Erziehung bzw. einfach wie man Groß wird.
Denke ich macht viel davon aus. Nacktheit war in meinem Elternhaus niemals ein problem. Obgleich ich es auch mal schön gefunden hätte alleine im Bad zu sein. Aber: Meine Brüder waren 10 Jahre älter als ich, mit acht Jahren liesen sich meine Eltern scheiden. Das empfand ich weder damals noch heute als Schlimm, doch es fehlten die direkten Bezugspersonen mit denen Mann sich auch mal über Gefühlsleben austauschen konnte. Was halt so damals Gefühlsleben war. Mit den Kumpels wurde es schnell vulgär. Nicht das ich Vulgär schlimm finde, mit Kumpels kann Mann halt über alles sprechen und noch nie hat mir jemand "Superische" oder "Fotze" krumm genommen. Aber ich hatte immer das begründete Gefühl das Frauen diese direkte Ausdrucksweise nicht mögen werden. Merkt Mann ja sogar in einem so offenen Forum wie dem Joyclub. Aber welche Ausdrucksweise mögen Sie? Welche Wünsche hören Sie gerne, womit verschrecke ich Sie? In meiner langen Ehe gab es immer den (für meine damalige Meinung) gar nicht schlechten Sex und für das was mich noch interessierte die Pornos. Das ging auch die 15 Jahre lang gut, weil ich mir immer vorgestellt habe das das aus den Pornos eh nur für "uns primitiven Männer" gemacht wurde und "Frauen sowas niemals mögen werden". Zarteste Versuche während der Sterbenszeit der Beziehung (ab dem Tag des Heiratsantrages) machten mir auch klar das ich ein perverses Schwein bin. OK, Millionen von Männern (nach den Umsatzzahlen meiner Sekundärliteratur) auch, aber das haben ja schon die Ärzte erfolgreich besungen.
Erst eine neue Beziehung erlaubte mir das Ausleben aller meiner Wünsche. Ich selber und "Sie" bezeichnen heute nichts mehr davon als Pervers. Das war meine erste Heilung. Meine zweite steht noch aus. Es ging von Ihr aus das Sie mich per Mail(!) fragte was mich so anmacht, was mir so im Bett gefällt. Sie hatte das aus einem Roman: Die neue Freundin wollte so dem neuen Freund die Exfrau aus dem Gedächtnis vögeln.
Das sind noch heute die erotischsten Schriftwechsel meines Lebens. Aussprechen was ich will, was ich nicht will, was mir gefällt fällt mir noch immer nicht leicht. Im Prächenclub ging es schon viel leichter, aber sonst eben nicht. Schriftlich ging es immer besser, bis zur Perfektion.
Was ich damit anderen mit auf den Weg geben möchte: Wenn es mit sprechen nicht so klappt, probiert es doch mal mit Mails. Nicht mit Briefen. Mails. Da kann man einen Link mit schicken wenn man nicht klar ausformulieren möchte was einem durch den Kopf geht: "hey, guck Dir das mal an, das gefällt denen auch gut, ob uns das auch gut gefallen würde?".
Und den Frauen würde ich gerne ganz allgemein mit auf den Weg geben: Bitte verschreckt uns nicht wenn wir mal einen Gedanken haben der euch (zuerst) nicht so gut gefällt. Geht darüber hinweg, nehmt ihn Auf, vergesst Ihn... aber verzeiht Ihn uns auch wenn er nicht in euer Weltbild passt.
Inzwischen weiß ich das es beiderlei Typ von Frauen gibt. Der Typ den ich mal geheiratet hatte kann mir nun gestohlen bleiben. Der Typ Frau die wie ein Kumpel ist, die auf der Straße auch schon mal in die gleiche Richtung schaut und trocken: "Jupp, schöne Haare und geile Titten" äußert, dieser Typ Frau braucht sich keine Sorgen um den Mann an Ihrer Seite zu machen. Eben ein Kumpel mit dem Mann auch gerne mal in's Bett geht. Immer gerner.