Das Selbstverständnis dieser Gruppe
Opel Joy-Gruppe: Wirklich eine pure Provokation?Diese Überschrift irritierte mich beim allerersten Aufrufen der Startseite ziemlich. Wie begrüßenswert fänden wir es, wenn man Joy allmählich wirklich als eine Community für stilvolle Erotik wahrnehmen würde. Und dazu gehört eben auch keine bloße Reduzierung auf die schönste Nebensache der Welt. Wir alle sind Menschen und haben (hoffentlich) noch ein bisschen mehr im Schädel als neandertalartige Triebe.
Es gibt inzwischen –und das finden wir richtig gut so- eine ganze Reihe von Gruppen im Joy, die ihn etwas leichter und bekömmlicher gestalten. Und somit herausholen aus der Ecke eines virtuellen Swingerclubs und dem Motto „Ach Du bist hier auch angemeldet, dann können wir ja gleich miteinander...“
Was machen die Mitglieder denn nach dem Sex? Leben sie dann nicht auch ein normales Leben weiter? Gehören dazu nicht unglaublich viele Facetten, Vorlieben, Träume? Lesen wir nicht in unzähligen Profilen „...über die Bettkante hinaus...“ Also lassen wir es doch einfach zu, dass wir noch in anderen Welten verankert sind.
Doch warum ist eine Opel-Gruppe eine Provokation, gar eine „pure“? Für mich haben Eigentümer dieser Marke –von Zufallsentscheidungen abgesehen- einfach etwas, das sie von vornherein sympathischer macht! Denn wo sie sind, muss nicht automatisch „vorne“ sein. Die Marke glänzt mit anderen Werten und stellte für viele (wie uns) in sieben Generationen Golf eine optisch herrlich frische Alternative dar. Während andere Marken nur noch in „Premium“ und „Plus“-Definitionen waberten, war hier ehrliche und solide Handwerkskunst geboten, die von ihren Spöttern nur zu gerne als Hausmannskost niedergeschrieben wurde.
Viele von uns sind mit genauso einem Partner verheiratet. Eben nicht mit der Beautyqueen oder dem „Next-Top-Model“. Wir nehmen unsere Partner so an, wie sie sind. Mal mit dem einen oder anderen Zylinder weniger, ohne Leistungssteigerung oder Aufhebung der Höchstgeschwindigkeit. Wir müssen uns nicht laufend neue Marketinggags einfallen lassen, um stets ganz oben zu stehen. Und gerade dafür werden wir geliebt und lieben wir ihn/sie. Weil wir wissen, woran wir sind. Nicht an chrom- und Hochglanzlack perfektionierten Säulenheiligen mit Spaltmaßfetischismus, sondern an einem treuen, aufrichtigen und geduldigen Partner, der uns mit unseren Schwächen genauso liebt und annimmt wie wir es erhoffen. Der uns eine leere Batterie nach durchfeierter Nacht ebenso zugesteht wie einen Plattfuss nach dem Sport. Der uns leichte Rostansätze nachsieht, die die Stürme des Lebens über unser Blech legten. Partner, mit denen wir nicht angeben wollen, doch auf die wir einfach nur stolz sind. Und sie lieben wie sie sind. Auch oder gerade, wenn sie in die Jahre gekommen sind.
Bekennende Grüße von den Nighties