Polygamie
In allen mehrheitlich muslimischen Ländern außer Tunesien, der Türkei und den Ländern der früheren Sowjetunion ist die Polygamie legal und wird praktiziert. Am häufigsten wird die Mehrehe in Westafrika unter Muslimen sowie in einigen arabischen Staaten praktiziert. In anderen vom Islam dominierten Regionen ist sie weniger häufig.Die Polygamie war im aschkenasischen Judentum bis etwa um das Jahr 1000 erlaubt. Danach legte der einflussreiche Rabbiner Gerschom ben Jehuda in einem Gutachten zum Schutz vor der hauptsächlich monogame Vorstellungen vertretenden christlichen Umgebung fest, dass polygame Ehen nur mit Zustimmung von 100 Rabbinern zu schließen seien, was in der Praxis einem Verbot gleichkam. Im sephardischen und orientalischen Judentum war sie bis ins 20. Jahrhundert üblich, heute sind die Sepharden aber häufig in westliche Länder wie Frankreich und Kanada gezogen, wo die Polygamie verboten ist, oder nach Israel, wo die bei der Einwanderung vorhandenen Vielehen anerkannt wurden, die Schließung neuer Vielehen aber verboten wurde.
Der Buddhismus hat verschiedene Ausprägungen, im Westen passt er sich der Kultur an. Es geht darum, möglichst wenig Leid zu verursachen. Allgemeine Äußerungen zu Polygamie sind nicht bekannt. In der alten buddhistischen tibetischen Kultur, die bis zu der chinesischen Besetzung andauerte, war sowohl die Polygynie – ein Mann mit mehreren Frauen verheiratet – als auch die Polyandrie – eine Frau mit mehreren Männern verheiratet – toleriert. Dies wird gelegentlich auch heute noch praktiziert. Aus der ethischen Sicht des Buddhismus heraus ist es unumgänglich, dass eine Beziehung von allen Seiten freiwillig eingegangen wird. Nicht selten kam es jedoch aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeiten zu solchen Verbindungen.
Auch im Hinduismus gibt es Regeln, die Polygamie erlauben und regulieren.
Die Polygamie wird selbst im Alten und Neuen Testament nirgends grundsätzlich verurteilt. Die Ehe als fundamentale gesellschaftliche Institution wird sogar in Bezug auf das Verhalten eines Ehemannes zu mehreren Ehefrauen im Alten Testament eingehend geregelt.
In bestimmten Fällen wie der Leviratsehe (Lev 18,16 LUT; 20,21 LUT; Dtn 25,5–10 LUT) ist eine Ehe mit der Ehefrau des kinderlos vorverstorbenen Bruders ungeachtet allenfalls weiterer Ehen sogar ausdrücklich vorgeschrieben, um dem Bruder von seiner früheren Ehefrau einen Nachfolger zu geben. Dies ist das Thema der Geschichte von Juda und Tamar (Gen 38 LUT). Diese Verpflichtung schließt nicht nur eine reine Versorgungsehe, sondern auch die sexuelle Vereinigung ein. Von der Leviratsehe kann abgesehen werden, wenn die Ehefrau des verstorbenen Bruders ausdrücklich auf dieses ihr zustehende Recht verzichtet.
Auch Jesus verurteilte nie die Polygamie, sondern akzeptierte sie in seinen Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Sadduzäern, auch wenn sie damals wahrscheinlich in Jerusalem nicht die Regel war. Er verwies insbesondere darauf, dass sich bezüglich der Eheregeln durch seine Lehre gegenüber derjenigen von Moses keine Änderungen ergeben hätten.
Zwischen allen Staaten, die die islamische Polygamie erlauben, bestehen einige grundsätzliche Übereinstimmungen. Gemäß dem islamischen Recht darf ein Mann bis zu vier Frauen ehelichen, sofern ihm seine erste Frau dies erlaubt. Jeder Frau hat er einen eigenen Haushalt und eigenes Vermögen einzurichten sowie eine Mitgift zu geben. Oft pflegen die Frauen keinen engen Kontakt untereinander, sondern leben getrennt in jeweils eigenen Wohnungen oder Zimmern, manchmal auch an verschiedenen Orten. Zuweilen untersagen gesetzliche Regelungen jenen Männern, die nicht jeder Frau einen eigenen Hausstand einrichten können, die Polygamie.
Die Beschränkung der Mehrehe auf vier Frauen für alle Muslime fußt auf dem Koran, Sure 4:3:
„Und wenn ihr fürchtet, den Waisen nicht gerecht werden zu können, nehmt euch als Frauen, was euch gut erscheint, zwei oder drei oder vier. Doch wenn ihr fürchtet, ihnen nicht gerecht werden zu können, heiratet nur eine …“
(Quelle: Wikipedia, Bibel, Koran.)
Während in vielen Naturvölkern die Polygamie uneingeschränkt geduldet und praktiziert wird, müssen wir uns in modernen Ländern mit den moralischen Beweggründen auseinandersetzen und uns fragen, wie eine vielehe moralisch zu rechtfertigen ist. Hierbei müssen wir uns folgendes vor Augen halten:
In vielen Ländern der Erde ist bis heute (anders wie z.B. in Deutschland) kein staatliches Sozialnetz vorhanden. Was bedeutet, daß eine verwitwete Frau mit Kindern beispielsweise vor dem großen Problem stehen kann, daß sie nicht weiß, wie sie sich selbst und ihre Kinder ernähren kann. Oftmals bedeutet dies also der soziale Abstieg und geht nicht selten einher mit Obdachlosigkeit und Hunger.
Aus genau diesem Grund wird in diesen Ländern die Polygamie erlaubt! Es sichert das Überleben einer Familie.
Wie steht ihr persönlich zu diesem Thema? Lehnt ihr die Polygamie kategorisch ab, oder seid ihr Befürworter? Oder seid ihr eher geneigt, dies zu differenzieren? Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr auch etwas dazu schreibt, um evtl. eure Antwort zu begründen !