Zum Gutmensch-Thema:
Ich wollt das jetzt nicht als persönlichen Angriff rüber bringen, sorry. Mich nervt es nur enorm, wie dieser Begriff in solchen Debatten verwendet wird, da hier durchaus eine solche unsachliche Herabwürdigung statt findet und einfach Leute in eine bestimmte Ecke gestellt werden, wo man sich nicht mehr inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen muss. Da reagier ich mittlerweile halt einfach etwas alergisch... (Gerade die ganze Debatte um Frei.Wild hat stark dazu geführt... die schreiben sich ja auch den Kampf gegen die vermeintlichen "Gutmenschen, Moralapostel" auf die Fahne...)
Leute, die sich für irgendetwas einsetzen, setzen andere, die dies nicht tun, nicht automatisch irgendwie herab. Klar, kann es zu Konflikten kommen, wenn andere absichlich oder unabsichtlich sich in einer entgegengesetzten Weise verhalten, also sich z. B. irgendwie sexistisch äußern. Aber in einem solchen Fall verhält sich eine Person nunmal kritikwürdig.
Und nein, ich denke nicht, dass sich jeder explizit für die "linke Sache" positionieren muss. Mit der konsequenten Ablehnung von Rechtsextremismus (das ist eben als solches noch nicht automatisch "links") sieht es aber anders aus. Die kann man durchaus einfordern, einfach weil es richtig ist.
(Nur als Beispiel: Man kann genauso z. B. aus einer christlichen oder allgemein religiösen Grundüberzeugung heraus sich gegen Rechts stellen - oder einfach weil man durchschaut, dass Rechtsextremismus Müll ist).
Puh naja, man muss halt immer bedenken, dass das Hören von solchen Bands immer gleichzeitig bedeutet, sie zu unterstützen, sei's finanziell (durch Plattenkäufe, Konzertbesuch) oder durch entsprechende Toleranz.
Weiter:
Wenn sich eine Band tatsächlich als "unpolitisch" bezeichnen will (und ich sags direkt: Ich glaube "unpolitisch" gibt es einfach nicht), ja dann müsste sie sich grundsätzlich weigern überhaupt mit anderen politischen Bands zusammen zu spielen, linken wie rechten, keine politischen Symboliken auf ihren Konzerten dulden usw.
Dass man entsprechende Personen auf Konzerten nicht sofort erkennt ist klar, und ich fordere ja auch nicht, dass man jeweils eine Gesinnungskontrolle vornimmt. Und man weiß es auch vielleicht nicht direkt bei jeder Band.
Aber wenn man darauf hingewiesen wird oder es herausfindet, kann man trotzdem entprechend reagieren. Und das geschieht meistens nicht.
Also ich persönlich würde mich z. B. weigern mit meiner Band aufzutreten, wenn beim selben Konzert noch eine Band mit einem entsprechenden HinteBeirgrund auftreten soll. Und wenn mich jemand auf sowas aufmerksam macht wäre ich eher dankbar.
Was jetzt aber wieder die Abgrenzung von Links betrifft:
Wie gesagt, wenn eine Band sich wirklich konsequent als unpolitisch bezeichnen wollte, dann müsste die Abgrenzung auch von Links gelten.
Grundsätzlich sehe ich das aber etwas anders, da Links eben nicht einfach Rechts unter anderem Vorzeichen bedeutet. Eine solche Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus (gerne als "Extremismustheorie" bezeichnet) ist höchstgradig problematisch und wird auch wissenschaftlich mehr als kritisch gesehen.
Man kann natürlich durchaus linke Positionen, Ziele und die dafür eingesetzten Mittel kritisieren und ablehnen. Aber beim Rechtsextremismus verhält sich dies nochmal anders, hier ist bereits die dahinterstehende Ideologie menschenverachtend, herabwürdigend, aggressiv und gefährlich - und abegsehen davon schlicht FALSCH (im moralischen wie im rein deskriptiven Sinne). (Gerade zu diesem Punkt gab es vor einiger Zeit sogar mal einen relativ gelungenen Online-Artikel in einer großen Zeitung, ich glaub das war sogar "Die Zeit").
Nun sprichst du natürlich noch ein anderes Problem an: Wo beginnt die Grauzone?
Ich hab ja bereits genannt, was das Problem an Grauzonen-Bands ist, nämlich, dass sie durch ihr Agieren aktiv rechte Strukturen und Toleranz gegenüber Rechts befördern. Das mag so als begriffliche Beschreibung natürlich erstmal eindeutig sein. Wenn man sich dann mal konkrete Bands anschaut wirds schon schwieriger... das ist klar.
Das Wort "Grauzone" weißt ja eigentlich selbst bereits daraufhin, dass hier etwas nicht ganz eindeutig bestimmt ist und gerade die Ränder wohl leicht verschwimmen.
Ich meine - und damit komme ich auch gleich zu der Frage, wie man vielleicht am besten in solchen Foren damit umgeht -, dass man dies tatsächlich dann auch nur im entsprechenden Einzelfall bestimmen kann, indem man sich anschaut, wie eine Band agiert, was sie für Texte hat, mit wem sie sich einlässt usw. Sowas lässt sich durch etwas Recherche leicht herausfinden und dann diskutieren. (Solche Recherchen liefern ja durchaus auch Seiten wie oireszene, weswegen ich diese mal nicht einfach als "nicht erstzunehmend" wegschieben sollte).
Puh, also Neid sehe ich in der Debatte eigentlich überhaupt garnicht... ich glaub den wenigsten Bands in diesem Sektor geht es wirklich darum, möglichst viele Platten zu verkaufen....