Warum das Gleiche nicht unbedingt dasselbe sein muss.
Den ersten Strap-on habe ich mir mit 17 gekauft. Fast ein Jahrzehnt lang habe ich damit nur Frauen beglückt, die 18 cm Silikon sind ein natürlicher Teil meiner Sinnlichkeit geworden - etwas, das ich wie selbstverständlich trage und einsetze, gleichwertig mit Hände, Lippen und Zunge. Schnell ist es mehr geworden als ein rein spielerisches Accessoire.
Besondere Freude finde ich, egal ob Mann oder Frau, in analen Gelüsten, wenn ein Loch in Geilheit ins Maßlose gleitet. In der Regel habe ich dabei auch meinen oder meine Höhepunkte, ganz physisch durch Friktion - oder hysterisch durch den Akt an sich.
Diese Selbstverständlichkeiten ist wichtig zu wissen, wenn man begreifen möchte, warum mir folgende Frage, die überall und immer wieder auftaucht, unangenehm aufstößt:
„Was ist besser, „echter“ Schwanz oder Strap-on?“
Da werden in meinen Augen zwei Dinge gleichgesetzt, die unterschiedlicher nicht sein können. Vielleicht ist es nur meine Animosität, aber ich hoffe damit ein wenig Verständnis zu schaffen für die Sicht von Frauen, die sich gerne a tergo ihrem Schatz nähern. Und dies nicht nur, weil ist der sehnlicher Wunsch des Partners ist, sondern weil es ein tiefes inneres Bedürfnis gibt - ganz individuell.
Ich denke nicht, dass irgendeine dieser Frauen wirklich möchte, wie ein Mann mit einem Schwanz zu penetrieren. Allen ist klar, dass es sich um ein Hilfsmittel handelt, welches eine ganz andere Haptik, Temperatur und in der Regel auch Durchschnittsgröße hat
Es ist die Steifheit des Materials, der Schwung und die Weichheit des Frauenbeckens, das auf den Hintern prallt, die Tatsache, mit (s)einer Frau im Bett etwas besonderes Intimes teilen zu können, das kulturell eher mit Vorbehalten belegt ist.
Es ist die gleichzeitige verführerische Möglichkeit, Heterosexualität um Meilensteine zu erweitern, ohne sich mit eventuell noch verborgenen bisexuellen Bedürfnissen auseinander zu setzen.
Als Frau, der es ein Bedürfnis ist, die Gier in den Augen anderer zu sehen, die es liebt, invasiv zu begehen und sich dabei relativ weit vom traditionellen Frauenbild der passiven Hingabe entfernt, will ich nicht mit einem Mann verglichen werden, schon gar nicht im Sinne von Original und Fälschung. Es gibt nämlich nichts, dem ich nacheifern oder das ich imitieren will. Mein Becken fickt ganz anders als es ein Mänberbecken kann.
Wer von den Herren schon einmal aktiv mit Strapon-on gefickt hat, wird bestätigen können – etwas, das ich von Männern unisono erfahren habe - dass Ficken mit dem Strap-on noch mehr Kraft und Ausdauer erfordert als mit alles, was der liebe Gott so anwachsen hat lassen.
Ich finde der Mut, die aktive Hingabe und Aufgeschlossenheit fordern den Respekt ein, nicht als „Schmalvariante“ gelten zu müssen, weil vielleicht sogar verinnerlichte Homophobie den „echten“ Schwanz verbietet.
An nem Strap-on hängt (wenige Ausnahmen mal außen vor) in der Regel eine Frau, an nem Schwanz (in den meisten Fällen) ein Mann.
Wer mehr als nur aneinander masturbieren will, kommt um die Auseinandersetzung mit der Person am Penetrationsgerät nicht herum.
Und die sind beide echt, auf ihre Weise.