„Es sind Ehen die nicht getrennt werden aus materiellen Gründen. Meist fehlt NUR der Sex und den sucht man dann auswärts.
Dieses Statement zeigt mir für mich zwei Dinge: Einerseits, dass du eine Sicht von offener Beziehung und Ehe hast, welche wohl nicht von alle geteilt wird. Und andererseits auch, dass ich eine Suche eines Partners im umfeld der offenen Beziehung, im Gegensatz zur Polyamore, für deine Wünsche nicht als erfolgsversprechend sehe.
Zum ersten Teil: Meine Interpretation deines Satzes ist, dass es sich nicht lohnt, eine Ehe aufrecht zu erhalten, wenn der Sex nicht mehr stimmt aber sonst alles gut ist. Da bin ich anderer Meinung. Dass sich die Sexualität in einer langjährigen Beziehung ändert und ein Paar an einem Punkt zum Schluss kommt, dass es nicht mehr so ist wie sich dies beide wünschen, ist nichts aussergewöhnliches sondern eher die Regel. Es gibt auf diese Situation viele verscheidene Möglichkeiten zu reagieren, eine davon kann eine offene Beziehung sein. Sei es, weil sich beide ausserhalb weiter entwickeln und es vielleicht auch weider in die Kernbeziehung hinein bringen, sei es, weil sie sich zu weit auseinandergelebt haben betreffend den sexuellen Bedürfnissen und diese eben mit anderen PartnerInnen ausleben. Deshalb eine funktionierende und wohlwollende Beziehung zu zerstören fände ich sehr schade wenn nicht sogar leichtsinnig.
Daher ist es sehr wohl öfters der Fall, dass neben der Hauptbeziehung, in welche auch der Hauptteil der Resourcen (Zeit) hineinfliessen, Nebenbeziehungen geführt werden, die für beide Beteiligte eine Bereicherung sind.
Zum zweiten Teil, der Polyamorie: Gerade da sehe ich den Unterschied in den Resourcen, welche für diese verschiedenen Bezeihungen vorhanden sind, anders als bei einer offenen Beziehung. Es gibt durchaus Poly-Orientierte Menschen, welche keinen Hauptpartner sondern gleichberechtigte Partner sehen und sich auch so verhalten.
Übrigens: Dass es in einer Zweitbeziehung im Rahmen einer offnene Beziehung nicht auch einen grossen Tiefgang mit Gefühlen füreinander geben kann, kann ich auch nicht bejahen. Ich hatte schon mehr als eine Beziehung, bei welcher eine grosse Tiefe und Gefühle füreinander vorhanden waren/sind. Es sind aber nicht unbedingt die gleichen Gefühle wie die tiefe Liebe zum einer Lebenspartnerin und Frau. Trotzdem behaupte ich, bin ich in den gemeinsamen Stunden mit meiner Liebhaberin sehr präsent und kann meine Gefühle für sie auch zeigen.