Ein Traum
O Traum, der mich entzücket!
Was hab' ich nicht erblicket!
Ich warf die müden Glieder
In einem Tale nieder,
Wo einen Teich, der silbern floß,
Ein schattiges Gebüsch umschloß.
Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bei dem Teiche.
Das hatte sich zum Baden
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.
Der freie Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb lüstern stehen
Bei diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies,
Und sich die Wollust fühlen ließ.
Sie fing nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Doch ach, indem's geschiehet,
Erwach' ich und sie fliehet. -
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser sein!
Johann Peter Uz