Der Verlust
des ICH, um WIR zu werden, ist Etwas, was mir missfällt.
Natürlich ist das Kollektiv stärker, aber es setzt sich aus Individuen zusammen. Den Anspruch zu Verschmelzen, Eins zu werden in einer Partnerschaft, ist für mich der Anfang vom Ende und zum Scheitern verurteilt.
Paare, die nur in der Wir-Form von sich sprechen, sind mir per se suspekt. Es suggeriert, dass die persönlichen Lebensvorstellungen zugunsten eines reibungslosen Fortbestands abgelegt worden sind. Aber ohne Reibung keine Entwicklung, weder im Kollektiv noch beim Individuum. Sie demonstrieren nach Aussen ihre Verbundenheit und Grenzen sich somit ab, während sie sich im Kern schwächen, weil sie eine gegenseitige Abhängigkeit begünstigen.
Hat man sich als Individuen kennen- und schätzen gelernt, scheint es jetzt nur noch darum zu gehen, im Gleichklang durch das Leben zu marschieren. So lang die Hormone die Wolken rosa einfärben, mag dies funktionieren, aber wenn jeder Alleingang mit Schmollen quittiert wird, bleibt nur noch der gemeinsame Gang zum Richter. Jetzt wird spätestens Alles zur Sprache gebracht, was "ich für uns" getan habe und "du" es nicht zu würdigen gewusst hast...
Eine Beziehung zweier Individuen, die dem Anderen jeweils sein Ich lassen und sich Beide dynamisch ergänzen, in ihren Neigungen, Attributen und Talenten, hat zwar die Verschmelzung nicht erlangt, aber ist sicherlich das gesündere, flexiblere Kollektiv.