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Wie kann man eine Kritik äußern ?

*******sher Frau
38.867 Beiträge
Themenersteller 
Wie kann man eine Kritik äußern ?
https://www.ndr.de/kultur/musik/klassik/Wie-darf-kann-soll-Publikum-eine-Auffuehrung-stoeren,publikum320.html

In Hamburg war vor ein Paar Tagen Premiere
die einiges Aufsehen erregt hat , ich habe mal den beitrag vom NDR verlinkt.

Meine Frage an euch hier wie äussert ihr euch wenn es euch nicht gefällt.

Ich selber habe es mit Buhen gemacht
mal bei einer Premiere aber nie Zwischenrufe oder so also nicht während der Aufführung sondern bei dem Applaus bei den einen Buhen bei den anderen ....
****i02 Paar
164 Beiträge
Zwischenrufe und andere Störungen der laufenden Vorstellung sind für mich ein Zeugnis von emotionalem Kontrollverlust und absoluter Respektlosigkeit den Künstlern gegenüber. Wer eine Inszenierung nicht ertragen kann, sollte den Saal verlassen.
Selbst Buhrufe im Anschluss empfinde ich als unangemessenen Ausdruck des Missfallens.
Natürlich darf und sollte man seine Meinung kundtun dürfen, aber bitte respektvoll. Der Ton macht die Musik.
Ich würde den Kontakt mit dem Intendanten suchen, indem ich einen Brief oder Mail mit meinen Eindrücken verfasse. Ob er gelesen wird, steht auf einem anderen Blatt.
Anhand eines verhaltenen Schlussapplauses und geringer Besucherzahlen können die Verantwortlichen sehr gut erkennen, wie ihre Produktion beim Publikum ankommt.
Aber die Leistungen der darstellenden Künstler, der Musiker und des Teams hinter den Kulissen sollten immer gewürdigt und wertgeschätzt werden, auch wenn der Regisseur inszenatorisch ins Klo gegriffen hat.
********Herz Frau
37.575 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich mache es wie Stuki:

Wenn es mir gar nicht gefällt, gehe ich in der Pause. So richtig übel habe ich ein Theaterstück in Erinnerung, über 20 Jahre her, Romeo und Julia am Gießener Stadttheater, ich weiß noch das genaue Datum.

Ich wollte dieses Stück sehen, es war mein 40. Geburtstag und ein Klassiker, den ich nie gesehen hatte. Und dann war das eine derart moderne Inszenierung, dass sie sinnentstellend war. Vor der Pause zogen sich Romeo und Julia nackt aus und schlüpften in das auf der Bühne stehende Bett.

In dieser Pause standen die Zuschauer Schlange an der Garderobe, und nach der Pause war der Zuschauerraum halb leer. Auch aus dem Grund sind wir geblieben. Die Schauspieler konnten ja nichts für die Inszenierung. *nixweiss* An Buh-Rufe erinnere ich mich nicht.

Ein einziges mal habe ich nach einer Vorführung eine Mail an den Intendanten geschrieben - und sehr nette, verständnisvolle Antwort bekommen.
****na Frau
24.663 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wir sind tatsächlich auch zweimal in der Pause gegangen, weil uns das Stück, bzw. die Inszenierung überhaupt nicht gefallen hat. Buhrufe kämen für mich nicht in Frage.
*******ack4 Mann
2.578 Beiträge
Ich kann @****i02 nur zustimmen, die Vorstellung zu stören ist ein Unding, das geht ebensowenig wie vor der Pause den Zuschauerraum zu verlassen und damit Besucher zu stören, die dem Stück aufmerksam folgen möchten.
Auf Buhrufe zum Schlussapplaus verzichte ich allerdings auch; ich habe da schon den Kampf zweier Fraktionen erlebt, "Buh" und "Bravo", die sich gegenseitig zu übertönen versuchten. In der Regel bin ich da eher tolerant, was mich fast mehr ärgert als eine verkorkste Inszenierung ist, wenn einfach zu schlecht gesungen wird (aus welchen Gründen auch immer), weil ich davon wirklich etwas verstehe!

Übrigens, ich durfte schon live erleben, wie niedrig die Toleranzgrenze bei manchen Besuchern liegt, die eine ziemlich gute Vorstellung von Alban Bergs "Lulu" lautstark störten und mit Türenschlagen den Zuschauerraum noch während der Vorstellung verließen! *aua*
*********frau Frau
9.515 Beiträge
Ich glaube, ich habe noch nie gebuht, weil ich mich immer vorher über die Inszenierung informiere. Wenn ich vorab weiß, dass mir das bestimmt nicht gefallen wird, gehe ich einfach nicht hin.

Dass bei einer Premiere gebuht wird, habe ich schon erlebt. Ausgebuht wird dann eben derjenige, der gerade die Bühne betritt. Also nicht die Sänger/Schauspieler. Die geben immer ihr bestes und müssenm oft gute Miene zum bösen Spiel machen. Sehr oft tun sie mir von Herzen leid.

Umgekehrt schreie ich oft lauthals BRAVO, wenn mir was ausnehmend gefallen hat.
******ius Mann
110 Beiträge
Vor allem das Stören der laufenden Vorstellung ist anmaßend. Als wäre man selbst der Maßstab für alle. Wenn es dem Rest gefällt und ich das stören würde, verstünde ich eine Lynchjustiz. *ggg*

Als Darsteller würde mir sowas gewiss den ganzen Monat versauen.

Ich finde, hier sind einige wirklich gute Ansätze vorgestellt worden. Besonders hervorheben mag ich da die Vorschläge von @*******ack4 .
*******1972 Mann
548 Beiträge
Eine laufende Vorstellung stört man nicht, denn damit stört man auch die anderen Zuschauer und diejenigen, die sich auf der Bühne und im Graben Mühe geben. Dass sie es tun, davon ist selbst bei einem wirklich vergurkten Abend, wie es sie manchmal geben mag, immer auszugehen.

Wichtig ist mir aber: Wenn Kritik (auch laute Kritik in Form von Buhrufen) nicht geht, dann ist Lob (in Form von Bravos) irgendwann auch wertlos. Erinnert an mich an die Notengebungspraxis an der Grundschule, wo man allen sagt, dass sie es irgendwie ganz toll gemacht haben, auch wenn's eigentlich nicht stimmt.

Beim Applaus zeigen sich die Leute einzeln, bei der Premiere auch das Regieteam. Dann soll man seine Meinung äussern. Wenn bei den Solisten jemand einen schlechten Tag hat, buhe ich nicht - das kann vorkommen, wir haben alle mal ein Tief. Wenn jemand permanent Rollen singt, die er oder sie nicht bewältigt, ist das was anderes.

Manche Regieteams scheinen es irgendwie geil zu finden, möglichst viele Buhs einzusammeln (teilweise habe ich sie das sogar sagen hören), aber wenn das ihr Fetisch ist, bittesehr. Den Rest merkt die Intendanz dann üblicherweise an den Verkaufszahlen. Es gibt dummerweise Inszenierungen, die viele eigentlich nicht sehen wollen, aber wegen der Besetzung oder wegen des Stückes geht man dann doch immer wieder hinein.
****is Mann
683 Beiträge
Ein paar ergänzende rechtliche Aspekte:
• ein den Verlauf der Vorstellung störendes Verhalten verstößt regelmäßig gegen die Hausordnungen (also zB Buhrufe während des Singens, Sprechens etc) und kann Hausverbot etc nach sich ziehen
• Bravo- und Buhrufe nach einer Arie, einem Akt und am Schluss sind üblich und stehen unter dem Schutz der Meinungsäußerungsfreiheit
• nur diffamierende Schmähkritik ist rechtswidrig. Umgelegt auf Missfallensäußerungen sind diejenigen rechtswidrig, die von vornherein auf eine bloße vorsätzliche Herabsetzung der Person und/oder der Leistung zB des Regisseurs abzielen.
Letzteres habe bei zwei Burgtheateraufführungen 1988 erlebt, bei der Uraufführung von Heldenplatz (Bernhard) am 4. November 1988 und bei einer Aufführung des Stellvertreters (Hochhuth) am 24. Juni während des Papstbesuchs in Wien. Da ging es auch um das Agitieren rechter Kreise gegen den damaligen Direktor (Peymann).
********alpa Mann
20 Beiträge
Wenn ein Stück mir nicht gefällt, verweigere ich einfach meinen Applaus. Ab und zu gehe ich schon in der Pause, ausnahmsweise auch während der Aufführung (wenn ich es wirklich nicht aushalte und mich still wegschleichen kann). Buhrufe und Pfeifen finde ich störend und unzivilisiert. Vor allem das Pfeifen ist eine grauenhafte Gewohnheit, auch wenn vor allem in Deutschland leider immer mehr Menschen meinen damit ihren Beifall zeigen zu können. Nicht nur ist es eigentlich die gröbste Art der Ablehnung, es kann auch auch geradezu schmerzhaft sein für die Umstehenden und sogar bleibende Gehörschäden verursachen.
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