wie es ihm in ähnlicher Situation gehen würde.
Nicht auf den Nikotinsüchtigen ist Rücksicht zu nehmen, nicht ihm ist Sonderbehandlung zu gewähren. Weder Staat noch Gesellschaft haben die Pflicht, Drogenkonsum bequem, billig oder gar einfach zu gestalten - das Gegenteil ist der Fall.
Wer damit nicht klar kommt, der hat ja die Freiheit und Möglichkeit, einfach mit dem Rauchen aufzuhören - und in der Tat ist das einfacher, als manch eine(r) denkt: Die Halbwertszeit von Nikotin im Körper beträgt nur wenige Stunden - in weniger als einer Woche ist der Körper "entzogen". Keine lange Leidenszeit, keine Medikamente - nur etwas Selbstdisziplin und ein abrupter Stopp des Nikotinkonsums sind nötig.
Und wer das nicht will oder kann, der hat sich einfach damit abzufinden, dass nicht die Menschen um ih herum ein Problem haben, nicht die Menschen um ihn herum Rücksicht nehmen müssen, sondern er das Problem hat, er Rücksicht üben muss.
Wenn sich das langsam in der Gesellschaft festigt, dann wird auch die Aggressivität zurück gehen - und zwar auf beiden Seiten.
Wer selbst - ob bewusst oder unbewusst - andere Menschen angreift - und Nikotinsüchtige machen das sowohl physisch als auch psychisch - der darf sich nicht wirklich wundern, wenn er seine eigene Medizin bekommt.
Auf der anderen Seite plädiere ich persönlich aber trotz allem dafür, sachlich zu bleiben und nicht unter die Gürtellinie zu gehen.
LG,
Rick