Eine laufende Vorstellung stört man nicht, denn damit stört man auch die anderen Zuschauer und diejenigen, die sich auf der Bühne und im Graben Mühe geben. Dass sie es tun, davon ist selbst bei einem wirklich vergurkten Abend, wie es sie manchmal geben mag, immer auszugehen.
Wichtig ist mir aber: Wenn Kritik (auch laute Kritik in Form von Buhrufen) nicht geht, dann ist Lob (in Form von Bravos) irgendwann auch wertlos. Erinnert an mich an die Notengebungspraxis an der Grundschule, wo man allen sagt, dass sie es irgendwie ganz toll gemacht haben, auch wenn's eigentlich nicht stimmt.
Beim Applaus zeigen sich die Leute einzeln, bei der Premiere auch das Regieteam. Dann soll man seine Meinung äussern. Wenn bei den Solisten jemand einen schlechten Tag hat, buhe ich nicht - das kann vorkommen, wir haben alle mal ein Tief. Wenn jemand permanent Rollen singt, die er oder sie nicht bewältigt, ist das was anderes.
Manche Regieteams scheinen es irgendwie geil zu finden, möglichst viele Buhs einzusammeln (teilweise habe ich sie das sogar sagen hören), aber wenn das ihr Fetisch ist, bittesehr. Den Rest merkt die Intendanz dann üblicherweise an den Verkaufszahlen. Es gibt dummerweise Inszenierungen, die viele eigentlich nicht sehen wollen, aber wegen der Besetzung oder wegen des Stückes geht man dann doch immer wieder hinein.