Punkrock in Kolumbien.
In Kolumbien in den Grosstädten gibt es eind super tolle Punkszene. Tolle Bands, hübsche Frauen (sehr emanzipiert ohne Emanze zu sein), Punx wie in den 80èrn hier, nur mit Ohrtunneln, geile Konzerte.
Deutschsprachiges ist sehr beliebt. Die kennen deutsche Bands teilweise besser als wir und sind bei Konzerten Textfest.
Letztes Jahr war ich mit den Mülheimer BLUTTAT dort.
Erstaunlicherweise, was sie selber nicht wussten sind sie dort Mega Stars. Da die Musikverbreitung dort teilweise immer noch über Kassetten erfolgt.
Einen ausführlichen Reisebericht findet Ihr im Anhang.
Unter Geiern oder BLUTTAT in Columbien
Medellin eine Stadt im Zentrum Kolumbiens, über der die Geier (Condor) wie bei uns die Raben kreisen.
Gebeutelt von Drogen- und Bandenkriegen, in der ein Menschenleben, in den 80èr und 90èr Jahren, nichts wert war, erholt sich langsam.
Im April 2017 erfuhr ich, dass BLUTTAT eine Kolumbientournee plant.
Mir schien das so unwahrscheinlich, dass ich Hans – Uwe, der Bassist, ein Freund, den ich seit den frühen 80`ern kenne, kontaktierte.
Er teilte mir mit, dass Bluttat Stars in Kolumbien sind. Er lud mich ein mitzureisen und ich sagte zu.
Punks in den waren in den Mitt 80`ern in Kolumbien verhasst und wurden unter dem Drogenkönig Pablo Escobar oft zu Killern ausgebildet oder getötet.
Es gab aber eine gute gesunde Punkszene im Verborgenen, Einflüsse aus dem Ausland, Europa oder Tonträger waren rar wie Gold.
2 Exemplare des BLUTTAT Albums, Cash in Voice or Credit Card, wurden auf dem Schwarzmarkt angeboten.
Ein Punk konnte die Geldbörse eines Knabenporno Produzenten entwenden und mit dessen Kohle das andere Exemplar erwerben.
(Den anderen Käufer lernte ich auch persönlich kennen.)
Roberth Punk, in dessen Wohnung ein Teil der Kapelle und ich untergebracht waren, konnte diese Schallplatte für 3 Stunden ausleihen und hat diese auf Kassette gezogen.
Er hat 300 Exemplare kopiert und so fand BLUTTAT in Kolumbien und Südamerika Verbreitung.
Roberth hat damit sein Deutschstudium finanziert, er unterrichtet als Deutschlehrer und war während unseres Aufenthalts ein super Dolmetscher und Organisator.
Durch den Wegzug der Sängerin Anja, nach Berlin 1986 wurde es still um die Band.
In diesem Jahrtausend gab es einige Auftritte von BLUTTAT. In Mülheim Ruhr, der Hamburger Flora und am Höhnie Festival 2016.
Jor, der Gitarrist konnte nicht mitkommen nach Kolumbien und willigte schweren Herzens ein, dass man Ersatz für ihn finden sollte.
1 Gitarrist wurde gesucht und 2 gefunden.
Klaus Vonscheidt, ein Profi und alter Freund von BLUTTAT,der u.a.schon in der Band von Wölli (dem Verstorbenen Ex Drummer, der DTH) gespielt hat.
Sundara Mandelbaum, ein talentierter junger (19) Gitarrist aus Medellin, der dort in einer Punk Band spielt reiste zu den Altpunks nach Mülheim an der Ruhr. Er probte mit ihnen und spielte 2 Konzerte in Düsseldorf und Dortmund mit BLUTTAT.
Der Dampf von 2 Gitarren gibt dem BLUTTAT Sound eine gute harte Dynamik.
Das hören von BLUTTAT gab den gebeutelten Punks in Medellin Kraft und Durchhaltewillen.
Atti und ihre Power als Sängerin, stehen in Kolumbien für Frauenpower und Emanzipation.
1987 verbreitete sich das Gerücht, die Band hätte sich erhängt.
Aus diesen Gründen und wegen der starken, klaren Politischen Haltung wurden die Bluttäter zu Helden.
Roberth reiste einige male nach Deutschland, arbeitete dort, besuchte Festivals und Konzerte. Er versuchte mehr über BLUTTAT herauszufinden.
2012 Spürte er Atti in Berlin auf und konnte sie überzeugen, dass BLUTTAT in Kolumbien gebraucht wird.
Auferstanden von den Toten, planten die Bluttäter, vor allem der Bassist Hans – Uwe Koch eine Kolumbientournee von Deutschland aus.
Atti designte, Aufkleber und T-Shirts.
In Deutschland und Kolumbien wurden T-Shirts und Aufkleber produziert. Schallplatten wurden gepresst.
Paola Drummerin der der Band Polikarpa, bei ihr war der Hauptteil der Band untergebracht, Roberth Punk, Sundara und viele Freunde, organisierten, Proberäume und Konzerte in Kolumbien.
Am 17.11.2017 Reisten wir ab nach Medellin.
Nach 16 Stunden Reise wurden wir von einen ca. 40 köpfigen Empfangskomitee am Flughafen, mit Bannern aufs herzlichste empfangen.
Auf Privatwagen aufgeteilt wurden wir zu einem Begrüssungsumtrunk in die City von Medellin gebracht.
Weitere Fans begrüssten uns, es war toll, wir wurden umarmt, oft unter Tränen, geküsst und fotografiert.
Nie hätten wir mit diesem Empfang gerechnet.
Bei Roberth und Johana wurden wir untergebracht und verwöhnt.
Von dem Wintergarten aus konnten wir über ganz Medellin blicken, da sein Haus oberhalb am Südhang liegt.
Nachmittags trafen wir uns zur Probe, da Sundara und Klaus noch nie zusammen gespielt hatten, es musste geübt werden.
Ca. 60 Freunde die von der Probe in einer wunderschönen Villa, deren unteres Stockwerk als Kulturzentrum und Jugendhaus fungiert, erfahren hatten waren anwesend.
Wieder kam es zu rührenden Szenen, eine junge Frau war extra aus Honduras angereist.
Die Bandprobe artete zu einer guten Party aus.
Am nächsten Tag haben wir ein wenig die Stadt erkundet.
Es gab eine Pressekonferenz in der Bar El Sub.
Abens waren wir in einer art Alphütte oberhalb Medellins mit einem sagenhaften Blick über die Stadt.
Sundara hatte diesen „Ausflug“ geplant.
2 Bands und Bluttat spielten, ca. 80 Menschen waren da und feierten.
Super Stimmung, Hammer Bands. Grossartig. Geile Party.
Punkrock können die Kolumbianer.
Vierter Tag, erneut Bandprobe, ein anderer Proberaum, bessere Akustik.
Eine Punkband aus Medellin stellt ihn zur Verfügung, Sie proben voerher geiler Sound mit Elektrochello. Sie werden am Open Air am Zona 2 Festival, BLUTTATS Vorgruppe sein.
Wieder herrscht Partystimmung im und vor dem Proberaum.
Abends ist Pressekonferenz in einem super schicken Club. Ein Punk der zu Geld gekommen ist hat diesen Club und ein Restaurant.
Atti, Ralph der Schlagzeuger und Paula legen abwechselnd Musik auf, man Tanzt und unterhält sich mit den Gästen.
Die Stimmung ist gehoben und wir geniessen, dass es ein wenig ruhiger ist.
Am nächsten Tag das erste „richtige“ Konzert in dem Club El SUB in Medellin. Seit Bekanntgabe des Termins, 2 Wochen vorher ausverkauft.
Der Eintrittspreis von umgerechnet 13 Euro ist für viele Kolumbianer unerschwinglich. Gilt aber als extrem günstig.
Von dem Erlös, werden Unkosten, wie Inlandflüge, Unterkünfte ect. bezahlt.
Die Musiker spielen ohne Gage und auch hin und Rückflug wurden aus der eigenen Kasse bezahlt.
Da aus dem Kolumbien Projekt bewusst kein Profit geschlagen werden soll.
400 Menschen sind ins EL Sub gekommen. Es ist voll!
150 Stehen vor der Türe können aber vertröstet werden, auf das Konzert im Park.
Sofort als die Kapelle das erst Lied anstimmt, Tobt das Publikum 200 Menschen geben Vollgas, Pogo, Stagediving, alles was zu einem guten Konzert dazu gehört.
Nach 90 Minuten mit Zugaben. Ist es vorbei. Die Party geht weiter.
Autogramme werden gegeben, Punks umarmen unter Tränen ihre totgeglaubten Idole.
Atti, die Sängerin ist von Frauen jeden Alters umringt es wird fotografiert.
Eine Junge Künstlerin muss überredet werden ein Geschenk persönlich zu übergeben, da sie sich nicht zu den „Stars“ traut.
Wir alle sind von der Liebe und Herzlichkeit der Menschen überwältigt.
Nach einem kleinen Umtrunk im Backstagebereich, geht es zurück zu unseren Gastgebern.
Bogota ist das nächste Ziel.
Wir fliegen über die Berge nach Bogota, die 7 Millionenstadt liegt auf einer Hochebene am Rande der Anden auf 2600m Höhe.
Es geht sofort zur Pressekonferenz in eine superschöne Buchhandlung.
Wir werden mit Getränken versorgt, Künstler aus der Hauptstadt, und Reporter erwarten die Musiker.
2 Männer von einem Fanzine machen eine Dokumentarfilm über Punk in Kolumbien.
Eine Künstlerin hat Buttons der Band produziert und bangt wegen der Urheberrechtsverletzung. Sie erhält die Erlaubnis die Buttons zu produzieren und zu vertreiben. (Kostenfrei)
Der Buchhändler wird noch einige Tage mit uns touren.
Er berichtet stolz zu einer Fachtagung in Berlin eingeladen zu sein, und hofft Besuche machen zu können, da er uns ins Herz geschlossen hat.
Gegen 21:00 erreichen wir unser Hotel. Ein Stundenhotel, wir sind im 5 Stock untergebracht ohne Lift.
Die sanitären Anlagen wie Duschen oder WC sind sehr sauber, funktionieren aber nur bedingt und erfordern die Zuwendung des freundlichen Hotel Personals.
In den Zimmern gibt es eine drehbare Durchreiche für Getränke, Geld, Kondome......., Eine Preisliste, liegt aus.
Flyer von Liebesdienerrinnen werden uns auf der Strasse vor dem Hotel überreicht.
Wir gehen noch in den Club Asilo, zum tanzen und feiern, ein netter Laden, anfangs ein wenig leer, füllt er sich doch Zusehens.
Ich treffe dort eine Briefreundin, die :
1. Sich freut mich kennen zu lernen.
2. Erstaunt ist, dass BLUTTAT wirklich da ist.
3. Die Musiker nette und umgängliche Menschen sind.
4. Atti eine normale Frau ist mit der man sich gut unterhalten kann.
5. Das alle zusammen Spass haben und feiern.
Wir erfahren erst am nächsten Tag, dass das Asilo nur auf den Verdacht hin geöffnet hatte, dass BLUTTAT in der Stadt ist und dort hin kommen könnte. Eigentlich ist Donnerstag dort Ruhetag.
Wir bestreiten unseren Hunger unabhängig voneinander und verpflegen uns an Strassenständen, die oft einfaches und gutes Essen anbieten.
Arepas gebackene Maisfladen sind fast immer dabei und super lecker.
Am folgenden Tag, frühstücken wir in einem Kaffee unm die Ecke des Hotels. Man merkt, das man in einem Kaffee und Kakao Land ist.
In Grüppchen besichtigen wir die Schöne Altstadt Bogotas, Von dort aus geht es direkt zum Veranstaltungskeller, El Subterraneo.
Soundcheck, recht schlechte Akustik. Aber es muss gehen.
400 Tickets wurden verkauft. Über 500 Punks füllen den 4 Meter hohen Keller. Die Lüftung läuft auf vollen touren.
Ausser BLUTTAT, spielen noch 3 andere Bands, Rebelion, Polikarpa y sus Viciosas und Ginger y los Toxicos
Die Bar kommt kaum mit dem Getränkeausschank nach gegen Ende ist sie komplett incl. Backstage Getränken ausverkauft. Sogar das Wasser!!!!
400 Kommen nicht mehr rein. Es kommt zu unschönen Szenen, Polizei schreitet ein und nur mit finanzieller Überzeugungskraft können die Ordnungshüter abgehalten werden den Saal zu räumen.
Bluttat spielt, Zaaack, 300 Punks im Pogofieber. Die Stimmung ist aggressiver als in Medellin. Aber es bleibt friedlich.
Der Schweiss der Menschen tropft wie Regen von der Decke. (Wirklich!)
90 Minuten geht die Post ab, die Luft ist zum schneiden.
Nach dem Auftritt kommt die Band fast nicht durch die Menge zum Backstage Bereich hinter der Bar.
Alle wollen sie anfassen, Autogramme, Fotos....
Von der letzten Gruppe hab ich leider nicht mehr viel mitbekommen.
Einzeln werden Freunde und Bekannte zur Band durchgelassen.
Kein Platz mehr hinten.
Die Musiker müssen abgeschirmt werden.
Morgens um 2:30 können wir das Lokal verlassen.
Einige wütende Punks wollen uns verhauen weil sie nicht reinkamen.
Aber wir kommen unbeschadet in unser Hotel.
Die Nacht ist kurz. 6:00 geht es zurück zum Flughafen und nach Medellin.
Ein paar Stunden um auszuruhen bleiben uns bis zum Festival Zona 2. Im Stadtpark von Medellin.
Das Festival steht unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen“.
Aus diesem Grund wurde BLUTTAT mit seiner starken Frontfrau Atti, auch zu diesem Festival eingeladen
Leider war es unmöglich andere Bands zu sehen, denn sobald man als BLUTTAT Musiker oder Freund erkannt wurde, war man von Menschen umringt und es gab kein Durchkommen mehr.
Wir waren in einem Raum bei Freunden in der Nähe und begaben uns um 21:00 Uhr zum Festivalgelände. Unter Polizeiescorte ging es durch die Menge in das Backstagezelt.
Die Vorband, eine von 10 Bands, die an diesem Tag spielten, kannten wir schon und wurden freudig begrüsst.
Nach einer Ansprache der Veranstalter ging es auf die Bühne.
Es war überwältigend. Da kein Eintritt erhoben wurde, hatten sich 9000 Menschen in dem Talkessel, des Parks versammelt um BLUTTAT zu sehen, selbst an den Hängen stand und sass das Publikum dichtgedrängt.
Links und rechts der Bühne das Lichtermeer der Grossstadt Medellin.
Es war berauschend.
Die Band Spielte, die Menge tobte. Niemals hätte diese kleine unbekannte Punk Band aus dem Ruhrpott mit so etwas gerechnet.
Nach 3 Stücken begab ich mich in den „Pressegraben“, den eingezäunten Bereich zwischen Bühne und Publikum.
Von dort aus genoss ich das Konzert und das Publikum, zwischen Freunden der Band, Musikern, Presse und Ordnern.
Immer wieder schafften es Punks, ohne Armband, in diesen Bereich zu gelangen und veranstalteten ein Fangenspiel mit den Ordnern.
Die Hübsche Mutter des Gastgitarristen Sundara war sichtlich Stolz und feierte mit 2 Freundinnen.
Nach 2 Zugaben, endete das Konzert.
Einige hartnäckige Frauen schafften es sich bis zum VIP Zelt durchzukommen und einige Worte mit Atti zu wechseln.
Oft unter Tränen.
Eine junge Frau ist der Longboard Champion Kolumbiens, 17 Jahre alt und die schnellste Frau auf dem Rollbrett.
Eine Kaffeepflückerin ist 3 Tage gereist um BLUTTAT zu sehen und konnte es kaum fassen, das ihre Stars normal arbeiten um Geld zu verdienen.
Sichtlich erschöpft verbrachte die Gruppe aus Band und Freunden, den Abend, im Proberaum.
Um 2:00 ging es in unsere Quartiere zum gründlichen Ausruhen.
Sonntag trafen wir uns zum gemeinsamen Kochen und zusammensitzen.
Ralph der Schlagzeuger, Klaus der 2. Gitarrist und Ich Flogen abends zurück nach Deutschland.
Atti, Hans-Uwe und Sundara, reisten am Folgetag nach Santa Marta in den Karibischen Teil Kolumbiens.
Bis zum 10.12.17 Sind noch weitere Auftritte mit weiteren Gastmusikern geplant.
Die Kolumbianer gaben uns eine Bitte mit auf den Weg.
Bringt mehr Deutsche Punkbands nach Kolumbien.
Wenn ihr einen Übersetzer, Organisator und Gastgeber sucht fragt nach Roberth Punk aus Medellin.