Eine Beurteilung von Kultur steht uns einfach nicht zu. Wir haben gar kein Vergleichssystem und keine Umgebungsvariablen, mit denen wir rechnen können.
Es sind verschiedene Szenarien denkbar:
Die Kultur auf diesem Planeten ist eine einmalige Sache. Dann können wir es nennen, wie wir wollen, Kultur in der Folge einer Evolution oder wie auch immer. So lange es nichts Vergleichbares gibt, kann man das auch einfach "das Neue" bezeichnen. Das ist also völlig egal.
Oder: Es gibt ähnlich intelligente Lebewesen auf anderen Planeten. Könnten wir solche beobachten, dann hätten wir eventuell Vergleichsmöglichkeiten. Könnte aber auch sein, dass wir die Intelligenz derer gar nicht sehen oder bemerken könnten, weil sie schon Milliarden Jahre weiter sind als wir. Oder wir vielleicht sogar ein Teil einer Evolution sind, die woanders entstand. Vielleicht sind wir schon Flüchtlinge eines anderen Sterns und das Leben auf der Welt ist gar nicht hier entstanden.
Könnte auch sein, dass hier alles planmäßig verläuft. Über Millionen von Jahren haben sich auf der Erde Energiereserven angehäuft, Öl und Kohle, die es der Menschheit erlaubte, in kürzester Zeit eine Technik zu entwickeln, die es ihm gestattet, den Planeten zu verlassen, bevor die letzten Reserven aufgebraucht sind.
So gibt es noch zig weitere Szenarien. Keine davon kann aufgrund von Beweisen widerlegt oder bestätigt werden und so lange wir da nichts weiter drüber wissen, scheint es ein rechter Unfug, sich über die Begriffe zu streiten. Ich halte es dennoch für kritisch, unser menschliches Treiben als unnatürlich zu bezeichnen. Die Proklamation dieser Unnatürlichkeit erzeugt gerade die vermeintliche Trennung von Kultur und Natur.
Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem eine solche Trennung hätte festgemacht werden können. Es waren wahrscheinlich alles sehr kleine Schritte bis hin zur Venus von Willendorf vor 27.000 Jahren und es wäre schon merkwürdig, wenn man sich vorstellte, dass an einem der Tage vor dieser Zeit die Kultur angefangen hätte. Das halte ich für paradox.
Der Sprung von Natur zu Kultur (wollte man solch einen festtackern) ist doch viel größer bei der Erfindung der Keilschrift, des Buchdrucks, der Dampfmaschine oder der Warentrennbake.
Und überhaupt: Das Leben! Wir kennen keines außerhalb unseres Planeten. Ist das aber nicht der viel gewaltigere Schritt? Von der "toten" zur belebten Materie? Nein, das ist ja alles Natur, der Fels, der Tannenbaum und die Amöbe und nur der Mensch ist was ganz Außergewöhnliches. Der Beginn des Lebens ist doch ein stärkerer Eingriff in die "Natur" als der Unterschied, der sich zwischen Menschenaffe und Mensch auftut. Und wer weiß, vielleicht werden die Tiere in den nächsten Millionen Jahre auch noch intelligenter.
Den Sinn des Lebens können wir im makroskopischen Blick nicht fassen, weil wir nicht auf andere Kulturen schauen können und so nicht wissen, wohin es führen kann.
Ansonsten: Spaß haben, lieben, vögeln, alles schon beschrieben worden ...
PS:
Dieses Heraustreten aus dem Kontext passierte, als wir Sex als Mittel zur Fortpflanzung zu Sex als Mittel zur Freude.
Mit Verlaub, das war wohl umgekehrt: Wir hatten immer Spaß und pflanzten uns fort, bis die Kirche uns diesen nahm.