Warum auch nicht?
Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum man Homosexuellen in diesem Punkt die Gleichberechtigung versagen sollte, zumindest ist uns keiner bekannt, selbst der erzkonservative alte Knochen aus der Schweiz, mit dem ich seit drei Jahren zusammenarbeite, ist dieser Meinung.
Für mich war das aber ein Lehrstück über den Zustand der dt. Politik. Die Union hat sich geweigert, ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden, weil man es sich nicht mit den Erzkonservativen, ewig Gestrigen verderben wollte. Den Einen hat man gesagt "Wir warten auf das Urteil", den anderen ebenfalls. So konnte man den progressiven Kräften im Land zeigen, dass man das Gesetz unterstützt, dem erzkonservativen Flügel aber sagen "wir wollten es nicht, aber das BVerfG ließ uns keine Wahl", woraufhin die fluchten, das Gericht mache zuviel Politik und solle sich auf die Rechtssprechung beschränken.
Erstens ist es die Aufgabe eben dieses Gerichtes, die Bürgerrechte zu bewahren, zu schützen und zu fördern. Und zweitens gab es gar keine andere Möglichkeit als genau diese Entscheidung zu fällen, für die Teflon-Merkel und ihr Kanzlerwahlverein nicht das Rückgrat hatten, weil man ja grundsätzlich keine Position bezieht - denn wer keine klare Meinung äußert, verdirbt es sich nicht mit denen, die eine haben, egal welche. So hat die Atomphysikerin Angela Merkel erst nach Fukushima den Ausstieg aus dem Ausstieg rückgängig gemacht, als klar war, dass Atomenergie in Deutschland nicht mehrheitsfähig ist.
Und das nennt sich dann "Politik der ruhigen Hand" von genau DER Frau, die Schröder vorgeworfen hat, er müsse mal "durchregieren". Ich bin aufgewachsen mit Strauß und Wehner und damit mit einer Politikergeneration, die eine Position hatte, auf die man sie festnageln konnte. Man konnte von diesen Leuten halten, was man wollte, aber das waren Persönlichkeiten, die für etwas (gerade)standen. Wofür steht Frau Merkel? Erst für den Ausstieg aus dem Ausstieg, dann für ein Moratorium und schließlich für den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg. Gleiches könnte man auch über Steinmeier, Steinbrück, Westerwelle oder andere sagen. Grüne Ex-Pazifisten schicken die Bundeswehr in Länder, die nichtmal die Wehrmacht auf dem Zettel hatte, Otto Schily (ehemals RAF-Anwalt und Grüner, dann Bürgerrechte-Torpedo der SPD als Bundesinnenminister) macht die Wandlung vom Paulus zum Saulus und macht Gesetze, gegen die er damals im Zweifel Steine geworfen hat.
Da ist eine Leutheuser-Schnarrenberger noch eine seltene Blüte, die damals wegen des "Größen Lauschangriffes" ihren Hut genommen hat und jetzt als Justizministerin die einzige in den Regierungsfraktionen ist, die Bürgerrechte aktiv schützt.
Erstaunlich ist, dass das dt. Wahlvieh zwar die Regierung scharf kritisiert, aber Frau Merkel nach ganz oben on der Beliebtheitsskala wählt -- als hätte die Regierungschefin mit der Politik der Regierung nix zu tun. Der Witz an der Sache ist, dass genau DIESE Kanzlerin im Ausland allen Ernstes als "Klimakanzlerin" bezeichnet wird, obwohl sie die Letzte war und ist, die Alternative Energien will und fördert - genau wie sie die letzte war, die Homosexuellen ihre bürgerlichen Grundrechte gibt, womit sich der Kreis schließt.
In Hamburg sind zwei vermeintlich Homosexuelle nach dem CSD fast zu Tode geprügelt worden. Nein, ein solches Land ist kein freies Land. Jedenfalls nicht für die, die "anders" sind. Und DAS ist der Maßstab, an dem sich die Freiheit eines Landes definiert.
Nachtrag: Ich habe auf dem CSD gelernt, dass die Homosexuellenehe schon immer gleichgestellt war, dort versteht man die Diskussion hier überhaupt ganz und garnicht.