So, und jetzt mal ich und meine Erfahrungen mit E85:
Ich tanke es seit kurz nach meinem Motorumbau vor über anderthalb Jahren. Pur, die Mischerei war mit zu blöd.
Mein Auto ist ein Vectra B mit X20XEV-Motor, Leistungsgesteigert durch Zylinderkopfbearbeitung und andere Auspuffanlage Zylinderkopf. Leistung auf Benzin 154 PS, auf E85 145PS.
Der Umbau kostete 75€ für einen Satz Calibra-Turbo-Einspritzventile, und ein paar Cent für die Kaltstarthilfe in Form eines Schalters und eines 5Kiloohm-Widerstandes, um dem Steuergerät beim Kaltstart einen noch kälteren Motor vorzugaukeln. Umschalten, Starten, zurückschalten, losfahren. Funktioniert zuverlässig bis minus 27 Grad Celsius, letzten Winter konnte ich das testen.
Ich weiss nicht wer hier sagte das der E85-Umbau teurer ist als eine Gasanlage, aber dem ist definitiv nicht so.
Natürlich habe ich Mehrverbrauch. Natürlich habe ich weniger Leistung. Na und? Dafür habe ich einige Vorteile und was mir wichtig war: weniger Kosten.
Meine Auspuffanlage ist kein bisschen Rußig, mein Motorenöl (5W40) nach 10000km immer noch nicht pechschwarz, dann kommt es trotzdem raus.
Ich fahre seit fast 40000km mit dem E85, Probleme habe ich keine.
Nix mit verklumptem Öl, weder eine Benzinleitung ging kaputt noch irgendwas anderes. Ich tanke, und verfahre es. Es ist weder mein Auto aufgefressen worden, noch ist es explodiert. Okay, ich hatte vor 3 Wochen einen Reifenplatzer auf der linken Spur der A3, aber das lag ganz sicher nicht am Ethanol.
Was ich dank minutiöser Sammlung sämtlicher Tankquittungen und ständiger Auswertung aber ganz sicher weiss: Durch das Tanken von E85 habe ich seit dem Umbau rund 1900€ an reinen Treibstoffkosten gespart, was Mehrverbrauchsbereinigt grob 1500€ entspricht. Gespart habe ich seit der zweiten Tankfüllung.
Die Tankerei ist völlig alltagstauglich, auch vor weiten Strecken mach ich micht nicht bange. Selbstverständlich guckt man vorher nach, wo es Tankstellen auf der Strecke gibt, und am Zielort. Dementsprechend kann man seine Route planen und hat nicht unbedingt hunderte Kilometer Umwege.
Für mich kommt diese ganze Erdgaskacke keinesfalls in Frage, nachgerüstet schonmal gar nicht. Von den Gefahren (explodierter Audi) jetzt mal ganz abgesehen.
Ich kann von mir behaupten, das ich meinem Auto wenigstens regelmässige, und auch die richtige Wartung zukommen lasse, denn dafür nehme ich mir einfach die Zeit. Das Geld sowieso, denn das habe ich durch die Spritersparnis wieder locker drin. Wartung ist mir sehr wichtig, wenn ich schon einen Motor mit einem Kraftstoff betreibe, für den er nie gebaut wurde.
Ich musste meine eigenen Erfahrungen damit machen, habe die Arbeitsweise meiner Einspritzanlage einstudiert, Messungen gemacht, war mehrmals auf dem Leistungsprüfstand, wir haben Lambdamessungen gemacht ohne Ende, und es dauerte eine Weile bis ich alles so hatte wie ich es wollte. Einspritzventile habe ich mehrere Sorten getestet, habe mit dem Benzindruck variiert, nun fahre ich Seriendruck auf den Turbo-Einspritzventilen.
Probleme? Keine, die ich als Problem ansehen würde. Das Auto fährt einfach. Abgasuntersuchung letzten Monat war i.O.
Und jetzt gebe ich meinen Beitrag frei zum zerpflücken und madig machen. Denn leider wird hier (wohl aus Unwissenheit) eine Menge Quatsch gesprochen, das nehme ich aber niemandem Übel, der keine Erfahrungswerte hat. Denn auch hier kommen die üblichen Totschlagargumente gegen Ethanolsprit, die ich aus anderen Foren kenne, und worüber dort bestenfalls müde gelächelt wird. Kaum jemand kennt E85, und vor E10 machen sich alle bange. Ich auch. Mir ist da zu wenig Ethanol drin, und das es überteuert ist, darüber brauchen wir wohl nicht reden.
Im übrigen würde mich mal interessieren, mit was der erste lauffähige Ottomotor betrieben wurde, der Achtzehnhundertsowieso lief...