Der Streit im kleinen, individuellen Rahmen ist eine wichtige Sache. Er zeigt die unterschiedlichen Positionen, gibt mir die Möglichkeit, mich zu spiegeln, zeigt mir mein soziales Verhalten und weil es so schön klingt, meine soziale Kompetenz auf.
Ein Streit auf Sachebene ist oft fruchtbar und selbst provokante Ideen kann man kreativ nutzen.
Geht er auf die persönliche Ebene, dann wird er unangenehm.
Wenn ein Streit nicht zu schlichten ist, keine Übereinkunft hergestellt werden kann, dann hat man z.B. hier im Joyclub die Möglichkeit, zu gehen. Die Notwendigkeit eines Moderators sehe ich hier nicht. Das sollte die Gruppe immer selber schaffen.
Aber einfach zu gehen, geht nicht überall: Wenn ich in einem bestimmten Land geboren werde, z.B. in Südafrika, dann wachse ich in einen uralten, nicht geschlichteten Streit hinein und kann nicht so einfach gehen.
Es sind wirtschaftliche, psychologische und sozialpsychologische Probleme innerhalb bestimmter sozialer Gruppen.
In erster Linie sind es nicht die Probleme
innerhalb der Gruppen, sondern das soziale Gefälle
zwischen den Gruppen. Das Gefälle zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung, das wirtschaftliche Gefälle zwischen Afrika und Europa, das künstlich geschaffene Gefälle zwischen den ach so friedliebenden USAmerikanern und denen, die der Achse des Bösen angehören, das sich zu einem veritablen Religionskrieg ausgeweitet hat. Immer ist es das Gefälle zwischen Arm und Reich.
Nochmal zurück ins Kleine: Der Ehekrieg, wenn die Beziehung schon vor die Wand gefahren ist, wird seltenst noch durch einen Therapeuten zu retten sein. Da ist der Krieg längst ausgebrochen und zieht sich bis zum bitteren Ende des Rosenkriegs hin. Reden hätte man vorher müssen, Gefälle abbauen, Toleranz üben, schauen, dass beide Partner ihre Erfüllung in der Beziehung bekommen.
Wie ein momentaner Konflikt, z.B. das aggressive Verhalten der IS, zu stoppen ist, weiß ich nicht, genau so wenig, wie ich schnelle einfache, schmerzlose Auswege aus einem Ehedrama finden könnte. Wir schlingern da herum zwischen gewaltfreien Aktionen bis zum "einfach platt machen". Das zeigt unsere traurige Hilflosigkeit. Ein generelles Konzept bei schon ausgebrochenen Kriegen gibt es nicht.
Dass aber die Waffen, die man heute den "guten" Kurden frei Haus liefert, im nächsten Krieg bei den "Bösen" wiederfindet, das sollten wir spätestens seit den Konflikten in Afghanistan gelernt haben.
Was bei meinem kleinen Vergleich von kleiner und großen Konflikten hier fehlt, sind massenpsychologische und faschistische Aspekte von Kriegen.