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Die Oldtimer von Opel- Teil 8: Der Kadett D

Die Oldtimer von Opel- Teil 8: Der Kadett D
Heute möchte ich mal auf einen Opel näher eingehen, der immerhin auch schon seit knapp über 40 (!) Jahren auf dem Markt ist- und doch nahezu von selbigem verschwunden. Ein Trendsetter seiner Marke, und doch schnell wieder in Vergessenheit geraten. Dabei wurde er immerhin 2,1 Mio mal produziert- und das in nur fünf Jahren Bauzeit. Aktuell stehen bei Autoscout ganze 9 Fahrzeuge im Angebot- zu ambitionierten Preisen.

Opel war bis Mitte der Siebziger sehr erfolgreich, in allen wichtigen Klassen vertreten und zeitweilig sogar Marktführer. Bis VW 1974 mit seiner unsäglichen Modellpolitik aufräumte und plötzlich moderne Fahrzeuge wie Passat, Golf, und Polo erschienen. Die mit quer eingebauten Frontmotoren und großen Heckklappen, vor allem aber modernem Design den Markt aufmischten.

Die Entscheider in Rüsselsheim und Detroit waren konsterniert vom Erfolg des erwachenden Wettewerbers, doch mehr als ein schnell nachgeschobener Kadett C "City" war zunächst nicht möglich. Also bündelten sie ihre Kräfte und versuchten eine vergleichbar aufgebaute neue Modellreihe zu platzieren, die sich die bis dahin aufgefallenen Schwächen des ersten Golf gründlich vornahm. So warb Opel in den Printmedien mit dem Slogan "Er hat, was viele gerne hätten".

Was war das Besondere am neuen Kadett, der im Gegensatz zu seinem Erzrivalen Golf immerhin den etwas altbackenen Namen fortführen musste:
Zunächst das völlig andere Design als alle seine Vorgänger. Aerodynamisch gestaltete Kompaktbauweise mit Schrägheck und großer (oder kleiner) Heckklappe- dazu der Caravan, der erst Anfang der Neunziger einen Golf Variant als Gegner bekam. wobei der Opel einen vergleichbaren Laderaum wie der viel höher positionierte Passat aufwies. Dazu ein Frontdesign, das auffällig an die großen Modelle wie Senator und Monza erinnerte. Ein viel moderneres Innenraumkonzept mit ganz anderem Armaturenbrett.

Im direkten Vergleich zum Golf war der Kadett D immerhin 18cm länger, 2,6 cm breiter und 3 cm flacher. So stand er wesentlich stämmiger und kraftvoller da und liess den Golf eher zierlich wirken. Die flachere Frontscheibe und sanft abgerundete Karrosserie wirkten schwungvoll und modern. Auch die aufgrund längerem Radstand bessere Raumnutzung war ein dickes Plus: Der Einstieg auf die Rückbank war durch größere Türen deutlich leichter, und dort fand sich wesentlich mehr Platz für die Mitreisenden- sogar mehr als beim Ascona! Und der Kofferraum war mit 390 statt 350l spürbar größer.

Motorenseitig waren sich die Kontrahenten anfangs recht ähnlich. Allerdings machte sich das höhere Leergewicht (815–1060 kg statt 750–805 kg) in der Elastizität bemerkbar- nicht jedoch beim Verbrauch, wo die Aerodynamik half. Erst die 1,6S Maschine mit 90 PS und später der 1,8E für den GTE waren leistungsmäßig richtig gut aufgestellt; die Basismotoren mit 53/60/75 PS boten eher mäßige Leistung. Nur der später angebotene Diesel war richtig lahm und laut.

Ich fuhr ja von B-Kadett bis Astra K sämtliche Modelle. Der Kadett D mit seiner 90PS-Maschine ist mir als moderner Opel in Erinnerung geblieben. Wobei ich mich bewusst für ein Modell mit den kleinen Rundscheinwerfern entschied, da die allermeisten D mit den großen Rechteckscheinwerfen ausgestattet waren.
Welch Unterschied zum Golf I
kurz nach dem Kauf 1986
Schwarz stand ihm bestens
***II Mann
3.008 Beiträge
Ich habe 1 Jahr lang den Kadett D in rot mit 90 PS gefahren und bin auf den GTE (in weiß) umgestiegen, als der dann später raus kam.
War für die damalige Zeit ein tolles Auto und man konnte sich mit dem Golf GTI und ähnlichen Modellen wie dem Ford Escort schöne "Rennen" liefern.
Meiner hatte damals als Erstmodell noch den 5. Gang mit extra langer Übersetzung. Zum Beschleunigen hat der natürlich gar nichts getaugt, da musste man den 4. Gang bis zum roten Bereich ausfahren. Dann aber hochgeschaltet in den 5., lief der Wagen allen Konkurrenten davon, vor allem, wenn es vielleicht auch noch leicht bergab ging. Da konnten die anderen wegen der kürzeren Übersetzungen nicht mithalten.

Einziges wirkliches Manko: die Rostanfälligkeit. Nach 4 Jahren fingen die vorderen Kotflügel an zu rosten, als ich den Wagen dann bei meinem Händler in Zahlung gab, als ich auf den Vectra umgestiegen bin, waren die Kotflügel vorne praktisch durch...
Rost beim D-Kadett
ist erfahrungsgemäß eine Erbkrankheit des Vorgängers. Es gibt nur wenige Zonen, die nicht anfällig sind für erhebliche Korrosion. Radläufe, Endspitzen, Türunterkanten, überall lauerte die braune Pest. Problematisch ist das vor allem im Radkasten hinter den Federbeindomen. Die Stelle ist schwer zugänglich und die Reparatur extrem aufwendig. Wenn der Rost unter den vorderen Kotflügeln erst mal auf die A-Säule übergegriffen hat, war das der sichere Tod. Denn eine werkseitige Rostvorsorge war in den 70ern noch immer äußerst bescheiden ausgeführt.

Doch sind wir ehrlich: Die Qualität beim Erzrivalen Golf I war anfangs noch viel schlechter! Scharenweise meldeten sich Fahrzeughalter schon nach wenigen Jahren mit erheblichen Korrosionsproblemen. Vor der Markteinführung des Golf II hatte VW bereits mit massiven Rückkauf- und Verschrottungsaktionen begonnen, um den Gebrauchtwagenwert des im Grunde sehr beliebten Golf nicht am Rost scheitern zu lassen.

In der Folge wurde der Golf II dermaßen mit Hohlraumversiegelung vollgepumpt, dass man noch heute Fahrzeuge sieht, an denen aus der Heckklappe Versiegelungsrinnsale austreten.

Eine Besonderheit bei der Motorisierung sei noch ergänzt: Die neu konzipierten 1,3-Liter OHC-Triebwerke (als 1,3 N mit 44kw/60PS und 1,3-S mit 55kW/75PS) waren im Gegensatz zu den bewährten 1,2-Liter OHV-Motoren (1,2N mit 39kW/ 53PS und 1,2-S mit 44kW/60PS) sogenannte "Freiläufer", die bei einem Zahnriemenriss nicht gleich zerstört wurden.
****che Mann
14.839 Beiträge
ich hatte auch mal einen D-Kadett, aber nicht besonders lang. Das Auto war zu dem Zeitpunkt (müsste so 1991 gewesen sein) schon nicht mehr der Jüngste. Abgegeben habe ich ihn damals aber nur, weil mein Vater eine neues Auto kaufen wollte und ich seinen vorherigen Wagen zum halben Preis dessen bekommen konnte, was ein gleichwertiges Auto (und deutlich jüngeres als der Kadett) beim Händler gekostet hätte.
****ra Paar
238 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sehr schöner Beitrag Night, besonders mit den Fotos der Zeitschriften. Vielen Dank dafür.
Die Fotos stammen aus einer Ausgabe des damaligen Fachmagazins "mot" von 1979. Das war noch nicht so VW-lastig, was auch an der Kooperation mit "auto motor und sport" zusammenhing.

1979 schaute man noch verstärkt auf die deutschen Rivalen, obwohl die Japaner bereits interessante Alternativen boten. Renault hingegen kam mit seinem R14 in Deutschland nicht recht in den Markt, während der R20 schon der oberen Mittelklasse und damit dem Passat zu geordnet wurde.

In der Zeitachse sieht man aber auch deutlich, dass der D-Kadett genau zur Halbzeit des Golf I auf den Markt kam. Damals wurde bereits fleißig am Golf II gearbeitet, der alle Schwächen des Vorgängers ausbügeln sollte und gleichzeitig den Kadett D in die Schranken weisen sollte. Deshalb schob Opel wiederum den Kadett E nur ein Jahr nach Erscheinen des Golf II in den Markt- was die kurze Bauzeit des D erklärt. Fortan liefen also Kadett E und Golf II als Wettbewerber zur gleichen Zeit.

Völlig verschlafen hatte Opel allerdings das Thema Diesel. Okay, auch VW glaubte anfangs nicht recht an den Selbstzünder im Golf, der mit 50 PS auch nicht wirklich gut motorisiert war. Von ihm wie vom GTI waren ursprünglich ganze 6.000 Stück im Jahr geplant- ein kapitale Fehleinschätzung. Und während Opel mit seinem lahmen und lauten 54PS-Diesel aus dem neu errichteten Motorenwerk in Kaiserslautern erst im Februar 1982 nachzog, war der Turbodiesel bei VW bereits serienreif. Sein Garrett-Turbolader steigerte das maximale Drehmoment von 130 Nm bei 2600/min statt 98 Nm bei 2300/min. So lief bald jeder zweite Golf als GTD vom Band, während Opel erst vier Jahre später den mäßigen Turbodiesel von Isuzu nachschob. Der nie ein Erfolg wurde.
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