Ich glaube die Erfordernis der Persönlichkeitsentwicklung hängt damit zusammen, wie man anfangs die Beziehung und die Rollen in dieser definierte. Geht eine Beziehung mit Besitzdenken einher, folgt sie einem patriarchischem Rollenbild, unterdrückt sie das "Ich" für das "Wir"?
Auch in einer Beziehung ist doch jeder ein eigenständiger Mensch mit eigenen Wünschen, Neigungen, Interessen. Sicherlich hat man eine Beziehung um vieles gemeinsam zu unternehmen, zu teilen und miteinander zu erleben. Doch warum soll man sich oder den Partner in seinem Selbst unterdrücken, nur weil man eine Partnerschaft eingegangen ist. Und wie Ihr ja schon geschrieben habt geht es dabei ja nicht nur um Sex sondern um das Ganze Sein als Mensch. Denn wo fängt eine offene Beziehung an? Erst beim Sex, beim Flirten, beim veganen vs carnivorem Essen, bei unterschiedlichen Serien die man schaut? Eigenständigkeit in der Beziehung ist doch immer ein Schritt weg von der Unterdrückung hin zu einer gleichberechtigten, offenen Partnerschaft.
Bei uns entstand die Beziehung im Laufe der Zeit aus einer reinen Spielbeziehung. Eigentlich wollten wir uns beide nicht binden, waren dann aber irgendwann doch solange zusammen, dass wir es eben doch als Beziehung deklarierten. Und das ist nun schon über 14 Jahre her.
Die Offenheit und Freiheit der Spielbeziehung haben wir aber nie abgelegt, auch wenn wir nun bewusst offener Kommunizieren wenn einer von uns allein unterwegs ist. Doch auch dies entwickelte sich selbstständig im Laufe der Zeit die wir zusammen waren.
Nach wie vor freuen wir uns für den Anderen wenn er/sie Spaß und Abwechslung hat, sind froh wenn der Partner Neigungen, die wir gemeinsam nicht teilen, anderenorts auslebt und so eben jeder bleiben kann wie er/sie ist ohne sich für den Anderen verbiegen zu müssen.
Das Beziehung im traditionellen Sinn immer noch (oder schon wieder?) mit Besitzdenken und der "angepassten Frau" verbunden wird zeigt sich leider immer wieder. Erst gestern wurde meine Frau auf Ihrem Single Profil gefragt ob sie sich denn allein mit Anderen treffen dürfe ohne das mit mir abzusprechen und ob ich nicht dagegen hätte. Als wenn meine Frau meine Erlaubnis bräuchte um eigene Entscheidungen zu treffen, als wenn sie nicht selbst bestimmen könnte was sie mit ihrem Körper anstellt.
Und das Selbe gilt natürlich auch für mich. Auch ich habe das Recht zu tun was ich möchte, denn warum sollte es sie oder mich verletzen, beschämen, oder sonstiges in der Art wenn jeder sein eigenes Leben lebt, solange man es offen kommuniziert.
Denn die offene Kommunikation über Dates und neue Spielpartner ist für uns wichtig. Die Meinung des Anderen zu hören, diesem mitzuteilen was man mit wem und wann vor hat oder getan hat ist für mich Voraussetzung für das Gelingen der Partnerschaft in der offenen Beziehung. Nicht aus Kontrollgründen sondern sowohl aus Interesse am Leben des Anderen als auch aus Gründen der Ehrlichkeit. Heimlichkeit und Verschleierung gehen immer einher mit Lügen und Betrügen und das widerspricht meiner Meinung nach einer funktionierenden gleichberechtigten Partnerschaft.
Doch hat dies für mich nichts mit Selbstentwicklung aufgrund des offenen Beziehungsmodells zu tun sondern einfach mit grundsätzlichem Respekt gegenüber dem Partner, wie er in jeder Beziehungsart vorhanden sein sollte.