Kirchenkritik
Baigent/Leigh etc. sind mir zu spekulativ und lassen m.E. jegliche wissenschaftliche Methodik vermissen. "Verschlussache Jesus" ist ein Buch, das an sich ebenfalls recht schwach ist, sich aber immerhin auf die Argumentation eines Herrn Eisenman beruft - eines durchaus seriösen Wissenschaftlers, nach der die Qumranrollen nach-christlich und nicht vorchristlich seien und in Wirklichkeit von der Urgemeinde handeln. Wem diese Theorie zusagt, sollte allerdings diesen Autor lieber selber lesen statt "Verschlussache Jesus" mit seinen Verschwörungstheorien. Allerdings widersprechen die archäologischen Untersuchungten der Eisenman-Theorie, die ein doch wesentlich älteres Alter der Qumaran-Rollen annehmen als es Eisenman tut.
Abgesehen davon ist "Verschlussache Jesus" auch nicht merhr aktuell: Die Qumran-Rollen sind seit 1993 alle veröffentlicht.
Wer sich für frühchristliche Kanon-Bioldung interessiert, sollte sich die Übersetzung der Funde von Nag Hammadi besorgen und das zweibändige Werk von Hennecke/Schönmelcher.
Ein kirchenkritischer Autor, der in überspannter Weise, aber manchmal doch ziemlich den Kern treffend, schreibt, ist Friedrich Nietzsche.
Kirchenkritisch und interessant ist der altrömische Autor Celsus.
Kirchenkritisch sind häufig auch Autoren innerhalb theologischer Diskussionen, von Nestorius (Thema "Mutter Gottes"!), Arius, Luther, Schleiermacher, Kierkegaard, Karl Barth bis Dorothee Sölle.
Viele Kirchenkritiker - gerade aus esoterischer oder verschwörungstheoretischer Ecke - begehen übrigens immer einen fatalen Fehler, wenn sie der Kirche -an der vieles zu kritisieren ist -, unterstellen, die hätte bestimmte Schriften aus dem Kanon unterdrückt etc. Es gab in der Urchristenheit eine Vielfalt von christlichen Strömungen, deren jede - in Unterschied zu heute - ihre eigenen Evangelien und heiligen Schriften hatte. Es gibt Leute, die kritisieren an der Kirche alles, übernehmen aber ungefragt deren Geschichtsbild, nach der die heutige katholische Kirche schon immer die große dominierende Kirche war. In Wirklichkeit war sie eine Gruppe unter vielen. Wie groß und stark sie war ist heute nachträglich schwer zu sagen, weil wir vcornehmlich ihr gewünschtes Selbstbild kennen.
Überhaupt ist zu beachten: Nicht jede kirchenkritische Behauptung ist wahr.
Das Christentum als Staatsreligion wurde übrigens erst 381 unter Kaiser Theodosius eingeführt.