einfach zu komplex
„Beziehung“ ist ein tolles Wort, weil es dazu einlädt, an eine Art Diskurs zu denken, in welchen die Partner eintreten; man bezieht sich auf den Anderen. Dieses Beziehen klappt umso besser, je mehr Bezugspunkte der jeweils Andere anzubieten hat, die zu den eigenen Bedürfnissen passen.Es ist unerheblich, wie glücklich oder unglücklich die Beziehung tatsächlich ist, denn wem stünde eine solche Beurteilung zu? Sie steht – um es drastisch und damit deutlich auszudrücken – nichtmal den beteiligten Partnern zu, weil „Glück“ nicht allgemeingültig zu bestimmen ist. Natürlich steht jedem eine solche Beurteilung zu, aber schon die darauf zwingend folgende Frage nach der Verlässlichkeit dieser Beurteilung zeigt, daß es sich dabei um eine fragwürdige Sache handelt.
Allein die Tatsache, daß sich zwei Menschen aufeinander beziehen, ist nicht infragezustellen. Deshalb ist das Wort „Beziehung“ so angemessen für das, was es bezeichnet. Die Frage der Qualität hingegen ist wie fast immer eine Angelegenheit der Annäherung an etwas, das eigentlich nicht zufriedenstellend beschrieben werden kann. Das Menschliche ist einfach zu komplex, schon bei der Betrachtung eines einzelnen Menschen. Bei zwei Menschen erst recht, auch wenn sie in ihrem Denken und Handeln ihre eigene Komplexität auf ein kümmerliches Niveau reduzieren mögen.