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Erziehungsproblem ->Beziehungsprobleme?

******orn Frau
378 Beiträge
Themenersteller 
Erziehungsproblem ->Beziehungsprobleme?
Hallo ihr Lieben!

Ich bin ja erst seit kurzem in dieser Gruppe angemeldet und meine Anmeldung erfolgte auch oder eher wegen dem Toppic dieses Threads.

Ich habe schon ein bißchen (emotionale) Distanz zum akuten Anlassfall schaffen können, aber so grundsätzlich, fürchte ich, sind wir mit dem Thema noch nicht durch. Im Gegenteil, die Pubertät kommt erst.

Unser Großer (9) zuckte vor einigen Wochen so richtig aus. Er steigerte sich rein, das ich ihn umbringen wolle, weil ich ihm nach dem Duschen den Kopf abrubbelte. Ich antwortete ihm mit einem flappsigen Spruch, aber er steigerte sich immer mehr rein, bis er sich anzog, Decke, Buch, Taschenlampe und 2 Toasts schnappte und "auszog". Die Situation löste sich dann wieder, irgendwann, als er das Buch ausgelesen hatte, kam er wieder rein.

Aber zwischen meinem Mann und mir hing anschließend der Haussegen schief. Und irgendwie schafften wir es aber nicht, klar Schiff zu machen, auszusprechen, was da eigentlich passiert ist. Klar, wir sind ja auch unterschiedlicher Ansicht. Ich bin der Ansicht, unser junger Mann hat uns aufs feinste Ausgespielt, nicht in böser Absicht, aber der Frust, der sich offenbar in den letzten Tagen angesammelt hat, hat sich hier Bahn gebrochen und unsere Uneinigkeit aufgespürt und aufgedeckt. Mein Mann ist der Ansicht, unser Sohn sollte mal abgeklärt werden, ob er nicht Asperger hat o.ä.

Zwischen den Zeilen steht für mich, nur er kann ihn wirklich verstehen. Und ich fühle mich dabei irgendwie....ausgebootet. Nicht mehr in einer Einheit mit ihm, als gleichberechtigter Partner. Sondern ich bin die, die das arme Kindlein da falsch behandelt hat.

Nachdem ich teil des Problems bin und "die falsche Sichtweise" mitbringe, fällt es mir schwer, darüber zu reden. Ich sehe in erster Linie seine "Fehlsichtigkeit".

kurz gesagt, ich bin zu involviert (und geplättet) um ein besonnenes, reflektiertes Gespräch mit ihm darüber zu führen.

Es fühlt sich für mich so an, als ob dieses "Nicht-Reden-können" unsere Beziehung unterminiert, aushöhlt. Wir hatten vor einem Jahr eine größere Krise und die Ursache dafür waren viele kleine, unausgesprochenen Problemchen, die sich ansammelten und zu einem unüberwindlichen Berg geworden sind, über den nur mehr mit heftigen Aktionen beiderseits kommuniziert werden konnte. Als ich unsere Beziehung innerlich aufgab konnten wir wieder neu zueinander finden. Aber ich will nicht, dass das noch mal so ausartet.

Ich will reden lernen.....

Jetzt bin ich doch konkreter geworden, als ich es wollte. Eigentlich wollte ich die Frage in den Raum stellen, ob und wie sich Probleme bei der Erziehung, "Krisen" mit den Kindern auf eure Paarbeziehung auswirken. Und wenn ja, wie ihr damit umgeht?

(Irgendwann in den Gefühlswallungen dachte ich, dass die alte Rollenaufteilung doch auch ihre Vorteile hatte. Wenn sich nur einer um die Erziehung kümmert, war die Gefahr geringer, dass sich die Erziehenden uneins waren und deshalb in die Wolle kriegten. Andererseits - die Frau (klassicherweise) mußte wohl auch bei der traditionellen Rollenaufteilung sich manchmal Inkompetenz vorwerfen lassen, wenn der Sproß nicht tat, was er sollte)

Nachdenkliche Grüße

Rosa Dorn
****na Mann
631 Beiträge
Zunächst mal denke ich, daß da bei euch viele Dinge zusammenkommen. Das Alte noch nicht richtig aufgearbeitet ist, auch wenn Ihr das vielleicht dachtet. Der Sohnemann sieht da immer wieder seine Ansatzpunkte, euch gegeneinander zu seinem Vorteil auszuspielen. Seine Absicht mag nicht böse sein, aber versehentlich macht er das sicher auch nicht. Und alleine dieser Gedanke, Du wolltest ihn "umbringen", kommt ja nicht von irgendwoher. Da muss es etwas geben, das ihn zu so einer Reaktion bewegt und was deinen Mann ebenfalls verunsichert. Nicht falsch verstehen, damit meine ich nicht, dass Du ihm tatsächlich Gewalt angetan hast oder antun würdest. Das ist vielmehr als Bild zu verstehen.
Ich denke, daß ihr aus diesem Klüngel ohne professionelle Hilfe schwerlich herauskommen werdet.
Bei uns läuft das seit jeher so, daß sich die Frau um die täglichen Belange der Erziehung kümmert. Macht anders auch nicht viel Sinn, da ich den größten Teils des Tages wegen Arbeit nich zu Hause sein kann.
Aber die Kinder wissen Bescheid, daß alles, was die Mama sagt, immer auch meine Meinung ist. Die Rahmenbedingungen haben wir eh zusammen festgelegt.
Wenn jetzt wirklich mal etwas so läuft, wo ich sage, das sehe ich aber ganz anders, dann besprechen wir das auch. Aber eben besprechen! Keine Streitereien, keine Vorwürfe und garantiert niemals vor den Kindern. So bieten wir Ihnen gar keine "Angriffsflächen". Klar, sie haben auch schon versucht uns auszutricksen. Sonst wären sie auch nicht "gesund". Aber entweder wußten wir schon im voraus, wie der andere denkt oder wir haben uns irgendwie die Möglichkeit verschafft, das nochmal abzustimmen.
Unsere Kinder sind jetzt aus dem Gröbsten raus (13 - 21 Jahre). Bisher hat das soweit ganz gut geklappt und den Rest werden wir auch noch schaffen.

LG

Mr. Sexana
******orn Frau
378 Beiträge
Themenersteller 
Und alleine dieser Gedanke, Du wolltest ihn "umbringen", kommt ja nicht von irgendwoher. Da muss es etwas geben, das ihn zu so einer Reaktion bewegt und was deinen Mann ebenfalls verunsichert.

Meinst du das jetzt ernst?
****na Mann
631 Beiträge
Ja, natürlich meine ich das Ernst! Aber hast Du auch alles gelesen? Ich meine das Ernst, aber nicht in dem Sinne, dass Du ihm irgendetwas angetan hast oder tun würdest, sondern sinnbildlich! Vielleicht hast Du ihm etwas verboten, was er nicht versteht oder akzeptiert. Oder sonst etwas getan, wodurch er sich eingeengt, bedrückt fühlt. Und jetzt kommt das an sich harmlose Haarerubbeln, was Kinder ja meistens auch nicht so mögen. Und da sieht er eben das Ventil um das, was sich bei ihm angestaut hat loszuwerden!
Aus heiterem Himmel kommt so etwas ja sicher nicht. Und er weiss, wenn er seine Ausdrucksweise so drastisch überzieht, hat er Papa gleich wieder auf seiner Seite und kann euch gegeneinander ausspielen. Und Dein Mann greift das auf. Das deutet ja darauf hin, dass da auch keine Vertrauensbasis besteht, sonst hätte er den Jungen mal in die Senkel gestellt.
*******ero Paar
33 Beiträge
Asperger...
Habt ihr euch bzw dein Mann sich schon mal ganz konkret mit diesem Thema auseinander gesetzt, schlägt er gar selbst in diese Richtung? Asperger wird nach meinem Wissensstand vererbt, also müsste dein Mann ja auch solche Züge in sich tragen.
Wenn, dann lass dich über diese Krankheit (auch von deinem Mann) aufklären, um eine ... wie sag ich jetzt... richtige, wohl eher aufgeklärte Sichtweise zur Thematik zu bekommen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es je nach Schweregrad nicht leicht ist, mit einem solchen Menschen zusammen zu leben, erst recht, wenn man im Kindes/Jugendalter noch auf dem Wege dahin ist, sich selbst damit kennen zu lernen und zu akzeptieren, dass man ein Stück weit anders ist als andere.

Ansonsten weiß ich nicht, was im Vorfeld passiert ist, wie sich all der Ärger eures Sohnes angesammelt, in ihm aufgestaut hat. Aber auch mein Junior (*07/03) hat manchmal so Phasen, wo er mich... uns... aus dem Nichts heraus zur Hölle schickt... sinnbildlich gesprochen. Um dann im nächsten Moment wieder kuscheln zu kommen.

Was euch helfen kann... vielleicht nein, keine Paartherapie in dem Sinne, aber versucht zu reden über alles, was euch bedrückt. Nichts ist schlimmer, als wenn man Ärger immer wieder in sich hinein frisst, keinen Draht zueinander findet, um ungesagte Worte endlich aussprechen zu können.

Ich drück dir/euch fest die Daumen!

Sie von flying_ero
Ich will hier nicht die Fachfrau raushängen lassen, arbeite aber mit verhaltensauffälligen Kindern. Asperger ist die neue Modekrankheit und löst gerades das ADHS ab. Ist also überall in voller Munde. Dein Sohn hat einen ganz tollen Schutzmechanismus, den wir Erwachsenen leider verlernt haben. Er geht, beruhigt sich in seinem Tempo und ist dann sicherlich auch gesprächsbereit.
Die Eltern sollt sich bei der Kindererziehung immer absprechen. Auch bei uns gibt es da ab und zu Differenzen. Aber die müssen besprochen werden. Nichts ist für ein Kind schlimmer, als wenn es merkt, dass die Eltern sich nicht einig sind.
********neck Mann
576 Beiträge
Erziehung ist gemeinsame Aufgabe
Liebe Rosa,
ob neues oder altes Rollenverständnis: Ich finde wichtig, dass jedes Kind beide Komponenten der Erziehung erfährt, die männliche und die weibliche. Das typisch Weibliche ist das Behüten, Umsorgen, Erziehung zu Vorsicht, Mitgefühl, Ausdauer, Durchhaltevermögen usw.
Männer dagegen sorgen nach altem Verständnis für Schutz, Wagemut, Durchsetzungsvermögen.
Ich finde es eigentlich äußerst riskant, wenn einer alles zu vermitteln versucht und der andere sich raushält. Kinder brauchen für ihre Orientierung beides, einmal, um sich selbst zu positionieren und ein guter Partner werden zu können, und zum andern, um später den Partner zu verstehen.

Ich habe mich in dem Augenblick von meiner Ex innerlich verabschiedet, als ich wahrnahm, dass sie mich ständig vor den Kindern demontierte. Aus Achtung mir gegenüber wurde Verachtung. Es begann damit, dass ich beruflich stärker eingespannt war und abends arbeiten musste. Idiotischerweise wurde mir dann auch immer unterstellt, mich zu wenig am Haushalt zu beteiligen. Aber dies rührte allein aus der Vorstellung im Kopf meiner Frau. In der Realität war ich genauso aktiv beteiligt, wie vorher, nur eben nicht zu der Zeit, wo sie anwesend war.

Ich sage das nicht, um hier recht zu haben oder Opfer zu spielen, sondern um darzustellen, dass das Bild von dem Vater, der das Geld ranschafft und der Mutter, die die Kinder erzieht, ganz und gar nicht funktioniert.

Erziehung ist ganz klar eine gemeinsame Aufgabe und wie alle vor mir schon gesagt haben, muss Geschlossenheit in allen wichtigen Fragen dargestellt werden. Es kann ein Weg sein, dass man dazu direkt auf die Vorgabe des Partners verweist. Aber ich finde nicht sinnvoll, soweit zu gehen, dem Kind deutlich zu machen, dass man keine eigene Meinung hat, sondern immer die der Mutter übernimmt.

Insofern kann das Kind ruhig mitbekommen, dass sich die Eltern gelegentlich abstimmen müssen. Wichtig ist aber, dass danach nicht hinter dem Rücken doch etwas anderes gilt. Hier sieht man auch die Grenzen einer rein autoritären Erziehung (wobei antiautoritär nichts wirklich anderes ist, weil anti ja heißt, dass man zuerst mal eine Autorität braucht, zu der man anti sein kann). Sie ist oft nicht nachvollziehbar ("Man macht das eben so."). Ich denke, dass in der Erziehung Forderungen unbedingt nachvollziehbar sein sollten, d.h. die Autorität der Eltern wird zwar anerkannt, aber Grundlage für die genaue Forderung ist nicht die Autorität sondern die Kompetenz und Lebenserfahrung der Eltern. Dadurch ergibt sich in vielen Entscheidungen eine gewisse Logik, die es unnötig macht, die Meinung des Partners erst einzuholen.

Ihr müsst euch über den Stellenwert von Grundprinzipien einigen. Ist Regelmäßigkeit das Wichtigste, dem sich alles unterzuordnen hat, oder nur ein grundlegendes Prinzip, das im Einzelfall untergeordnet werden kann?

Was hältst du davon?

Der Nacktschneck *g*
******orn Frau
378 Beiträge
Themenersteller 
Hmmm, wird doch persönlicher, als ich dachte. Bevor ich jetzt die Hosen ganz runter lasse - ist hier "abgesperrt" oder ist dieser Bereich öffentlich zugänglich?
********neck Mann
576 Beiträge
Betrifft bestimmt viele Beziehungen
... sicher ist es auch persönlich, dennoch haben wir wohl bis jetzt keine Geheimnisse verraten.
Balzac hat in seinem Roman "Das Chagrin-Leder" (chagrin = Esel) sinngemäß geschrieben: "Merkwürdig ist, dass wir alle glauben, mehr als alle anderen zu leiden."

Wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt und sich dann umschaut, stellt man fest, dass man eigentlich mit nahezu keinem Problem allein dasteht.

Deswegen glaube ich, dass deine Frage und die eintreffenden Antworten nicht allein dir, sondern noch einigen anderen helfen werden, in ihrem Leben Lösungen zu finden.
Es ist notwendig und gut, dass du deine Fragen und deine Sicht formulierst. Du verurteilst nicht, bist auch nicht Opfer. Beides würde den Lösungsspielraum sofort einschränken (Problem ist, dass dann alles beim anderen liegt: ER muss sich ändern.). Du übernimmst Verantwortung in dieser Sache (Das ist etwas anderes als Schuld). Damit sehe ich, dass du nach vorn gerichtet denkst.

Egal, was ich bisher erlebt habe, glaube ich, dass Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit weiter führen, als alles andere. Denn, man kann zwar anderen etwas vormachen, aber niemals sich selbst. Also mach dir keine Sorgen, wenn du hier anonym über ein Thema debattierst, dass dir sehr am Herzen liegt.
Und hier gibt es ganz sicher viele Mitleser, die euch von Herzen wünschen, dass ihr es schafft, wieder glücklich miteinander zu sein.
@******orn... hattest du denn inzwischen Gelegenheit mit deinem Sohn zu sprechen? Wieso er das meinte?

Wichtig ist, dass man den Kindern immer Liebe und Geborgenheit vermittelt, ihnen sagt, dass man sie liebt egal wie "schlimm" sie gerade sind.
Unsere Grosse (14)sagte mal: drück mich und halt mich fest, auch wenn ich grad ein Kaktus bin
******orn Frau
378 Beiträge
Themenersteller 
Also, zuerst mal zu meinem Sohn und dem Verdacht auf Asperger. Der ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, er ist "ein wenig anders". Nicht so anders, dass man den Finger darauf legen kann und sagen kann "das ist es". Aber doch so anders, das es bis jetzt noch alle Pädagogen (Kindergarten, Schule, Hort) irgendwann thematisiert haben.

Demzufolge war er auch schon bei Entwicklungsdiagnostik und Co und hat auch schon ein paar Diagnosen weg. Manche davon sind "Teildiagnosen" von Asperger. Irgendwann stolperte ich über den Begriff und die Auflistung und dachte - das schaut ganz danach aus. (Sensorische Integrationsstörung mit muskulärer Hypertonie und entsprächenden Fein-Grob-Graphomotorischen etc. Störungen, auch im Bereich der Mundmotorik. Dabei aber (ausgetestet) überdurchschnittliche Intelligenz mit einer Inselhochbegabung im sprachlichen Bereich. Und mittlerweile steht es mir bis oben hin, die guten Ratschläge, das Besserwissen, das er doch eh normal ist und nur wir den Vogel haben und ihn lassen sollen oder andererseits welche Rabeneltern wir nicht sind, weil er ja viel mehr Therapien bräuchte und wir viel zu wenig machen. Ich versuche einen Mittelweg zu gehen. Ich will ihn nicht übertherapieren. Ich versuche mit ihm Sachen zu machen, bei denen ich im Hinterkopf den therapeutischen Effekt habe, was aber "ganz normal" ist. Also Flöte lernen statt Logopädie, zumal die Therapeutin selbst sagte, dass es nichts bringt ihn gegen seinen Willen zu therapieren. Er setzte das gelernte während der Übung perfekt ein, integrierte es aber im Alltag nicht. Schwimmen um seine Rumpfmuskulatur, seine Mitte, zu stärken. Und ausserdem weil es Lebensrettend ist, schwimmen zu können. Und nebenbei war das etwas, wo sich mein Mann 1x pro Woche exklusiv für ihn Zeit genommen hat. Aikido mach ihm Spaß und fördert seine Koordination, die Wahrnehmung von "wo bin ich, wie steh ich da, was passiert, wenn ich die Hand, den Arm, den Fuß, das Bein so bewege...Aber hey, mittlerweile kommen auch die ersten Bestätigungen, dass es schon so passt wie wir es machen )

Wir schreiben seit der Schwangerschaft, also seit 10 Jahren in einem Elternforum. Als mein Mann den Verdacht äusserte, das vielleicht Asperger einer Erklärung wäre, gab es ein mehrstimmiges "Juhu, den Verdacht haben wir schon länger, ihr braucht unbedingt eine Diagnose" Mein Mann fühlte sich bestätigt. Aber je mehr ich mich darüber informierte umso skeptischer wurde ich.

1.) Sowohl Betroffene als auch Ärzte sind sich uneinig, ob es überhaupt eine Erkrankung ist oder ob es nicht eine etwas ausgeprägtere aber normale Persönlichkeitsform ist

2) Nur einige wenige können Asperger erkennen. Alle anderen, die sagen, das ist kein Asperger sind anscheinend nicht kompetent genug.

3) Eine Frau, die ich nun über Jahre als sehr reflektiert und integer erlebte, erzählte, dass sie ihren Sohn ähnlich erlebte und jahrelang alle möglichen Diagnosen fand, ihn dahingehend beobachtete, dann zum FA ging und dort die bestätigung erhielt. Das ist wohl ein grundlegendes Problem bei diesen "nicht griffigen irgendwie anders" Gschichten. Sie sind nicht so augenscheinlich, dass sie klar diagnostizierbar wären. Deshalb muß sich die Diagnostik auf die Beobachtung der Eltern stützen, die je nach ihrer Ausrichtung wahrnehmen werden,was sie sehen wollen.

4)Asperger ist eine Diagnose lt. ICD 10. Eine geistige Behinderung. Das halte ich - v.a. nachdem die Diagnose meinem Empfinden nach grundsätzlich auf tönernen Füßen steh, BDSM und Homosexualität galten auch eine zeitlang als psychiatrische Diagnose - nicht als erstrebenswert

5) Ich befürchte, dass mein Sohn, wenn er die Diagnosen wirklich bekommt und das spitz kriegt (und es läßt sich vor ihm als Betroffenen wohl nicht verbergen) dies als totschlagargument einsetzt um durchzusetzen was auch immer er will (Ich bin Asperger! Du nicht!)

6) Es spricht genauso auch einiges gegen Asperger: er hat sehr wohl Freundschaften schließen können, hat überhaupt keine Probleme damit, neues kennen zu lernen (im Gegenteil, er braucht es sogar und fordert es ein), in neue Gruppen zu gehen, sich dort vorzustellen, einen Vortrag vor der Klasse zu halten oder sonstiges.

7) Die bereits gestellten Diagnosen reichen eigentlich als Erklärung für sein "Anders sein" aus.


Abseits der ganzen Diagnosen sehe ich in ihm einen Menschen, der viel wahrnimmt, aufnimmt und deswegen aber auch schnell überfordert ist und an seine Grenzen kommt. Er ist eher unstruktuiert und es fällt ihm auch schwer, Strukturen zu entwickeln, braucht also diese von aussen - und lehrt mich deshalb Disziplin. Mein Problem ist, das er von seinen Erlebnissen nichts erzählt. Als ich ihn mal fragte, warum er z.B. von der Schule nichts erzählt, meinte er, das wichtige steht eh im Elternheft und der Rest geht mich nichts an.

Er ist einerseits im kognitiven Bereich der altersentwicklung voraus, seine Lehrerinnen meinten einmal, da man mit ihm wie mit einem Erwachsenen sprechen kann, besteht die Gefahr, dass man übersieht, das er doch noch ein Kind ist. In manchen Teilen ist er in der Entwicklung eher hinterher. Er hat eine sehr ausgeprägte Phantasie, wenn er mal vom "konsumieren" wegkommt und seiner Phantasier freien lauf läßt, lebt er regelrecht in seiner Vorstellung. In der geht es sehr oft ums Kämpfen. Auch wenn er in Kinderlexika blättert interessiert ihn v.a. welche Angriffs- und Verteidigungsstrategien Pflanzen und Tiere haben. Ich halte das einfach für ein Jungending. Oder vergaloppier ich mich da?
Irgendwie ist er, glaube ich, in dieser Welt noch nicht ganz angekommen. Eine Bekannte erzählte mir, dass lt. Steiner Kinder, die keinen Himmel malen, noch in ihrer Phantasie leben und man ihnen das gönnen soll. Nun, das trifft bei ihm sowas von zu. Er malt vielleicht das Weltall und bis oben bewaffnete Raumkreuzer darin.

Neulich malte er eine Sonne. Das war ein Novum!. Aber die war mitten im Geschehen - nicht oberhalb.

Ich denke, er ist einfach, wie er ist, ganz egal, welche Etiketten wir auf ihn draufkleben wollen. "Schmunzel" fast so, als ob seine Unstruktuiertheit sich gegen Kategorisierungswahn der Pädagogig und Medizin zur Wehr setzen will. Es fällt seinen Lehrern schwer, Noten zu geben, es fällt schwer, ihm einen Eindeutige Diagnos zu verpassen, die passende Therapie.

Er ist, was/wie er ist. Und ich habe ihn lieb. Mittlerweile brauche ich keine Diagnose mehr um ihn so anzunehmen, wie er ist.
*******_rp Paar
296 Beiträge
Also wir haben 4 Kinder und kennen das
Wir haben 4 Kinder und kümmern uns auch gemeinsam um die Erziehung, bzw. versuchen es.

Bei 4 Kindern ist es leider so, das Mama zuhause sitzt und sich um das Familienunternehmen kümmert und Papa das Geld beibringt.

Aber trotzdem versuchen wir doch, die Erziehung aufzuteilen.

Leider ist es so, das diese kleinen Racker doch sehr schnell merken, wenn Mama und Papa mal Unstimmigkeiten haben und stecken natürlich gleich in diese Wunde.

Und wenn es dann zwischen uns eh schon wegen irgend einer anderen Sache heiße Luft gibt, bemerken auch wir, dass man sich dann auch sehr schnell uneinig ist, wenn es um die Kiddies geht.

Alles in allem trage wir dann aber solche Diskussionen nie vor den Kindern aus, was wir doch schon,als sehr wichtig ersehen.

Allerdings hat uns noch nie, eines unserer Kindern vorgeworfen das wir es umbringen wollten.

Könnte es evtl. sein das da vielleicht mal eine Aussage in dieser Richtung getroffen wurde ?? Nicht dem Kind gegenüber, sondern vielleicht mal Abends, als Du dachtest das Dein Mann und Du alleine seid " Heute hätte ich ihn erschlagen können ", oder so etwas in der Art ??

Kinder hören grundsätzlich alles, was sie nicht hören sollen. Und wenn sie auch fast alles vergessen was man ihnen auträgt, so etwas vergessen sie dann wiederum nicht.

Ist nur so eine Idee.

Wenn Dein Mann allerdings dieses Pferd dann auch noch besteigt, und Dich auch noch fragt ob das wirklich wolltest, dann solltet ihr ganz dringend an Eurer Kommunikationen arbeiten oder Euch schleunigst Hilfe dazu holen.

Wichtig ist vor allem.

Nicht alles wird so heiß gegessen wie man es kocht.
********neck Mann
576 Beiträge
@rosa_dorn und @L_und_J
Sehr interessant, was du schreibst. Der Schluss enthält einen Schlüssel. Kann es sein, dass die ständige Suche der Erwachsenen nach einer Schublade uns in die Irre führt. Sobald wir nach Kategorien suchen, überlassen wir es dem Kopf, zu entscheiden was richtig ist. Du hast am Schluss deutlich gemacht, dass es das Gefühl der Liebe ist, was uns den Weg zeigt.

Mit den Therapien, das ist so eine Geschichte, wie mit Spezialisten i.d. Medizin. Geht jemand mit Hüftbeschwerden zum Hüftspezialisten, muss er damit rechnen, das ihm ein neues Hüftgelenk empfohlen wird. Geht man zum Lungenspezi, heißt die Diagnose Asthma usw. Gehst du zu einem Therapeuten, wird er fast immer genau das als Heilmittel ansehen, was er am besten kann. Unbewusst wählt man die Diagnose häufig schon in dem Moment, wo man sich für einen bestimmten Therapeuten entscheidet.

Ich überspitze hier, um auf das Problem deutlich zu machen. Wenn man dann auch noch unsicher ist, wird es oft besonders schwierig. Aus Liebe will man alles richtig machen, sogar das beste tun, und... achtet manchmal gar nicht mehr auf sein Gefühl. Bei 4 Kindern ist das wohl auch besonders schwer, seine Mitte nicht zu verlieren. Es ist ein Riesenjob, kann aber für manchen auch ein Stück vom Paradies sein. Kinder können einem auch so viel Freude bereiten. Wir haben Verantwortung für das, was wir erleben und wie wir es erleben.

Kinder spiegeln uns ständig etwas. Und wie ein Spiegel tun sie das i.d.R. ungefiltert. Aber wir nehmen in der Reflexion komischerweise bestimmte Dinge verstärkt war. Bei uns kommt nur das in Resonanz, was unserer Eigenschwingung entspricht. Das ist die Sache mit den Wunden, in die unsere leiben Kiddies prompt reinstechen. Also, was uns besonders bei anderen stört, trifft uns am stärksten, wenn es uns gespiegelt wird.

Wenn du, Rosa, also Liebe sendest, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du genau das zurück gespiegelt bekommst. Die gleichen therapeutischen Hinweise bewirken dann viel mehr, als von einem wandelnden Lexikon, dass dem Kind als Fremder auftaucht. Aber wir kommen immer wieder zum selben Punkt zurück. Man muss am selben Strang ziehen, beide Partner. Wenn einer das Wasser aus dem Boot schöpft, darf der andere nicht gleichzeitig versuchen, "Abflusslöcher" in den Boden zu bohren. Und wenn einer auf der einen Seite vorwärts paddelt und der andere auf der anderen Seite rückwärts, dreht man sich im Kreis, kommt nicht von der Stelle.
******orn Frau
378 Beiträge
Themenersteller 
Eigentlich wollte ich noch viel mehr schreiben, aber ich komme einfach nicht dazu. Vielleicht Anfang nächster Woche...

Aber ich lese die Antworten immer wieder und sehe immer wieder neue Aspekte darin. Und ich bin in einer Art inneren Dialog, entwickle neue Sichtweisen durch die imaginierten Antworten...

Jetzt schon ein großes Danke dafür und ich hoffe, bald die Zeit zu haben, ein wenig mehr darauf eingehen zu können.
**di Paar
13.650 Beiträge
Gruppen-Mod 
auch dieser Thread ist wieder offen ...
lg cadi
Asperger-Autismus aus der Sicht eines Betroffenen
Bin zufällig auf diesen Thread gestossen.
Wie in in meinem Profil erwähnt, bin ich von dieser Störung betroffen.
http://www.joyclub.de/my/homepage/2660991-153270.asperger_autismus.html
Wichtig zu wissen ist, dass es
Keine Krankheit ist sondern eine Entwicklungsstörung (das Hirn funktioniert anders).
Es ist meistens keine Behinderung (sogar Leute wie Albert Einstein, Bill Gates oder Antoine de Saint-Exupéry leben / lebten mit dieser Andersartigkeit).
Asperger-Autismus kann man nicht therapieren, den Betroffenen jedoch mit geeigneter Begleitung helfen, besser mit ihren Mitmenschen klar zu kommen.

Kinder mit Asperger-Autismus können sehr mühsam sein.
Eine Freundin hat zwei Söhne, die durch ihre analytische Art regelmässig den Familienfrieden gefährden:
Fragt der sechsjährige Junge seine Grossmutter (sehr christliche Freikirchlerin):
"Grossmami, glaubst Du an den Osterhasen?"
"Nein, der Osterhase ist nur etwas für kleine Kinder."
"Und warum glaubst Du an Jesus und Gott?"
(Darauf musste meine Freundin erklären, dass sie die Jungs nicht gegen ihre Schwiegereltern aufgehetzt hat.)

Ja, heutzutage wird viel mehr diagnostiziert als früher, und mit seinem weiten Spektrum werden auffällige Kinder recht schnell diesen Autismus-Störungen recht häufig zugeordnet.
Aus meiner Sicht macht das Sinn, meiner Mutter hat man vorgeworfen dass wenn sie nur streng genug mit mir sei, werde ich wieder "normal".
Und mit dieser Diagnose erspart man allen Beteiligten mühsame Therapie-Versuche.

Doch es gibt auch Kinder und Jugendliche am Rand dieses Spektrums, die gewisse Symptome haben die phasenweise stärker oder schwächer sind.
Meine Partnerin gehörte wohl dazu, kann wohl deshalb so gut mit mir umgehen und gilt heute als Erwachsene als "normal".
Eine Freundin (Lehrerin an einer Sonderschule) hat bestätigt, dass recht viele Kinder mit Asperger-Diagnose nach einer Weile wieder in die normale Schule können, weil die Autismus-Symptome zurück gingen oder weil sie sich so an die gängigen Normen und Verhaltensregeln angepasst haben (wie ich).

Allgemein brauchen Kinder mit Autismus-Störungen:
Klare Strukturen und Regeln, klare Kommunikation und Rückzugsmöglichkeiten.

Natürlich könnte ich hier noch viel schreiben, tue dies gerne auf Eure Fragen.

Gruss
Bobby
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