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Philosophie und Arbeit

Philosophie und Arbeit
Die Philosophie der Arbeit speist sich aus der Frage, was sie ist und welche Bedeutung sie hat. Die Philosophie hat immer noch die Eigenart, ganz selbstverständliches zu hinterfragen (zu reflektieren).

War die Jagd des Einzelnen allein oder in der Gruppe (schon) Arbeit? Gehört das Bestellen der Felder mit dazu? Es gibt Tätigkeiten, die sichern unsere menschliche Existenz; wir müssen etwas essen und brauchen Wohnung und Kleidung.

Andere Verrichtungen wiederum helfen uns vor anderen etwas zu scheinen, ich denke an Goldschmuck und Designermode. Das Geld, welches wir als Gegenleistung für unsere eigenen Leistung von unserem Arbeitgeber oder unseren Kunden bekommen (Wirtschaft) eröffnet uns den Zugang zu schönen (ästhetischen ) Objekten (z.B. Kunst) und die dazu notwendige Arbeit macht uns zum Teil der Gesellschaft.

Macht sie uns hierin frei, entfremdet sie uns dabei etwa gar (wieder) von etwas (wie Marx behauptet) und sind wir, wenn wir arbeitslos sind dann in der Tat völlig frei...? Sind die Rentner und Pensionäre dieser Welt frei und wovon dann?

Was macht den Unterschied zu ehrenamtlicher Tätigkeit, Beschäftigung im Garten oder überhaupt zu Hobbys, wie unseren geliebten Radtouren, aus? Eine Pensionärin hat sich mit dem Einlegen ihres Obstes eine Menge Arbeit gemacht, genau so wie ich beim umsortieren meiner Bücherregale. Ist das Arbeit oder einfach nur so Beschäftigung?

Welcher Sinn liegt darin mehr zu arbeiten, als was zu unserem Überleben notwendig ist? Die Arbeit vom Milliarden hat diese Erde nacheinander mit Rädern, Gebäuden und Maschinen 'bevölkert'. Drähte (Kabel) und Netze umspannen den Globus (Internet). Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure haben hier zugearbeitet. Im Arbeitsprozess einer nationalen Wirtschaft entstehen heute global Millionen von Produkten und werden weltweit vertrieben (verkauft). Warum und wozu?

Wenn Arbeit eine menschliche Handlung (Aktivität) ist, hat sie auch eine ethische (moralische) Dimension. Ist jeder Arbeit (moralisch) gut und jeder Arbeiter ein Rechtschaffener (Waffenproduktion)?

Schließlich ist diese Art der Handlung eine Form von Erfahrung, die uns die Gewissheit der Erkenntnis über die Welt vermittelt (Verifikation unseres Denkens). Wie die Welt ist, wissen wir auch durch das, was wir selbst hier (er)schaffen (erzeugen, herstellen, produzieren, leisten).
*******are:
Welcher Sinn liegt darin mehr zu arbeiten, als was zu unserem Überleben notwendig ist?

Das Streben zu dem zu werden, der wir jetzt nicht sind. Und die Angst, das uns der Nachbar dabei einholen könnte.
Vielleicht strengen wir uns besonders an (nicht wir hier, sondern wir, die Menschen, in der gewagten Verallgemeinerung), um keine Angst vor der Erniedrigung durch den Nachbarn zu erleben. Stellung in der Gesellschaft ist dann der noble Begriff. Damit sind wir schnell bei Nobelkarossen und noblen Damen.

Wir wollen zudem gern eine Rolle spielen, weil wir auch Zuschauer mögen. Das ist die (soziale) Rolle in der Gesellschaft oder - ein wenig fader - aus der Sicht der Sozialpsychologie die sachliche Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

Man fragt im Alltag oft, 'Was bist du' und meint den Beruf. Die Tätigkeit die den Inhalt unserer Arbeit bestimmt und damit unseren Stellung in der Gesellschaft markiert. Man müsste antworten 'Ich bin ein Mensch' oder etwas inhaltsreicher 'Ich bin ein an Büchern oder an der Natur interessierter Mensch; was tust du?'.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
gibt es einen philosophen,
der gearbeitet hat?

*wink*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Jesus. Er war 'ne weile Zimmermann.
@sweet_calm
Die meisten Philosophen haben z.B. geschrieben, gelesen, diskutiert und Vorlesungen gehalten. Dafür haben sie oft als Professoren der Philosophie (an Universitäten) Geld bekommen (eine Ausnahme hier war Hume, der kein Studium hatte).

Typische Ausnahmen waren u.a. Schopenhauer, der vom Erbe seine Vaters leben konnte oder Rousseau, der sich zeitweise von Frauen aushalten hat lassen.

Es gab auch Philosophen wie Spinoza, die waren im Nebenjob Brillenschleifer (Optiker) oder welche waren Bürgermeister (Montaigne).

Ob diese Handlungsbeschreibung der Bestimmung von arbeiten oder Arbeiten entspricht diskutieren wir gerade.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Arbeit ist etwas, was sinnführend auf ein Ziel hin ausgerichtet ist.
Es ist doch ein Irrglaube hier in unserer westlichen Welt, dass sich die Energie, die dabei aufgewendet wird, auch in Heller und Pfennig nieder schlagen muss, und erst dann ihre volle Bedeutung erlangt.

Wenn ich als Maler ein Bild beginne, kann ich sagen: Ich male amn einem neuen Bild.
Ich kann aber auch die Aussage treffen, dass ich an einem neuen Bild arbeite, das unterstreicht sogar den wichtigen Aspekt des Werdens. Ich arbeite auch dann daran, wenn ich vorher gar nicht weiss, ob ich es verkaufen kann oder ob es im Keller verstaubt.

Und wie ist es mit Denkarbeit? Diesen Befriff gibt es nicht umsonst. Nicht alles, was erarbeitet wird, ist auch sichtbar, so dass man es in die Hand nehmen kann.

Arbeit ist ein Begriff im Graubereich zwischen Anerkennung und Nichtbeachtung.
Die Toilettenfrau arbeitet, aber wird ihr Wirken anerkannt? Gar würdigend und ausreichend entlohnt?
Verdienen die vielen Geist-Arbeiter wirklich immer das, was ihre Gehirne an Output liefern, genießen aber einen ganz anderen Nimbus?
@Mazita
Nach deiner Argumentation würde die Toilettenfrau nicht arbeiten, weil ihr Handeln nicht anerkannt wird. Die Anerkennung liegt aber vor, selbst wenn ihr einer nur 5 Cent hinlegt; sie ist zu niedrig, aber liegt vor.

Der Maler hatte das Ziel, dass sein Bild Anerkennung findet und er hat dementsprechend gemalt; etwas 'kitschiges' vielleicht, weil sich das gut verkauft. Einer der sich hinsetzt und nur für sich mit großem Fleiß ein Buch schreibt arbeitet nicht. Er schreibt für sich und schert sich nicht um Anerkennung seines Tuns. Wenn er es dann für 1 Mio verkauft, weil es gut ankommt war sein Handeln erfolgreich. Es war aber keine Arbeit.

Ich denke, dass ein wesentliches Merkmal von Arbeit das Ziel und (!) die Anerkennung sind. Anerkennung drückt sich aus in einem erwarteten und entsprechenden Entgelt (Lohn, Ertrag). Ein lobendes Wort oder die Verehrung für eine Tat sind es nicht.

Der Sinn einer Handlung ist wieder etwas anderes. Aber jede Arbeit hat zunächst einen Sinn. Aber nicht jedes sinnvolle Wirken ist Arbeit.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Aber jede Arbeit hat zunächst einen Sinn.
Damit sind wir ja d'accord.

Aber nicht jedes sinnvolle Wirken ist Arbeit. Anerkennung drückt sich aus in einem erwarteten und entsprechenden Entgelt (Lohn, Ertrag).
Dann wäre in Deiner Argumentation nur das Arbeit, was in Form von Lohn seine Anerkennung findet.
Also nimmst du wie der Herr Marx eine Trennung vor zwischen denen, die mit ihrer Zeit und ihrer Kraft etwas für andere tun, das bezahlt wird, und den anderen, die nichts tun, auch wenn sie etwas tun.

Mit anderen Worten: Denke ich für jemanden über etwas nach und finde eine Lösung, bekomme ich diese Arbeit bezahlt.
Denke ich über etwas nach und schreibe es auf, ohne dass ich weiss, ob jemand anderes das liest und auch honoriert, ist es Privatvergnügen.

Ich glaube, wir brauchen zunächst eine Definition, was Arbeit ist, und in welchem Zusammenhang sie stehen sollte, um wirklich dem Begriff gerecht zu werden!
Einen Punkt haben wir schon: sie sollte sinnführend sein und auf ein Ziel ausgerichtet.
Aber muss sie bezahlt sein?
@Mazita
Es ist genau mein (hypothetischer) Ansatz, dass nämlich nur die Handlung, die durch ein Entgelt (Lohn) anerkannt wird, Arbeit ist. Dabei ist impliziert, dass die welche diese Lohn zahlen ebenso arbeiten. Es entsteht damit also eine Gruppe von Menschen, die arbeiten und diese könnten wir dann Arbeitsgemeinschaft nennen und sagen der Mensch bildet eine solche (wovon es Ausnahmen gibt: Arbeitslose, Beschenkte, Erben, Spielgwinner usw.).

Marx hat diese Trennung so nicht gemacht. Ich unterscheide in einer Art tatsächlich aber (logisch) zwischen Arbeitern und Nicht-Arbeitern (Marx hat die Arbeiter ja gleich noch zu einem Klassenbegriff geformt und auch die 'Kapitalisten' oder 'Ausbeuter' zu Arbeitslosen gemacht...; denn sie haben ja nicht gearbeitet, weil sie keine Arbeiter waren...).

Denken ist keine Arbeit. Du musst es sagen (vortragen) oder aufschreiben. Dann wird daraus Arbeit, wenn sie eine beabsichtigte und entgeldete Anerkennung findet. Wenn du etwas sagst (schreibst) und jemand bezahlt dich dafür (was sehr theoretisch ist), dann ist das nach diesem Ansatz keine Arbeit. Es ist eine bezahlte Handlung. Nicht jede bezahlte Handlung ist also Arbeit. Dagegen ist Arbeit immer (mindestens) eine bezahlte Handlung.

Wir arbeiten also am Begriff der Arbeit (Definition) ... Ja, wenn wir uns das vornehmen als entgeldete Handlung zu tun und es so auch geschieht. Wir entscheiden also, ob die genannte Behauptung stimmt...
*****one Frau
13.323 Beiträge
arbeit...ist sie nicht eher etwas, was uns rundum beschäftigt?
wenn nur das arbeit wäre, was in geld belohnt werden würde, dann wäre alles, was nicht entlohnt wird, keine arbeit.
arbeit im philosophischen sinn ist doch viel mehr, als das arbeiten für bezahlung.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Ein Versuch
Arbeit ist eine Tätigkeit (auch geistig), die die Anerkennung der Sinnhaftigkeit
zumindest eines Teils der Gesellschaft benötigt.
Deshalb erfolgt eine Anerkennung in Form von Lohn oder anderes.
Dies ist nötig, um an dem teilhaben zu können, was oft als "Wohlstand"
bezeichnet wird -für den Erhalt einer gesellschaftlichen Stellung oder
ganz einfach um den Lebensunterhalt zu finanzieren.
Für den, der Arbeit mit seinen persönlichen Vorlieben, Talenten usw.
in Einklang bringen konnte, kann Arbeit trotzdem auch ein Vergnügen
sein.
Im anderen Extrem kann die Arbeit für den Arbeitenden selbst auch
völlig sinnlos sein -entscheidend ist die Anerkennung anderer.

Arbeit ist also mE. immer mit Zwang verbunden und findet nicht
zwangsläufig nur in der Arbeitszeit statt.
Ein Modell zB. muß sich in der Freizeit mit Sport, Diäten etc. befassen
als Voraussetzung, um diese Arbeit ausführen zu können. Auch diese
Arbeit bedarf also der Anerkennung durch andere.

Andere Tätigkeiten

sind nicht mit dem Zwang verbunden, Anerkennung durch andere zu finden.
Wenn also ein Maler malt, weil es ihm Vergnügen bereitet und nicht wegen
der Anerkennung durch andere, ist er völlig frei, bei dem was er tut.
Sollte das Bild den Geschmack anderer so treffen, daß diese zur
Anerkennung bereit sind, ist es trotzdem keine Arbeit.
Macht der Maler nun sein Hobby zum Beruf wird die Malerei zur Arbeit,
denn diese muß er nach dem Geschmack anderer richten und er muß
eine bestimmte Menge an Bildern produzieren, um seine Miete zahlen
zu können.

Arbeit ist also immer mit dem Zwang verbunden, das andere diese als sinnvoll
erachten.
Tätigkeiten, die nur für den Protagonisten selbst einen Sinn ergeben müssen
(zB. Hobbys), sind für mich keine Arbeit aber natürlich bleibt es tätig sein.
**e Mann
2.564 Beiträge
Wozu sollte es gut sein, Arbeit zu definieren? Warum soll da eine Grenze aufgebaut werden, wo keine ist?

Der Künstler wurde schon angesprochen. Ob ein Künstler für seine Arbeiten Geld bekommt, kann er erst einmal nicht absehen. Seine Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Kunst wächst oft langsam im Hintergrund. Wenn du ihn fragst: "Machst du das, um später mal Geld damit zu verdienen?" wird der dir sagen, dass es nicht sein vordergründiges Motiv sei.

Da ist keine klare Grenze auszumachen.

Genau so derjenige, der als Rote-Kreuz-Helfer ehrenamtlich arbeitet und später feststellt, dass er mit genau der gleichen Arbeit Geld verdienen will. Ein Begriff erfüllt sich nicht dadurch, dass jemand plötzlich Geld dafür gibt, wo vorher kein Geld floss.

Ich kaufe z.B. Saxophone in den USA. Ich stecke ein wenig Arbeit in sie und verkaufe sie wieder, manche mit Gewinn, manche mit Verlust. Ist dann die von mir geleistete Arbeit als Händler und Reparateur nur dann Arbeit, wenn ich Gewinn damit mache?

Als Hobbymusiker verdient man mit Auftritten Geld. Manchmal decken sie die Proberaumkosten, andere verdienen so gut, dass selbst die Instrumentenkosten rein kommen.
Für das Finanzamt ist dies die Ermessensfrage, ob hier Liebhaberei oder eine Gewinnabsicht vor liegt.

Meinetwegen kann man da genau die Grenze ziehen, aber was haben wir davon? Hab auch noch Gartenarbeit zu machen.

Bis Peter
@pue
Wir reden und ziehen dabei begriffliche Grenzen. Du kannst dir die(se) 'Arbeit' ersparen. Bleib denn so im Garten.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Da die Definition der Arbeit: "Arbeit ist, wenn ich für eine Leistung bezahlt werde" nicht reicht, um den Begriff zu umzirkeln, ging mir die ganze Zeit die Frage im Kopf herum, was noch fehlt.

Eine Definitionserweiterung könnte "Es ist nur dann Arbeit, wenn ich eine Leistung erbringe, die andere brauchen und vordefinieren und dafür bezahlt werde.

Das schliesst dann alle Eigeninitiativ-"Arbeiten" aus.
**e Mann
2.564 Beiträge
Jau, den Künstler dann auch. Aber egal.

Wir reden und ziehen dabei begriffliche Grenzen.

Ich möchte nur, dass dir bewusst ist, dass du den Begriff veränderst, indem du eine scharfe Grenze ziehst. Was, wenn der Begriff besser mit unscharfer Grenze ist oder man bewusst, diese unscharfe Grenze mit in die Definition einbezieht?

Das gilt im Übrigen für viele Begriffe. Mir fällt das auf, hier in der Philosophiegruppe und bei mir selber. Die Lust, Begriffe klar abzustecken kenne ich all zu gut. Doch alle Begriffe führen ein Leben. Besonders der Arbeitsbegriff. Und mit klaren Grenzen entwickelt sich die Realität schneller an ihm vorbei als wenn man beobachtet, ob sich die Grenzen nicht verschieben.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Wenn wir hier im Sinne der Eingangsfrage des TE diskutieren, kommen wir wohl um diese Grenzziehung nicht herum, zumal er seine Definition auch noch weiter verfeinert hat.
Dieser Terminologie ist in diesem Zusammenhang kaum etwas entgegen zu setzen, und schliesst auch erweiterte Begrifflichkeiten aus.

Eine Beleuchtung der vielen Theater, in denen Arbeit auftritt, und unter welchen Prämissen, fände ich persönlich bereichernder, wenn es dann auch nicht unbedingt immer nach formalen Regeln zugeht, und sich nicht im Abstrakt erschöpft.

Meines Verständnisses nach ist die, ich nenne sie mal "akademische“ Interpretation des Begriffes der Arbeit, die yokowakare begretragen hat, im Sinne der Logik richtig, wenn man voraussetzt, dass der Ansatz richtig ist.
Aber über die Arbeit selber sagt das wenig aus, eher wirft sie ein Licht auf ein allgemein-gesellschaftliches Phänomen, das dem westlichen Kulturkreis entspricht: Arbeit ist etwas von der verrichtenden Person Losgelöstes, weil sie nicht seinen, sondern fremden Zwecken dient. Sein einziger erarbeiteter Wert liegt nicht im metaphysisch oder anderweitig Bereichernden, sondern im harten Geld am Monatsletzten.

Ist es das?
Wenn ja, dann weiss ich nicht mehr was es zu schreiben gäbe...
**e Mann
2.564 Beiträge
Ja, das ist sehr spannend, was du schreibst, Mazita. Ich will morgen ein paar Gedanken dazu fassen. Geht gleich was los. Heut ist zu spät. Gute Nacht euch allen.
Guten Morgen!
@Traeumer8864

Ich sehe den Zwang darin zu arbeiten, dass man gezwungen ist für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Es gibt dazu einen (mehr oder weniger) gesellschaftlichen zwang nicht nur einen warmen Kartoffelsack als Kleidung zu tragen. Wir positionieren uns mit den Produkten in der Gesellschaft. Welche benutzen dafür Mäntel von BOSS oder einen Mercedes - andere einen Saab. Welche wollen ein 'schönes' Haus und meinen 'schön' viel Zimmer und möglichst viele Bäder. Das kostet Geld und bedingt somit Arbeit.

Wer unter einer Brücke oder ähnlich wohnt ist davon frei. Er hat sich gesellschaftlich von derartigem Zwang befreit (das sind Extreme, der Leser kann sich beliebige Zwischenstufen aussuchen).

Es gibt auch das Angenehme, z.B. kuschelige Pullover oder Bettwäsche, eine eigene Sauna im Winter. Die Lust auf dieses zwingt dafür zu arbeiten. Denn eine Sauna entsteht wiederum durch Arbeit, ebenso wie behagliche Kleidung aus Material von fremden Kontinenten. Überhaupt sind bestimmte Bedingungen für ein angenehmes Dasein notwendig (trockene und warme Kleidung bzw. Wohnung...). Das alles leistet der Platz unter der Brücke, das sei als Symbol gelesen, nur bedingt.

Ich sehe es wie du, die Beschäftigung (Tätigkeit) der eigenen Lustbefriedigung willen, wie das beliebig farbige Anstreichen von Wänden, nicht als Arbeit. Hier wird die Lust, und in der Folge vielleicht auch das Glücksgefühl, bereits durch das eigenen Tun befriedigt. Ich pfeif hier auf Anerkennung.

Streiche ich Wände in mir verhasstem Blau mit der Zahnbürste, zur Freude aber meines Auftraggebers, der derartiges mag, bekomme ich dafür Anerkennung und in der Folge den Scheck. Den löse ich ein und lasse mir von jemand eine Sauna für kalte Winterabende in den Keller bauen.

Einer der mir das macht, ist wieder einer der solche Arbeit hasst (er würde lieber philosophieren...), seinerseits jedoch die Anerkennung durch deinen Lohn schätzt und sich dafür in die behaglichen Sitze einer Luxuslimousine fallen lässt (Luxuslimousinen erwachsen nicht aus einer Arbeit als Philosoph).

Optimal im Sinne einer besten Lösung ist es sicher, eine Arbeit (für andere) mit gleichzeitig viel (eigenem) Spaß zu verrichten.

@pue

Deine Absicht - Grenzen in der Begrifflichkeit aufzuheben (was ein Selbstwiderspruch ist, weil die Definition genau die Begrenzung der Beschreibung eines Inhalts einer Sache, enthält) - überzeugt nicht, weil du selbst dabei andere versuchst - in ihrer Absicht etwas bestimmtes begriffsbildentes (begrenzendes) zu tun – zu begrenzen.... Vielleicht finden wir hier mal Zeit über den Begriff 'Begriff' mit allen seinen Aspekten zu reden.

@Mazita

Andere werden dir nur dann Geld für deine Tätigkeit geben, und dich somit für sie arbeiten lassen, wenn sie diese brauchen. Du dienst hier in der Tat anderen ihren Zwecken und das wird anerkannt. Dafür kannst du deinerseits andere deine Zwecke erfüllen lassen.

Du kannst zur Verwirklichung deiner selbst Metaphysikvorlesungen in einem Stadion für 100.000 EURO am Abend halten, wenn du zahlende Hörer findest, weil du gleichzeitig ihrem Zweck – tiefe Einsichten durch dich zu erhalten - dienst.
*********ke32 Mann
64 Beiträge
Unterschiedliche Perspektive
Wenn es mit der Praxis hapert:

Ludwig Wittgenstein wurde Sanitäter (oder so etwas ähnliches).

Che und Fidel Castro, gingen regelmäßig in die Zuckerfelder, nachdem sie den Marx offiziell zur Staatsform ernannt hatten. Quasi, eine Rückkehr zur Praxis, welche immer schon Problem des Marxismus war.

Politische Fragen:

Römische Adlige, mussten Güter verwalten, d.h. Felder und Ernten organisieren, um sich selbst gehaltlich über Wasser zu halten und vertrieben sich die Zeit mit Gerichtsverhandlungen.

Zur Frage der Entfremdung:

Wie Leslie Chang es in ihrer Amerikanischen Monographie über Chinesische Industriearbeiterinnen schon sagte, ist Entfremdung nicht vorhanden. Hannah Arendt stellte zurecht die Frage in Vita Activa, was passiert, wenn der Lebensrhythmus und Rhythmus des Körpers sich dem Rhythmus der Maschine anpasst.

Als Fließbandarbeiter muss ich auch schon sagen, dass es stimmig wäre Arbeit als eine Fertigkeit zu sehen, bei der man etwas lernt. Kreativ wird es dann, wenn die vorgesetzten Takte und Aufgaben einen nicht zur Hindernis werden, sondern zu einem Hindernis, das man überkommt, einen Horizont, den man erweitert. Und es gibt viele Horizonte.

Deshalb ist die Vita Contemplativa des Mittelalters in der Beten und Arbeiten eine meditative Einheit waren auch durch seine Diversifikation verschwunden und entschwunden.
**e Mann
2.564 Beiträge
Deine Absicht - Grenzen in der Begrifflichkeit aufzuheben (was ein Selbstwiderspruch ist, weil die Definition genau die Begrenzung der Beschreibung eines Inhalts einer Sache, enthält) - überzeugt nicht

Ich will die Grenzen nicht aufheben. Ich will sie als unscharf in die Definition aufnehmen.

Der Beitrag von Mazita machte mir klar, warum ich bei der Definition von Arbeit dieses unterschwellige Unwohlsein empfand. Definiere ich die Arbeit über ihre Entlohnung, so treffe ich eine merkwürdige Vorauswahl. Es wird nur das als Arbeit definiert, was irgendwo gebraucht und bezahlt wird. Damit wird die Entfremdung quasi schon festgeschrieben. Arbeit, die einfach nur Spaß macht, die einen selbst befriedigt, wird herab gewürdigt und fliegt raus.

Und damit fliegt genau der Teil der Arbeit raus, den ich für essentiell wichtig erachte.

Ich habe lange Zeit Straßenmusik gemacht und die Arbeit ermöglichte es uns damals, weite Reisen zu unternehmen. Bei der Straßenmusik biete ich eine Leistung an. Wer sie als nutzbringend, unterhaltend, spannend oder was auch immer empfindet, bleibt stehen und zahlt am Ende bestenfalls einen kleinen Obulus. Wen die Sache nicht interessiert, der geht weiter und fühlt sich schlechtestenfalls belästigt.

Ich suche bei dieser Tätigkeit nicht den Arbeitsmarkt auf und schaue, wo und für wen ich mich nützlich machen kann, sondern biete ein Produkt an, das die zufällig vorbei gehenden Menschen als wertvoll oder wertlos empfinden. Und ich habe dabei Spaß. Soll das nur dann als Arbeit gelten, wenn ein bestimmter Betrag im Hut überschritten wird? Die Tätigkeit bleibt doch völlig unverändert.

Anderes Beispiel, ein familienbetriebener Bauernhof. Es ist wohl selbstverständlich, dass die Aufgaben, die hier anfallen, immer ein Stück weit von allen getragen werden. Die Kinder wachsen quasi von früh auf in diese Arbeit hinein. Ab wann ist das denn nun Arbeit? Schon wenn sie dafür eine Mahlzeit und einen Schlafplatz bekommen?

Ist ein unbezahltes Praktikum nicht mit Arbeit verbunden?

Ehrenamtliche Tätigkeiten nicht als Arbeit zu bezeichnen, empfinde ich geradezu als Hohn.

Was ist mit einem Selbstversorger? Der arbeitet auf seiner Scholle, lebt genügsam vom selbst Angebauten und braucht keinen Lohn. Arbeitet der nicht?

Was ist mit den Hausfrauen und -männern, deren Arbeit nicht entlohnt wird? Kindererziehung eingeschlossen. Na gut, 'ne Kleinigkeit.

Ja, es geht mir um diesen unscharfen Rand und der hat natürlich viel mit der Berufsfindung zu tun.

Da gibt es das Modell, möglichst viel und schnell in die Kinder hinein zu pfropfen (G8), um sie schneller dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen als andere Staaten. Wir müssen laut PISA-Studien halt aufholen. Sonst ereilt uns schnell das gefürchtete Nullwachstum.

Schon bei Geburt steht fest, welche Kräfte der Arbeitsmarkt braucht und dementsprechend werden die Arbeiter hergestellt.

Wie die Beispiele oben andeuten, habe ich eine andere Auffassung von der Ausbildung, von einer sehr viel individuelleren, die es ermöglicht, dass die Arbeiter dort einen Platz finden, wo sie gerne arbeiten, eine Arbeit machen, die ihrem Charakter, ihren speziellen Fähigkeiten und ihrem Wohlgefühl entsprechen.

Arbeit soll Spaß machen, befriedigen, dann wird sie auch optimal ausgeführt.

Dafür muss der Mensch aber Zeit haben, seine Chancen zu erkennen, Zeit haben, den für ihn optimalen Platz in Gesellschaft und Beruf zu finden.

Ja, und wer macht die Fließbandarbeit, putzt das Klo, macht die Drecksarbeit? Für wahr ein Problem. Sollte erheblich besser entlohnt werden, aber das gehört nicht mehr zum Thema.

Zum Thema gehören vielleicht Fragen wie: Welche Arbeit ist sinnvoll für die Gesellschaft? Wie sähe Arbeit aus, wenn wir ein bedingungsloses Grundeinkommen hätten? Das würde die Unschärfe, die ich ja mag, erheblich vergrößern. Das BGE würde dem Weg zum Beruf ganz gehörig den Stress nehmen.
Denkbar
jemand schrieb " Denken ist keine Arbeit" und ein anderer " Tätigkeiten, die unserem Wohlbefinden dienen, keinen Lohn von außen erhalten, wäre keine Arbeit".. so in etwa usw.. Da muss ich ein kleines zartes Veto einlegen..

Vielleicht sollte man den Begriff ARBEIT mehr unter die Lupe nehmen. Für manche heißt es, "ich muss arbeiten" ( für den Lebensunterhalt) und für andere " ich darf arbeiten" und darunter fällt alles was man tut und denkt, denn es sind alles Mosaiksteine die uns äusserlich (lebenserhaltend bis konsumorientiert) wie innerlich (seelisch stabilisierend) weiterbringen.

Denken und Tätigkeiten, die dem Wohlbefinden dienen (z.b. Zimmer streichen, im Garten buddeln) erscheinen mir persönlich als die größte Arbeit. In dem Moment laufen Prozesse, die der späteren Arbeit gegen Lohn und gesellschaftlicher Anerkennung förderlich sind. Sofern man sich damit stabilisiert, sich selbst wertig macht und sich nicht im Denken und Buddeln unendlich verwuselt. Die Gefahr besteht, ich weiß.. und dann droht die Brücke, wenn man jenen Prozess übertreibt, sich darin verliert..

Die Sichtweisen sind ja stets unterschiedlich. Meine Mutter z.B. sagt, meine Arbeit wäre hart und viel, was sie für mich selbst nicht ist. Meine Tätigkeiten, für die ich Geld bekomme, ist wie ein Gang zum einarmigen Banditen, wo mit ziemlicher Trefferquote die gleichen Bingo-Früchte erscheinen und es Münzen rasselt. (Nicht immer, aber oft) Wäre ich wirtschaftlich unabhängig würde ich jede Summe zahlen um diese Arbeit verrichten zu können, weil ich meine Arbeit liebe. Es ist also keine Arbeit. Aber um diese Arbeit zu bekommen, sie zu halten, gut zu machen, auf dem Level zu bleiben, sich zu verbessern ... da sind ganz andere Prozesse notwendig, wie oben erwähnt, die man außenstehend vielleicht als Müßiggang definiert. Denken und Tun ohne Lohn. Jene Prozesse bedeuten für mich allerdings Arbeit. Und richtige Arbeit sind die Dinge machen, die man nicht leiden kann, wofür ich auch nichts bekomme, Steuerkram, Bürokratisches, Hausfrauen- Alltagsscheiss. Gehört auch dazu. .ok., das ist echte Arbeit..

Denken, richtig denken und (sich selbst, die Dinge und den Lauf derer) lenken ist oft ziemlich anstrengend.. und eben Arbeit.. *zwinker*
*********anda Frau
577 Beiträge
Auch, wenn ich nicht alles bis hierher gelesen oder gar begriffen habe, so denke ich doch, dass die Auslegung des Begriffs "Arbeit" von immenser Bedeutung ist.

Ich kann mich an lange Diskussionen in den 80ern erinnern, wo wir im trauten kommunistischen Kreise debattierten, wie wir die "Grundrisse der Kritik an der politischen Ökonomie" von Karl Marx, insbesondere seinen Leitsatz verstehen sollen:

Der Mensch möge arbeiten um zu leben und nicht leben, um zu arbeiten.

Damals war uns klar (gemacht worden), dass die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln für alle eine Entfremdung darstellen. Heute liegen die Produktionsmittel in denselben Händen, aber auf linguistischer Seite wurde allerhand nachgebessert -- um dieselben Abhängigkeiten schönzureden. Inzwischen lässt das Wort "Arbeit" mannigfaltige Deutungen zu -- bis hin zur Nichtarbeit. Und es hat den Anschein, man müsse nur den rechten Syntax herstellen und die Produktionsbesitzverhältnisse seien auf persönlicher Einstellungsebene mit veränderbar.

Die Krux war doch die, dass seinerzeit die Psychologie (oder sollte man sogar sagen: die Massenpsychologie) noch gar nicht ausgereift war. Da ging der Arbeiter aus dem Haus, mit dem Henkelmann unter dem Arm und fuhr brav untertage, auff'm Pütt. Hatte er eine bessere akademische Ausbildung genossen, dann saß er in einer Amtsstube und schob die Akten. Na klar, gab es in den 80ern auch Straßenmusiker, aber die galten unter vorherrschender Arbeitsmoral als Tagediebe. Sie waren langhaarig, und überhaupt: "Wer kommt denn für deren Renten einmal auf?"

So einfach war das mit dem Arbeiten definiert. Damals war ja auch das Arbeitsamt noch das Amt, das den Arbeitenden Arbeit gab. Wenn man nicht arbeitete, war man faul. Oder im Ruhestand.

Heutzutage leben wir (wenn man der politischen kommunistischen Überzeugung treu geblieben ist) im so genannten Staatsmonopolkapitalismus. Das heißt, Regierung und Wirtschaft sind eins, und wenn die Regierung sagt, dass du auch dann arbeitest, wenn du deine kranke Mutter pflegst oder deinen Garten umgräbst, oder wenn du in tiefer Meditation durch den Wald gehst, so wird das wohl seinen wirtschaftlichen Grund haben. Es mag jeder arbeiten, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, Hauptsache seine Ansprüche gehen nicht zu Lasten des Staates und seiner Wirtschaft.

Ich kann mir denken, dass die linguistische Unschärfe und Unabgegrenztheit des Begriffs "Arbeit" durchaus im Sinne derer ist, die die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht antasten wollen. Wenn man den Begriff "Arbeit" als Muster darstellen wollte, gäbe es sicher um ein Dutzend gültige Definitionen. Und das Schöne daran ist: Ihnen ist ein Spannungsmuster übergeordnet, denn so lange man einen Begriff wie "Arbeit" nicht klar umreißen kann, kann niemand einen Anspruch auf die Ernsthaftigkeit seiner "Arbeit" und eine adäquate Entlohnung erwarten.

So sehe ich die begriffliche Unschärfe durchaus als willkommenes Instrumentarium, sich gegenseitig aufzuwiegeln statt dem Missstand frei ins Auge zu gucken. Wahrscheinlich würde man mehr als nur einen Missstand erkennen: Wenn schon dem Ehrenamt kein "Amt" anhaftet und sogar mit Weniger als eine "echte Arbeit" vergütet wird, dann kann man auf dem Verschiebebahnhof "Arbeitslosigkeit" die Arbeitslosen munter zwischen Ehrenamt und Billiglohn einer "Arbeit" nachgehen lassen oder die mehr Freiheitsliebenden eine "Arbeit" als "Nicht-Arbeit" in der Ich-AG verrichten lassen. Vor solch einer Kulisse mag die treusorgende Mutter dreier Kindern Gott sei Dank gar nicht mehr daran denken, dass ihre "Arbeit" womöglich gar nicht mehr als solche (an)erkannt wird.

So kann man allein durch linguistische Unschärfe -- psychologisch geschickt unter das Volk gebracht -- für einen ordentlichen Stallfrieden sorgen. Diese "Arbeit" bringt sicher das ganz ganz große Geld ein.

Mein Leitsatz lautet daher: Wenn man Geld verdienen will, sollte man nicht "Arbeiten", und erst recht nicht Arbeiten "gehen."

Aber wen juckt schon, wie ich "Arbeit" definiere -- so lange am Monatsbeginn die Miete gezahlt werden kann, so lange der Kühlschrank gefüllt ist und das Kind sein Taschengeld bekommt. In diesem Sinne: Ich geh jetzt wieder Anschaffen. *top*
*****one Frau
13.323 Beiträge
@Vajra_Nalanda
da hänge mich rein, klasse beitrag.

spannend im zusammenhang mit sprache finde ich auch das hier.
"Hallo, wie geht es dir?" " Gut, ich habe Arbeit, mein Mann/ Kinder...hat/ haben Arbeit..."
so weit ist es schon und natürlich politsch gewollt.


in die zukunft geschaut wird es irgendwann ( wenn es nicht schon heute so ist) nicht mehr genügend "arbeit" für alle geben.
aber es gibt sehr viel zu tun. fragt sich nur, ob das jemand entlohnen will.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
ein grundsatzproblem,
das individuum als kostenfaktor.
der öffentliche bereich ist gewinn neutral,
der private bereich ist min/max orientiert,
minimaler aufwand, maximaler gewinn.

wenn öffentliche kommunen ihre bereiche zu gmbh's machen greift min/max.

vielleicht kommt dann die feuerwehr von irgendwoher und sagt, ok, es brennt bei ihnen, darf ich ein ganz tolles löschangebot machen?

ab da, stimmt was nicht...............


namd
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