In uns steckt mehr, als wir uns zutrauen
Sicherlich waren Sie schon einmal im Zirkus und haben die mächtigen Elefanten bewundert. Vielleicht haben Sie dort bemerkt, dass die Elefanten an einem relativ kleinen Pflock angekettet waren. Hat Sie das nicht erstaunt?
Haben Sie sich nicht gefragt, wie es möglich ist, ein so starkes Tier an einen so kleinen Pflock anzuketten?
Für den Elefanten müsste es doch ein Leichtes sein, diesen Pflock herauszureißen und sich zu befreien, oder?
Des Rätsels Lösung ist: Als Baby hat man den Elefanten ebenfalls an einen solchen Pflock angekettet.
Als er noch klein war, hatte er noch nicht die Kraft, um sich zu befreien. So sehr er es damals auch versuchte, es misslang.
Je öfter er vergeblich versuchte, sich zu befreien, je mehr er als Baby die Erfahrung machte, dass er hilflos war, dass der Pflock stärker war, umso mehr "glaubte" er es und schließlich gab er auf.
Der Elefant hatte gelernt, hilflos zu sein und diese Erfahrung war von nun an unauslöschbar ein Teil seiner Welt.
Als er älter wurde und die Kraft hatte, sich loszureißen, versuchte er es gar nicht erst, da er als Baby Hunderte und vielleicht Tausende Mal die Erfahrung gemacht hatte, dass es zwecklos ist, weil er zu schwach ist.
Die darin enthaltene Lebensweisheit
Ähnlich lernen auch wir Menschen, uns hilflos zu fühlen.
Aufgrund vergangener Erfahrungen und Krisen, in denen wir uns keinen Rat wussten, in denen wir uns hilflos fühlten, hat sich bei uns die Überzeugung breit gemacht, dass wir wehr- und hilflos sind – auch wenn wir es tatsächlich gar nicht sind, ebensowenig wie der ausgewachsene Elefant.
Da wir jedoch lediglich gelernt haben, uns in verschiedenen Situationen hilflos zu fühlen, können wir lernen, wieder mehr Selbstvertrauen zu bekommen und uns mehr zuzutrauen.
Und wie macht man das?
Statt seinem Gefühl zu folgen, schwach zu sein, müsste der Elefant nur kräftig an seinem Pflock rütteln. Er müsste überprüfen, ob das, was er "glaubt", auch wahr ist.
Es geht also darum, nicht auf seine Gefühle zu hören, sondern stattdessen aktiv zu überprüfen, ob wir uns etwas nur einreden oder ob es tatsächlich auch so ist.
Wir werden nie wissen, wozu wir fähig sind, wenn wir auf unsere Ängste hören oder uns von negativen Erfahrungen unserer Vergangenheit leiten lassen.
Täten wir alles, wozu wir imstande sind, dann würden wir uns und unsere Mitmenschen in Erstaunen versetzen. So aber nutzen wir nur wenige unserer Talente und Fähigkeiten. Schade.
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Wenn du glaubst, stark zu sein, machst du aus dir einen Goliath. Wenn du glaubst schwach zu sein, machst du aus dir einen Schwächling.
(Doris Wolf, Rolf Merkle)