Wohin steuert unsere Mobilität?
Die Autoindustrie steht vor einer völlig unklaren Situation. Bestimmte politische Kräfte wollen den Verbrenner komplett abschaffen, die Ingenieursabsolventen in Sachen Elektromobilität sind extrem knapp und den Dieselexperten eben mal auf Stromprofi umzustellen ist auch nicht eben einfach. Was wir in Deutschland brauchen sind endlich klare Rahmenbedingungen statt ökologischer Träumerei.Stuttgart ist ein interessantes Beispiel: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind an der Obergrenze ihrer Auslastung, der Bahnhof eine einzige Baustelle und alle vor wenigen Monaten gekauften Diesel werden ausgesperrt. Die Menschen hatten es satt, jeden Morgen 50 km zu fahren und zogen in die völlig überlastete Landeshauptstadt- nun soll dort aber kein Auto mehr gefahren werden dürfen. Für Ortsunkundige: Stuttgart liegt in einer extremen Kessellage und leidet daher besonders unter Feinstaub und Stickoxiden. In Städten wie Hamburg weht der Wind viele Schadstoffe aufs Meer hinaus. Wenn der Landesvater aber auf die Frage nach der Quasi-Enteignung von neuwertigen Euro5-Besitzern antwortet "die haben halt noch ein Jahr Frist um ihre Autos schnell irgendwohin zu verkaufen, wo es keine solche Regelung gibt", dann wählen ihn bald sicher nur noch Radfahrer oder Reiche mit Ökogewissen. Und haben sie dann ein Euro6-Auto gekauft, kommt im Folgejahr die nächste Verordnung, und es gilt nur noch Euro7.
In der gestrigen marktführenden Fachpresse wurden interessante Beispiele zu den Kosten aufgemacht. Das Laden an öffentlichen Stromsäulen in den Städten führt nicht selten zu höheren Kosten pro 100 km als der Verbrenner, denn die Kommunen müssen die teuren Säulen auch amortisieren und rechnen obendrein noch eine Gebühr für die "Parkzeit" an der Säule. Also sollte man besser zuhause nachladen- ja kann das denn jeder? Sicher nicht, und ich mag mir ungern vorstellen wieviele Ladekabel aus Mietskasernen quer über die Strassen hängen müssen, damit jeder nachladen kann. Oft findest du ja schon überhaupt keinen Parkplatz in deiner Wohngegend! Es wird also noch mehr zu einem Umschichten kommen, denn der stolze Eigenheimbesitzer kann seinen Benz in der eigenen Garage laden. Der weniger Betuchte, Rentner, Student, die Alleinerziehende- sie soll gefälligst mit dem Bus fahren.
Immer wieder warne ich auch vor der Autolobby, die unsere Politiker aufstachelt die älteren Fahrzeuge endlich aus dem Markt zu drängen, damit noch mehr Neuwagen verkauft werden. In unserem Haushalt mit vier Erwachsenen werden vier (alte) Autos gebraucht. Niemand von uns kann sich auch nur annähernd einen Neuwagen leisten. Und die Ökobilanz bei der Herstellung eines Neuwagens sieht noch viel dunkler aus, als den alten Bulli weiterzufahren.