Ich mag den Winter nicht.
Oder anders gesagt: Ich mag die anderen Jahreszeiten lieber.
Aber jede Jahreszeit hat ihren Sinn und jede Jahreszeit ist nötig, damit wir die anderen Jahreszeiten schätzen können.
Das größte Problem am Winter ist, dass wir permanent so tun, als ob wir im Winter genauso leistungsfähig sein müssten wie im Sommer. Dabei brauchen auch wir einfach mehr Schlaf. Ich merke das an mir sehr deutlich.
Was mir im Winter auch gut tut, damit er schnell vorbei geht ;-), ist ein bewusstes Erleben dieser Jahreszeit.
Im November die verbliebenen, verrottenden Blätter beim Spaziergang zum Rascheln bringen und ihren Herbstduft einatmen. Dann nach Hause und einen leckeren Tee trinken.
Im Dezember den Weihnachtsschmuck und die Vorfreude aufs Fest überall beobachten, die Weihnachtsmärkte, die Lichter, die die Menschen aufhängen um die Dunkelheit zu vertreiben, die Weite und Offenheit in der Natur bemerken - die Welt sieht ohne Blätter ganz anders aus. Und nicht vom Weihnachtsstress einfangen lassen!
Im Januar kann man sich dann über die klirrende Kälte beim Spaziergang bewusst werden, die weiße Decke über der Erde bewundern, die glitzernden Schneekristalle bestaunen und sich freuen, dass die Tage allmählich wieder länger werden. Da liegt auch ein ganz neues Jahr vor einem, das gefüllt werden will. Und wieder Tee trinken!
Im Februar hat man schon fast den Winter hinter sich, kann merklich längere Tage verbuchen und merkt schon den ersten Hauch von Frühling an den Haselsträuchern.
In keiner Jahreszeit merkt man das Werden und Vergehen (bzw umgekehrt) so sehr wie im Winter, finde ich. An den Zweigen der Bäume sieht man schon die Knospen für das kommende Jahr lauern; die Natur will vorbereitet sein, wenn die Sonnenstrahlen kommen.
Und deshalb ist der Winter dann doch nicht so schlimm, wie ich ihn finde, wenn er vor der Tür steht. Eigentlich hilft er sogar, das Leben und seinen Rhythmus zu begreifen und zu akzeptieren.
Und jetzt koch ich mir erst mal einen Tee!