Nichtraucher und Job
Als Nichtraucher ist man im Job oftmals ein Außenseiter. Diese Erfahrung konnte ich immer wieder über die Jahre hinweg aus verschiedenen Perspektiven beobachten.
Raucher gehen in ihren kurzen Pausen zusammen rauchen. Viele Unternehmen bieten hierfür Raucherräume an. Als Neueinsteiger ohne dieses Bedürfnis kommt man in seinen Pausen mit sehr vielen Leuten nicht ins Gespräch - es sei denn, du gehst mit oder rauchst einfach. Einige wenige meiner Mitarbeiter sind Nichtraucher und setzen sich dann in die meist leere Küche, aber der Raucherraum brummt.
Ich war selber jahrelang dabei. Dort lernt man neue Leute aus anderen Abteilungen kennen. Man erweitert sein soziales Netzwerk. Man hört die Gerüchte als erstes. Man tauscht internes Wissen aus. Knüpft freundschaftliche Kontakte durch's Anbieten, Anzünden, was auch immer. Wer irgendwo neu anfängt, findet am schnellsten Bezug zu seinen Kollegen im verbrüderten Raucherraum.
Irgendwann habe ich das Rauchen aufgehört. Anfangs bin ich noch ohne Zigarette mit in den Raucherraum gegangen, um dort meine kleinen Pausen zu verbringen, die mich weg von dem Bildschirm brachten. Aber ihr wisst, wie das ist: irgendwann riecht man anders, schmeckt man anders, etc. Es kam also der Zeitpunkt, an dem ich den Gestank wahrnahm - und es nicht mehr aushalten konnte. Von da an hat sich merklich einiges verändert.
Zudem ist mir aufgefallen, dass ich viel weniger Pausen einlege als zuvor und wie oft Raucher eigentlich Pause machen. Es fiel mir zum einen an meinen Mitarbeitern auf und deren Pausenzeiten, zum anderen aber auch an meinen eigenen Kollegen, die sich natürlich noch mehr rausnehmen konnten als der "gewöhnliche Sachberarbeiter". Es hat mich an manchen Tagen zu Tode genervt, dass externe Anrufe ständig bei mir rauskamen und ich meine Aufgaben kaum konzentriert erledigen konnte, weil meine Kollegen wieder alle am Telefon abgemeldet waren, um nach 15 Minuten wieder eine zu rauchen. Und mein Chef raucht auch.
Dieser ging mittlerweile an meinem Büro vorbei und holte nun nur noch die anderen Manager zum Rauchen ab. Mir war's auf der persönlichen Ebene recht, aber jobtechnisch waren die anderen immer informierter und viel mehr auf Tuchfühlung.
Extrem aufgefallen ist mir eine Art Unhöflichkeit als wir unter uns Kollegen abends Essen gegangen sind. Es war Winter. Nur eine weitere Kollegin und ich waren NR, während 5 weitere Raucher waren. Nach dem wir wirklich sehr nett und lustig gegessen haben und die Stimmung gut war, wollte ein Kollege rauchen, was in dem Lokal natürlich nur draußen möglich war. Und prompt standen alle 5 gemeinsam auf, um das Lokal zu verlassen, eine Unruhe entstand, Jacken wurden angezogen, Stühle geschoben. Meine Kollegin und saßen völlig plötzlich verdutzt allein am Tisch - uns schräg gegenüber. Selbstredend wurden wir gefragt, ob wir mitkommen wollen, aber ganz ehrlich: wozu? Wir haben zu zweit über die Skurilität gelacht, aber dennoch war es für mein Empfinden "schlechtes Benehmen".
Als Nichtraucher ist man in vielen Situationen noch Teil einer Minderheit. Gerade in stressigen Jobs. Ich habe mich damit abgefunden, dass es so ist, und stehe darüber, dass man als Nichtraucher entweder sich der Masse der Raucher anschließt, oder eben damit lebt, Einschränkungen hinzunehmen. Allerdings waren es wirklich solche Momente, in denen ich mich gefragt habe:
Muss das wirklich sein?