Sehr gutes Thema,...
...also Zeit für mich, endlich mal wieder hier meine Meinung kund zu tun.
Die zentrale Frage ist doch, wie definiert man Punk!?
In meiner Jugend (80er/90er) war Punk, für mich als Jugendlicher eine leider aussterbende Subkultur. Ich war bunt, unangepasst, provokativ und manchmal auch aggressiv. Scheißegal-Einstellung inklusive. Alle anderen waren Spießer, angepasste Idioten, die Weisheit des Alters erreichte mich nicht.
Meine Musik war Punk und alles andere was krach machte und überwiegend nicht elektronisch war. Zu meinem Leidwesen wurde die Musik gerade in den 90ern sehr elektronisch, man erinnere sich nur an die Techno-Welle, deren leises Echo in den unterschiedlichsten Variationen immer noch durch den Äther fließt.
Rückblickend muss ich sagen, dieser Meinung bin ich, auch Techno ist Punk, Hip-Hop genauso (Bushido leider auch
), in den 60ern die Flower-Power-Welle, in den 50ern der Rock´n´Roll, alles Punk. Denn es ging mehr oder minder immer darum unangepasst zu sein und/oder zu provozieren, dem Establishment zu zeigen wo der Hammer hängt, gegen Werte und Moralvorstellungen aufzubegehren. Schlicht gesagt, die Welt nach den eigenen Vorstellungen zu verändern. Die Musik, der eigene Stil, bzw. der Stil der jeweiligen Subkultur (Oh man, waren wir alle individuell
), über die/den man sich definierte war nur Mittel zum Zweck.
Wir predigten Toleranz uns gegenüber und waren anderen gegenüber unmöglich intolerant. Klar, Minderheiten gegenüber waren wir Tolerant, egal ob schwarz, gelb, rot, schwul, lesbisch, bi, tätowiert, gepierct etc. Das waren/sind ja auch die armen Unterdrückten. Es war/ist eine Scheintoleranz.
Toleranz bedeutet jede andere Meinung, Einstellung, Verhaltensweise oder was auch immer, wenn nicht zu teilen, denn denoch zu akzeptieren und andere, als Mensch/Lebewesen zu respektieren. Toleranz, blablabla, Toleranz, blabla...
Wir leben in keiner Friede-Freude-Eierkuchen-Welt (Das Leben ist kein Ponyhof), in der sich alle lieb haben und alle, aufgepasst! EINER (nämlich meiner) Meinung sind. Es sollte nur einen Punkt geben, an dem Toleranz ihre Grenzen hat und zwar an der Unversehrtheit anderer Lebewesen (Wenn man mag, darf man hier auch gerne Kant hinzuziehen. Noch mehr blabla Toleranz, blabla
Ich widerspreche mir an dieser Stelle im Übrigen, ich esse Fleisch und Milch trink ich auch ganz gerne (nicht so gerne wie Bier!!!
)). Ich bin halt auch nur ein normaler Mensch!
Heute, ca. 25 Jahre weiser, weiß ich, Punk bedeutet nicht bunt, chaotisch, provokativ oder aggressiv zu sein, sondern, wäre ich gläubig, ein gottgegebenes Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung zu haben. Genau genommen, ein Anarchist zu sein (Da wären wir dann wieder beim Punk(t)). Da ich nicht gläubig bin, ist es für mich nur ein ordinäres Menchenrecht.
Und dieses Recht in Anspruch zu nehmen, ist Punk!
Resümee, eine Flasche Wein später (Und bloß nicht der unter 5€ (Danke Peer, jetzt kann ich´s mir ja leisten
))
Also, was ist für mich heute Punk, bin ich noch ein Punk?
Ganz klare Antwort, ja.
Ich mag aussehen wie Müller, Meyer (oder auch Maier, Mayer oder Meier), Hinz und Kunz (Ohne hier jemanden beleidigen zu wollen
), aber im Herzen und im Kopf bin ich ein Punk.
Ich bin niemandes Sklave. Ich entscheide für mich, niemand anders. Versucht es jemand, bekommt er den Punk in mir immernoch sehr schnell zu spüren.
Die Klamotten? Habe ich noch, Docs werden noch immer getragen (aber nicht mehr die ersten
). Musik? Klar, einmal Punk, immer Punk aber nicht mehr ausschließlich (Techno hasse ich immernoch, man muss nicht alles gut finden
). Aber, Musik kann auch gut sein, wenn es kein Punk ist.
Hier ein Zitat aus einem Song der mich ideologisch wohl mit am meisten geprägt hat und für mich noch immer auf jeder Party pflicht ist.
Danke needlewitch!
...Kein Zeitungsknabe wird uns jemals befehlen,
was grad alt oder brandneu ist.
Damit würd' er höchstens soviel erzielen,
wie ein Hund, der gegen Bäume pisst.
Das Ende setzen wir uns selbst
und niemand anders auf der Welt.
Begreift besser jetzt als nie,
Es kommt erst, wenn es uns gefällt.
Jetzt aber wirklich genug blabla. Ich wünsche Euch eine gute Nacht oder wahlweise einen guten Morgen.