Die Beschneidung beim Mann
Die Beschneidung beim MannDr. med. Britta Bürger, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Die Beschneidung bei Männern hat eine lange Tradition und ist nach wie vor weit verbreitet. Sie wurde bereits im Alten Ägypten praktiziert.
Bei Juden und Moslems gehört das Entfernen der Vorhaut zur religiösen Pflicht. In vielen Ländern Afrikas wird sie durchgeführt, wie auch in Australien oder den USA. Dorthin wurde sie von den Engländern gebracht, die in der Zirkumzision eine "Therapie" der Selbstbefriedigung sahen. Bis zum Ende der 70er-Jahre wurden in den USA fast 90 Prozent der neugeborenen Jungen beschnitten. Seit damals ist jedoch ein rückläufiger Trend zu beobachten. Weltweit kann man davon ausgehen, dass jeder vierte Mann beschnitten ist.
In unserem Kulturkreis bereitet die Beschneidung, wenn sie aufgrund einer Vorhautverengung (Phimose) erforderlich ist, manchen jungen Männern Probleme. Es gibt Bedenken bezüglich der Auswirkungen auf die Sexualität bzw. empfinden einige Männer die Beschneidung als Verlust - es "fehlt" ihnen etwas an ihrem Penis, sie fühlen sich "nackt". Es kommt auch immer wieder vor, dass Männer, die als Kinder beschnitten wurden, in einem gewissen Ausmaß darunter leiden, da der Eingriff zu einem Zeitpunkt erfolgte, wo sie noch keinen Einfluss darauf nehmen konnten.
Teilweise wird in diesem Zusammenhang die Zirkumzision mit der Beschneidung bei Frauen verglichen. Hierbei wird jedoch übersehen, dass man in diesen Fällen von Verstümmelung sprechen muss - auf den Mann übertragen, würde dies einer Entfernung der Eichel gleichkommen.
In den letzten Jahren entscheiden sich auch in Europa zunehmend mehr junge Männer für eine Beschneidung, obwohl keine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Vielfach spielen dabei ästhetische und auch hygienische Gründe eine Rolle.
Wann ist eine Beschneidung aus medizinischen Gründen notwendig?
Bei der Phimose kann die Vorhaut nicht oder nur unter Schmerzen über die Eichel des Penis zurückgeschoben werden, Erektionen sind mit Schmerzen verbunden. Begünstigend für eine Phimose sind Entzündungen, die wiederum zu narbigen Verengungen der Vorhaut führen können. Andererseits steigert eine bestehende Vorhautverengung das Entzündungsrisiko. Durch eine besonders ausgeprägte Entzündung kann sogar die Eichel in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bei männlichen Babys sollte bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres die Vorhaut nicht zurückgeschoben werden. Wenn eine Vorhautverengung vorliegt, ist dies dadurch ersichtlich, dass der Säugling Probleme beim Wasserlassen hat. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten einer Beschneidung nur im Falle einer medizinischen Notwendigkeit (Indikation). Wird die Zirkumzision aus rituellen bzw. religiösen oder ästhetischen Gründen gewünscht, muss sie selbst bezahlt werden.
Welche möglichen Vorteile hat die Beschneidung?
* Laut einer australischen Untersuchung haben beschnittene Männer ein geringeres Risiko, sich mit AIDS zu infizieren. Demnach fungiert die Innenseite der Vorhaut als Eintrittspforte für HI-Viren.
* Die Hygiene ist bei beschnittenen Männern einfacher und effektiver durchzuführen.
* Die Beschneidung beeinträchtigt weder die Potenz noch die sexuelle Erregbarkeit. Manche Männer berichten im Gegenteil von intensiveren Orgasmen und größerer Ausdauer.
* Peniskrebs soll bei beschnittenen Männern seltener auftreten als bei unbeschnittenen. Das Risiko für Harnwegsinfektionen sinkt bei Beschnittenen, somit reduziert sich auch das Risiko, bleibende Nierenschäden durch aufsteigende Infektionen zu bekommen.
Welche Formen der Beschneidung gibt es?
Bei der Beschneidung kann die Vorhaut vollständig oder nur teilweise entfernt werden. In den meisten Fällen wird die Vorhaut jedoch vollständig abgetragen. Die Zirkumzision ist ein kleiner operativer Eingriff, der bei Erwachsenen unter lokaler Betäubung ambulant durchgeführt wird. Bei Kindern sollte jedoch eine Allgemeinnarkose erfolgen. Das Operationsrisiko ist gering, in seltenen Fällen kann es zu Nachblutungen kommen. In der Regel werden gute kosmetische Ergebnisse erzielt.
Bei der Teilbeschneidung (partielle Zirkumzision) wird die Vorhaut teilweise eingeschnitten und eine Glocke aus Plastik über die Eichel geschoben (Plastic-bell-Methode). Anschließend wird die Vorhaut am Glockenrand abgebunden, so dass die Blutversorgung des Gewebes unterbunden ist. Nach ein paar Tagen fällt die schwarz gewordene Vorhaut ab. Diese Methode wird meist bei kleinen Kindern angewendet.
Bei der vollständigen Zirkumzision wird die Vorhaut von der Eichel gelöst und schichtweise umschnitten. Dann fügt man die entstandenen Wundränder zusammen und vernäht sie mit einem selbstauflösenden Faden. Um Schwellungen zu vermeiden, können die Wundränder mit Salben behandelt werden.
Liegt nur eine geringfügige Vorhautverengung vor, wird mitunter nur ein kleines Stück der Vorhaut entfernt. Bei dieser Methode wird die narbig verengte Vorhaut abgetragen, die Wundränder werden so zusammengefügt, dass die Vorhaut insgesamt geweitet ist.
Hierbei richtet sich nun aber speziell eine Frage an die Frauen:
Habt ihr persönlich lieber einen beschnittenen oder unbeschnittenen Penis?
Ich persönlich gebe zu, daß ich im Alter von 17 Jahren beschnitten wurde, weil ich damals unter Phimose litt ! Ich selbst empfinde dies aber nicht als Verlust, im Gegenteil. Seitdem habe ich mehr Ausdauer.