Die Oldtimer von Opel- Teil 9: Der Manta
Vorab zum Auffüllen des Phrasenschweins: Etwas über dieses Fahrzeug zu schreiben, ohne die Worte „Fuchsschwanz“, „Friseuse“ oder „Boah ey“ zu verwenden dürfte schwerfallen. Dennoch versuche ich es mal, um unsere Oldtimerchronik um dieses bedeutende Auto zu erweitern.Unvorstellbar: In diesem Jahr wird der Manta 50 Jahre alt! Bei der Jugend vergessen, bei den Mittdreißigern mit dem unsäglichen Til Schweiger (dem Totengräber der Marke, der bei Marktvorstellung gerade erst eingeschult wurde) assoziiert und bei den älteren Mitgliedern eine Sehnsuchtserinnerung.
Der Manta A
1. Wie alles begann: Das „Projekt 1450“
Zu Zeiten der noch viele Jahre dauernden Entwicklung eines neuen Fahrzeugs werkelten die Opel-Ingenieure fleißig vor sich hin, um einen Nachfolger des seit 1965 produzierten Kadett B zu kreieren. Doch dann traf sie der Schlag, als Ford mit dem Capri auf den Markt kam und auf Anhieb eine Alleinstellung bei den sportlichen Coupés einnahm. Dabei hatte man bei GM schon in Amerika eine Antwort auf den sehr erfolgreichen Ford Mustang geben müssen: Den Chevrolet Stingray, also Stachelrochen. Flugs nahm man also den als Kadett C geplanten Prototypen und füllte so die entstandene Lücke zwischen dem kompakten Kadett und dem viel größeren Rekord. Eine neue Fahrzeugklasse war geboren: Der Opel Ascona, aus dem sich mit etwas Phantasie ein recht sportliches Coupé ableiten ließ. Und der Name ließ sich ebenfalls mit wenig Phantasie aus dem Mutterkonzern adaptieren.
2. Das Design
Aufregend. Im Gegensatz zum etwas hausbackenen ersten Capri (der plötzlich alt aussah!), war das fünfsitzige Sportcoupé mit der langgezogenen, (vorne angeschlagenen!) Motorhaube, der Heckpartie mit den vier runden Rückleuchten im Stil des Opel GT, den breiten Türen mit rahmenlosen Fenstern sowie dem schwarzen Kühlergrill mit stets vier Rundscheinwerfern eine echte Sensation. Und blieb bis heute eine Stilikone, zumindest die erste Serie. So wurde der Manta A ein sportliches „Männerauto“, während der Ascona A für die junge Familie als Aufsteigerauto vom Kadett platziert wurde.
3. Die Technik
Da viele Käufern zunächst die Form wichtig war, scheute man sich nicht den ersten Manta zunächst mit den klassischen Kadettmotörchen 1,2-Liter und mageren 44 kW (60 PS) sowie 1,6-Liter mit 55 kW (75 PS) anzubieten- bei einem Leergewicht von unter 1.000 kg vertretbar. Darüber wurde es spannender: Der 1,9-Liter-Motor mit Fallstrom-Registervergaser Zenith INAT 35/40 brachte im Manta SR wie beim Rekord bereits 66 kW (90 PS). Doch der eigentliche Star wurde der Manta GT/E, der dank elektronisch geregelter Bosch L-Jetronic 77 kW (105 PS) leistete und das Coupé auf 188 km/h beschleunigte.
4. Die historische Bedeutung
Waren sportliche Attribute bis dahin eher einem recht teuren Commodore zuzuschreiben, brachte der erste Manta eine ganz neue Käuferschicht in die Autohäuser. Immerhin eine knappe halbe Million Exemplare entstand, was gegenüber dem ersten Capri mit einer Million Autos zwar wenig erscheint, für Opel dennoch zum Meilenstein wurde. Diverse Sondermodelle wie der „Black Magic“ oder der „Swinger“ (so hießen bei Opel damals tatsächlich diverse Sondermodelle der Baureihen) hielten das Coupé jedoch nur fünf Jahre lang interessant, dann musste man wegen des Capri II eine Neuauflage mit zahlreichen Verbesserungen anbieten: Der Manta B erschien 1975.
Bei Autoscout24 stehen derzeit 2 Fahrzeuge im Angebot, bei mobile.de ganze 6. Der Manta A ist längst in Liebhaberhänden verschwunden.
Der Manta B
Analog zu seinem Vorgänger war auch der Manta B die Coupé-Variante des gleichzeitig vorgestellten Opel Ascona B und somit technisch weitgehend gleich. Allerdings wirkte er wesentlich kräftiger und größer, wozu auch das Längenwachstum von 12 cm auf 4,45m sowie eine 4cm flachere Karosserie beitrug. Der längere Radstand, die deutlich gestrecktere Form sowie große Rechteck-Scheinwerfer ließen ihn längst nicht mehr so filigran aussehen. Eigentlich erinnerte nicht mehr viel an seinen Vorgänger. Das Gewicht wuchs um durchschnittlich 50kg.
Drei Jahre später erschien eine völlig neue Variante: Im Herbst 1978 kam der Manta CC (Combi-Coupé) mit einer großen Heckklappe. Auch wenn sie das Fahrzeug optisch an den viel größeren Monza anlehnte, wirkte er optisch nicht so gelungen.
Die Motorenpalette reichte von mageren 44kw (60PS) bis 80kw (110PS), wobei die bis dahin GT/E genannte sportlichste Variante später in GSI umbenannt wurde. Kracher war dann ab 1981 der „Manta 400“, der als Nachfolger des erfolgreichen Rallye-Fahrzeugs Ascona 400 ein reines Wettbewerbsfahrzeug mit mindestens 200 Exemplaren wurde (auf dem Ascona400 wurde Walter Röhrl 1982 Fahrer-Weltmeister). Motorisiert war er mit 106 kW (144 PS) bis zu 200 kW (272 PS). Nach 13 Produktionsjahren wurde auch der Manta B 1988 eingestellt, weil mit dem Calibra im Folgejahr ein ganz anderes Caliber präsentiert werden konnte. Insgesamt kamen beide Baureihen auf etwas über eine Million Exemplare und bescherten Opel einen sportlichen und jugendlicheren Auftritt wie nie zuvor.
Schade, dass diese tollen Fahrzeuge später in unsägliche Hände gerieten und der Marke Opel durch den Kinofilm mit Til Schweiger und Tina Ruland ein so proletenhaftes Image bescherten. Der Stern „Til Schweiger“ ging auf, der Stern der Marke Opel wurde nachhaltig so schwer beschädigt, dass es eine Zeitlang nahezu als peinlich galt, überhaupt noch einen Opel zu fahren.
Hier ein anschauliches Video zum Manta, auch wenn der Trailer kurz mit einem Bild vom Capri beginnt und Gottlob nur zwei Minuten auf den Kinofilm eingeht, bevor es um dieses tolle Fahrzeug geht: