Ich übertrage mal aus einem privaten Thread meinen Text hierher, weil ich der Meinung bin, dass es durchaus öffentlich sein darf, zu sehen, was manche Musik bewirkt, die einem eh schon viel bedeutet.
Vergangenen Sonntag Nachmittag lag ich in einer Saunaanlage zwischen angebautem Schilf auf der Liege in der Sonne, schaute mit meiner Begleiterin auf den wunderschönen Naturteich und ich erzählte ihr im Zusammenhang mit dem Begriff Freundschaft von meinem verstorbenen Freund.
Er und ich kannten uns fast vierzig Jahre, als er vor viereinhalb Jahren an einer absolut seltenen Krankheit starb. Wir hatten ähnliche mit Niederlagen, Höhen, aber letztendlich erfolgreiche Lebenswege gemeinsam. Erst als er starb, wurde mir bewusst, was er mir als Mensch und Freund bedeutete, denn es war schlagartig klar, dass er eine furchtbare Lücke hinterlassen würde.
Wir haben Zeit miteinander verbracht, die eigentlich nur Liebespaare miteinander verbringen. Indes waren wir „nur“ Freunde, die sich alles anvertrauen konnten. Wir haben diese Verbindung nie geplant, sie ergab sich einfach. Wir fuhren tatsächlich einmal für eine Woche nach Venedig, Ostern nach Rom und Silvester nach Berlin, um an der Gala in der Berliner Philharmonie teilzunehmen. Die Berliner Philharmoniker spielten gerade das berühmte Intermezzo aus Carmen mit dem großartigen Flötisten Emmanuel Pahud, der sein Instrument unglaublich schön spielte. Mein Freund war nicht unbedingt ein musikalischer Mensch, aber ich sah, wie ihm im Halbdunkel die Tränen aus den Augen liefen.
Als ich meiner Begleiterin dieses beschrieb, liefen mir plötzlich die Tränen und ich legte mich zurück. Ob sie es bemerkt hat, weiß ich nicht, aber ich war für einen kurzen Moment von Gefühlen überschwemmt.
Hier ist das dazugehörige Video dieses Silvesterabends.