Die Sprache der Tiere
Ein Bauer namens Said kam eines Tages zum Propheten Musa(a.s) und sprach:
„Seit etlichen Jahren glaube ich,dass Du der Prophet Gottes bist. Doch von Deiner Religion weiss ich noch immer nicht sehr viel. Heute bin Ich nun gekommen,um Dir eine Bitte vorzutragen.“Sag dein Wunsch sprach der Prophet.“Wenn ich kann, werde Ich ihn erfüllen“.
Ich möchte, dass du Gott darum bittest,dass ich die Sprache der Tiere verstehen kann. Ich möchte mir an ihnen ein Vorbild nehmen. Ich denke das ist für dich nicht nützlich.Du kannst mit Hilfe Deines Verstandes aus Deinem eigenen Leben und dem Leben deiner Freunde und auch aus Büchern Wissen erlangen und Nutzen ziehen. Denkst du, dass Du von den Menschen alles erlernt hast, dass die Reihe nun an die Tiere gekommen ist? Nutze zuerst einmal, das was Du mit der Sprache der Menschen erlernen kannst. Damit hast du genug zu tun. Die Sprache der Tiere erlernen zu wollen ist etwas,was für den Menschen nicht gut ist.
Said aber sprach:“ Nein ich möchte mit der Sprache der Tiere keinen Handel treiben. Ich möchte vielmehr etwas verstehen. Ich habe einen Hund, Hühner, ein Pferd, einen Esel und Schafe und ich möchte wissen, was sie miteinander sprechen. Ich möchte durch ihre Worte meine eigene Moral verbessern.
Prophet Musa (a.s) antwortete: Sehr gut, Du möchtest etwas wissen. Auch ich möchte sehr viel wissen, doch wenn es nicht zweckmäßig und nützlich ist, weiss ich es nicht. Las dieses Streben sein. Kehre zu Deiner Arbeit zurück und denke nicht so viel über solche Dinge nach, denn zuviel Fleiss wird zu einer Last.
„Aber ich komme von diesem Gedanken nicht mehr los“ entgegnete der Bauer. Ich muss die Sprache der Tiere kennen. Ich sehe ein, dass es Mühe macht. Doch ihr seid der Gesabdte Gottes. Erbittet von Gott, dass er mich wenigstens die Sprache der Hühner und Hunde lehrt. Wenn ich diese beiden kenne, will ich zufrieden sein.“
Musa (a.s.) versprach:“ Nun gut, wenn Du mit diesen beiden zufrieden bist, gehe nach Hause. Ich werde für Dich beten, dass Du die beiden Sprachen erlernen wirst, aber wenn Du dadurch Schaden erlangst, so liegt die Schuld bei Dir allein.“
Froh kehrte Said nach Hause zurück und machte sich beschwingt an die Arbeit. Am nächsten morgen sagte er zu seinem Knecht:
„Bereite das Frühstück vor und bringe auch den Hund und den Hahn.“
Als dem Bauern das Frühstück gebracht wurde, fiel ihm ein Stück Brot zu Boden.Der Hahn pickte es Geschwind auf. Der Hund knurrte und sagte:“ Was bist du doch für ein schlechter Hahn. Du frisst den ganzen Tag Körner, die im Hof ausgestreut sind und du weisst genau, dass ich ausser diesem Stück Brot nichts zu Fressen finde. Und trotzdem lässt Du es nicht zu,dass ich wenigstens dieses Stückchen Brot bekomme!“
Der Hahn antwortete:“Gräme Dieb nicht! Morgen wird ein Freudentag für Dieb sein. Der schmeckt doch nichts besseres als Fleisch. Morgen wird das Pferd sterben und du kannst soviel Pferdefleisch essen, wie Du möchtest. “Sehr gut“ sprach der Hund. „Ich habe nicht daran gedacht. Nun, so ist es in Ordnung, wenn du das Brot isst. Lass es dir schmecken.“ Der Bauer hörte diese Worte:“Na so was! Mein Pferd wird sterben. Es ist gut, dass ich davon erfahren habe. Es ist doch von Vorteil, wenn man die Sprache der Tiere kennt!“ Schnell ließ er den Pferdeknecht kommen und sprach:“ Bringe das Pferd zum Markt und verkaufe es zu dem Preis, für den wir es gekauft haben.“
So geschah es auch und der Bauer war froh, dass er keinen Verlust hatte hinnehmen müssen.
Der zweite Tag begann wie der erste wieder pickte der Hahn schnell das Stück Brot auf.“Sieh mal sprach der Hund zum Hahn: Gestern hast du gesagt ,das Pferd würde heute sterben und ich könnte nach Herzenlust Fleisch fressen, doch der Bauer hat das Pferd verkauft und heute nimmst Du mir wieder das Brot weg und ich muss bis zum Mittag hungrig bleiben.“
Ich habe nicht gelogen sagte der Hahn. Es war dem Pferd bestimmt, dass es heute sterben wird, doch der Bauer hat es verkauft und es ist im Stall des neuen Besitzers gestorben. Doch weil der Besitz des Bauern eigentlich ein Verlust erleiden sollte und dies somit verhindert wurde, wird er heute seinen Esel verlieren. Sei also beruhigt, morgen kannst du soviel Eselfleisch essen, wie du willst.“
Der Bauer ließ so gleich seinen Esel verkaufen und steckte voller Freude das Geld ein. Am dritten Morgen sprach der Hund zum Hahn:“Jeden Morgen versetzt du mich mit deinen Worten in freudige Erwartung auf einen besonderen Leckerbissen, aber immer vergebens. Du musst nicht jeden Morgen das Brot essen, denn ich habe auch Rechte. Natürlich sagte der Hahn. Aber es ist mir unverständlich, wie der Bauer plötzlich so schlau geworden ist und jeden Tag einem Verlust ausweicht. Aber beim Beten heute habe ich gehört dass anstelle des Pferdes und des Esels, die verkauft wurden, vier schwarze Schafe sterben werden. Und die werden sie an einen abgelegenen Ort werfen, wo du in Ruhe fressen kannst.
Der Hund bestätigte:“ Ja, das habe ich auch gehört. So manchen Verlust kann man nicht abwenden. Er hat zwar das Pferd und den Esel verkauft, dafür werden aber die vier schwarzen Scharfe sterben. Nun denn, ich werde also noch einen Tag abwarten.“
Sogleich gab der Bauer dem Hirten die Anweisung, die vier schwarzen Schafe zu verkaufen.
Am vierten Tag sprach der Hund:“ Heute ist die Reihe aber an mir. Ich kann nicht jeden Tag bis zum Mittag hungrig bleiben. Der Bauer ist sehr schlau und weicht jedem Verlust geschickt aus.“ Vertraue nicht zu sehr auf die Schlauheit des Bauern!“ warnte der Hahn. Zuviel Schlauheit findet auch ein Ende. Als Ersatz wird der Bauer heute selber sterben. Und dann werden seine Familie und seine Verwandten Almosen geben. Sie werden Brot und Suppe reichen, ein Schaf opfern und viele Wohltaten tun und dann wirst du auch du zu deinem gerechten Anteil kommen.
Im Besitz des Bauern war auch Unerlaubtes und durch den Verlust des Pferdes sollte er wieder rein werden. Doch der Bauer ist dem zuvorgekommen. Nun ist jedoch die Reihe an ihm selbst und sich selbst kann er nicht verkaufen.“
Furcht ergriff den Bauern. Er ließ alles stehen und liegen und machte sich unverzüglich zum Hause des Propheten auf. Er trat ein grüßte und rief:“ O Musa, komm mir zu Hilfe! Das Schicksal hat sich gegen mich gewendet!“ Was ist passiert? Fragte Musa (a.s) Wofür fürchtest du dich? Er erzählte die ganze Geschichte und fragte: Was soll ich nun tun? Ich will nicht sterben!“ Musa (a.s) antwortete:“ Ich hatte dich gewarnt, dass die Sprache der Tiere dir nichts als Verlust einbringen wird. Ich kann nun auch nichts mehr tun. Leben und Tod eines Menschen liegen nicht in meinen Händen. Das Schicksal wollte es, dass dein Besitz einen Verlust erleiden sollte; das war der Schutz für dich selbst. Und du hast ihn zerstört. Gottes Werke kann man nicht verändern. Aber du kannst eines tun.“
„Rette mich! Sag mir was ich tun kann“flehte der Bauer.
„Du kannst den Käufern ihr Geld zurückgeben und Dmit den Schaden auf dich nehmen. Wenn sie damit zufrieden werden, wendet sich vielleicht dein Schicksal noch einmal. Bestimmt hast du recht! Ich werde diese Angelegenheit sofort in Ordnung bringen sprach der Bauer und lief davon.
Er lief zu dem Bauern, der die Schafe gekauft hatte und erklärte ihm warum er ihm das Geld zurückgeben wolle. Das ist unmöglich entgegnete ihm der andere. Ich bin zufrieden mit dem was geschehen ist. Ich hatte mit jemandem einen Streit und wollte mit diesen Schafen den Richters bestechen. Weil die Tiere noch am gleichen Tag gestorben sind, konnte ich das nicht tun. Später habe ich dann erfahren, dass jeder, der den Richter zu bestechen versucht,unverzüglich eingesperrt wird, weil jemand durch Bestechung Unrecht zu Recht machen will und aus diesem Grund bestraft werden muss. Wären die Schafe nicht gestorben, säße ich nun im Gefängnis und ich danke Gott, dass dieser kleine Verlust mich vor großem Schaden bewahrt hat. Das war ein guter Handel und die Lehre, die ich daraus gezogen habe ist mehr Wert als 100 Schafe oder 1000 Geldstücke.“
Der Bauer erkannte, dass seine Bitte umsonst war und machte sich schleunigst auf dem Weg zum Käufer des Esels und wiederholte auch dort sein Anliegen.
Doch diesem Käufer hatte der rasche Tod des Tieres Glück gebracht. Er wollte einige seiner Freunde auf einen Ausflug begleiten. Doch ohne Esel war ihm das nicht möglich. Nun hatte er jedoch erfahren, dass seine Freunde von Wölfen angegriffen wurden, die ihre Esel getötet und sie selbst verwundet hatten. Als ich das hörte, habe ich Gott gedankt, dass mein Esel schon vorher gestorben ist, denn sonst würde ich nun wahrscheinlich wie die anderen auch im Krankenhaus liegen oder ich wäre vielleicht sogar tot. Deshalb bin ich froh über das Geschäft und ich will auch das Geld nicht zurück im Gegenteil-ich bin sogar bereit dir noch mehr Geld zu geben wenn du möchtest.“
Auch in diesem Fall konnte der Bauer nichts ausrichten, also ging er zum Käufer des Pferdes um ihm das Geld zurückzugeben. Ich werde das Geld niemals zurücknehmen sprach dieser. Du weiß ja gar nicht, wie nützlich es für mich war, dass das Pferd gestorben ist! Dann erzählte er, dass er mit dem Pferd eigentlich einen anderen Reiter in eine andere Stadt begleiten wollte um dort Geschäfte zu erledigen. Da das Pferd vorher starb, ritt der andere allein und wurde unterwegs überfallen. Die Diebe nahmen das Pferd und schlugen den Mann brutal zusammen.
Sein Zustand ist sehr schlecht. Deshalb habe ich Gott gedankt, dass dieses Pferd so schnell gestorben ist, denn wer weiß, was mir unterwegs passiert wäre! Du siehst, es war wirklich ein gutes Geschäft für mich!“
Said sprach: Nun, da du Glück gehabt hast, nimm das Geld für das Pferd denn durch den Verkauf dieses Pferdes bin ich in ernste Schwierigkeiten geraten. Du kannst mich retten indem du das Geld zurück nimmst.
Der andere aber entgegnete:“ Du hast gesagt, dass du wusstest, wie es um das Pferd steht und es trotzdem verkauft und dich schlau gefühlt. Deshalb bin ich nicht bereit, dass Geld zurück zu nehmen. Wer weiß vielleicht steckt dahinter sogar ein neuer Betrug. Ich bin mit dem Geschäft zufrieden und sehe keinen Grund, warum ich das Geld von Dir nehmen sollte.“
Said war nun ohne Hoffnung. Diese Leute verstehen die Sprache der Tiere nicht, aber sie haben mehr Verstand als ich und ziehen aus ihrem Tun Nutzen. Ach, hätte ich doch die Sprache der Tiere niemals verstanden!“
Als er zu seinem Haus kam, saß der Hahn auf der Mauer. Du hast dieses ganze Unglück zu mir gebracht schrie er den Hahn an. Du hast dein Leben lang mein Brot gefressen, warum hast du angefangen Weiszusagen?
„Wir haben nur unsere Arbeit getan“ erwiderte der Hahn.“ Was wolltest Du mit der Sprache der Tiere, wo Du schon aus den Worten der Menschen keine Lehren gezogen hast?“