Die Oldtimer von Opel- Teil 10: Kapitän/Admiral/Diplomat
Na endlich, wird manch eine/r mit Genugtuung sagen und sich die Lippen lecken. Endlich kommt die wahre alte Größe der Marke Opel an die Reihe, die in den 60er Jahren die Krönung der Rüsselsheimer darstellte- und heute beinahe in Vergessenheit geraten ist. Verkaufte Opel in den 50er-Jahren die meisten Sechszylinder (!), so bot man den zahlungskräftigen Kunden im Folgejahrzehnt sogar fette amerikanische V8 an.Zunächst zur Begriffsklärung: Die als "KAD" bezeichnete Baureihe umfasste mit Kapitän/Admiral/Diplomat gleich drei Ausführungen- dahinter verbarg sich jedoch schon in der ersten Auflage ("A") von Frühjahr 1964 bis Herbst 1968 die gleiche Karosserie. Die damals noch von Marine-Dienstgraden abgeleiteten Namen ließen auch die Hierarchie erkennen: Einstiegsmodell war der bewusst schmucklos gehaltene Kapitän, der zunächst mit einem 2,6l Reihensechszylinder und 100 PS startete und im Folgejahr immerhin schon 125 PS unter der Haube hatte. Heute undenkbar: Er war vorne wie hinten mit Trommelbremsen ausgerüstet und stand auf 13-Zoll-Rädern. Das war immerhin für eine Höchstgeschwindigkeit von 142 km gut. Topmodell war eine Kleinserie „Kapitän A V8“ mit einer 4,6-Liter-Chevrolet-V8-Maschine mit 140 kW (190 PS).
Der Admiral A war im Grunde nur eine aufgewertete Version des Kapitän mit gitterförmigem Grill und allerlei Chromzierrat, aber gleicher Motorisierung.
Topmodell war der am höchsten positionierte Diplomat A: Hier gab es den 4,6-Liter-V8-Motor serienmäßig, das mit dem nur zweistufigen GM-„Powerglide“-Automatikgetriebe kombiniert war und (wie auch ein VW Käfer!) auf 15-Zoll-Rädern stand. Die umfangreiche Ausstattung wurde noch durch das Vinyldach optisch aufgewertet. Krönung war das Coupe, das ausschließlich mit dem legendären 5,4l-Motor zu haben war. 190 bzw. 230 PS sorgten für damals unglaubliche 200km/h, die allerdings auch 16 - 20 Liter pro 100 km aus dem 80l-Tank schlürften. Was bei 50 Pfennig pro Liter wohl kaum eine Rolle spielte.
Im März 1969 erschien die zweite Auflage, als "B-Baureihe" bezeichnet, die mit etwas geschrumpfter Karosserie immerhin bis Juli 1977 erhältlich war. Allerdings entfiel der Kapitän bereits im ersten Jahr, weil er doch sehr schlicht ausgestattet war. Der Admiral blieb als 2,8 S und 2,8 E mit Automatikgetriebe und Servolenkung bis Juli 1976 im Programm, wurde gegen Ende aber als ausschließlicher Reihensechser in Diplomat umbenannt. Dennoch wurde nur der 5,4er Diplomat als solcher richtig anerkannt, der nun Scheinwerfer im Hochformat trug und sogar als Langversion zu haben war. Endlich gab es auch eine Dreistufenautomatik, innenbelüftete Scheibenbremsen und einen Bremskraftregler an der Hinterachse. Schluss war auch mit der einfachen Starrachse, die zugunsten der legendären und teuren "De Dion"-Lösung aufgegeben wurde. Bei ihr war das Differential von der Achse entkoppelt am Wagenkörper befestigt und mit den Rädern über Gelenkwellen verbunden. Und erstmals hielten bei Opel Kopfstützen Einzug.
Die erste Ölkrise von 1973 ließ die Produktion 1974 um 90 Prozent einbrechen, und so war 1977 endgültig Schluss mit den "letzten großen" Opel. Zumal Mercedes im Vorjahr mit seiner ersten S-Klasse (W116) einen Meilenstein der Automobilkunst präsentiert hatte. Diese Fahrzeuge waren zwar ein Drittel teurer und sind heute in hoher Stückzahl in Sammlerhand, doch gepflegte KAD der zweiten Baureihe werden durch ihre Seltenheit wesentlich höher gehandelt. Auch daran konnten die dann erscheinenden Senator-Modelle nie mehr anknüpfen.