Die ganze Spielerei mit verschiedenen Bremsklotzmaterialien und gelochten/geschlitzten/Standardscheiben nutzt herzlich wenig, wenn die Geometrie der Bremsanlage nicht verändert wird. Die Serienmäßigen Bremsanlagen sind so dimensioniert für die Autos, das sie im normalen Betrieb funktionieren und sicher sind. Verbessern kann man immer etwas.
Daher bin ich ein Freund von Umbauten auf größere, aber serienmäßige Bremsanlagen.
Mit der Geometrie meine ich nicht nur den Durchmesser und die Dicke der Bremsscheiben, sondern auch den Durchmesser von Bremskolben, sowie dem Hauptbremszylinder.
Zuerstmal muss man gucken, was man im Auto verbaut hat. Die größte Bremse für die 4-Loch Fahrzeuge endet bei 256x24mm Bremsscheiben, die gab es damals im Kadett mit 2.0i und 115PS schon, und wurde nur in Details verändert. Dann geht es bei 5-Loch weiter mit 288x25mm, die gab es im Calibra Turbo und im Vectra B ab 2.0 Liter 16V serienmäßig.
Ohne zu wissen, was jetzt für ein Fahrzeug verbessert werden soll, kann man schwerlich Tipps geben. Geht es um einen Corsa A? Dann ist es am sinnvollsten, die 256x24mm vom Kadett E, Astra F, Vectra A, Calibra und Konsorten zu verbauen, mit einem dazu passenden Hauptbremszylinder, denn der größere Sattel mit mehr Flüssigkeitsvolumen will ja auch versorgt werden. Wenn man drauftritt, und der HBZ am Ende ist, weil er nicht mehr Flüssigleit bereitstellen kann, ist der Umbau eher gefährlich als nützlich. Es hilft, die für das Auto größte verfügbare Serienbremse zu ermitteln, da hilft der Umrüstkatalog weiter, da steht alles drin. Im Vectra B mit 5-Loch ist es die 308mm-Bremse vom i500, die fahre ich auf dem 2.0 136PS-Vectra.
Durch den Umbau auf eine größere Bremsengeometrie bekommt man spürbare Veränderungen hin, da kann man getrost auf EBC-Klötze verzichten, die in meinen Augen unnötig teuer sind. Die angepriesenen Keramikbremsklötze für Serienfahrzeuge in Massenproduktion haben einen gewissen Anteil an Keramikmateriel und darauf wird gerne hingewiesen, weil bei Porsche oder Mercedes teilweise Keramikbremsen verbaut werden und dadurch eine gewisse Popularität des Wortes "Keramik" im Bereich Bremsanlagen vorhanden ist. Nicht alles, was aus Keramik ist, bremst automatisch deshalb gut, nur weil das Wort irgendwo auftaucht.
Mein Universaltipp ist daher: Lest in Foren über Bremsumbauten, nehmt den Umrüstkatalog zur Hand, macht euch mit dem Thema vertraut, bevor rumgebastelt wird. Erst wenn man da einigermaßen fit ist, kann man sich dran machen, Teile zu suchen, zu kaufen, und einzubauen. Und eintragen zu lassen, denn bei den Bremsen sollte man keinen Spaß verstehen, aber das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand.
Folgendes ist meine Grundregel. Je größer der Bremsscheibendurchmesser, desto besser bei gkeicher Hydraulik die Bremsleistung. Je dicker die Scheibe, desto Temperaturstabiler ist sie. Belüftete Bremsscheiben sind weniger Hitzeempfindlich als unbelüftete. Je größer der Bremskolben im Sattel, desto besser die Bremskraft. Je größer der Hauptbremszylinder, desto größere Bremskolben kann man damit ansteuern. Die Richtwerte und Durchmesser stehen im Umrüstkatalog tabellarisch drin, da kann man schon raus ersehen, was miteinander kompatibel ist.
Mein Astra F hatte damals eine Bremse mit massiven Bremsscheiben 239x12,7mm unbelüftet. Die hatte ich nach nur einer Viertelstunde Ballern so dermaßen am Ende, das die Scheiben blau waren, die Flüssigkeit am kochen, die Bremswirkung war hin. Und das mit 71PS. Der Umbau auf Vectra A 256x24 innenbelüftet mit 22er Hauptbremszylinder aus einem Kadett GSi ohne ABS hat derselben Tortur ohne weiteres standgehalten. Man kann also mit Serienteilen durchaus etwas erreichen, man muss nur wissen, welche Teile das sind.
Von dem ganzen Gefummel mit Powerdiscs und grünen/roten Klötzen halte ich nicht viel, auch wenn einige sagen, das die Karre jetzt super bremst. Alles bremst besser als abgeschrubbte Klötze auf einer völlig verschlissenen und womöglich krummen Scheibe, auch eine frische Serienbremse.