nickt
Guter Punkt: Wann haben sie es
gelernt?
Die Männer/Frauen-Schere im Kopf wird ständig reproduziert. Heute erst mal wieder ein lächerliches Beispiel in der Süddeutschen:
Bayrische Polizist_innen votieren mit 68% für blaue anstatt grüne Uniformen. Bei den Polizistinnen lag die Zustimmungsquote für einen Wechsel mit 69% sogar noch höher.
Darauf ein Statement, wie wichtig es gerade sei das Frauen sich wohlfühlten mit den neuen Uniformen.
Bei dem Frauenanteil der bayrischen Polizei waren die Zustimmungsraten wahrscheinlich 67,7% zu 69%, aber es ist natürlich eine Meldung wert. Geschlechtsunterschied!!! Bei der Abweichung hätte man wahrscheinlich einen ähnlichen Unterschied zwischen Blonden und Braunhaarigen feststellen können.
@**********tändnis von Kindern
Ich habe da ein lustiges Beispiel gehört, wie kleine Kinder mit Geschlechtsrollen umgehen. So kann man zum Beispiel beobachten, dass Kinder, sobald sie gelernt haben dass es Mamas und Papas gibt, alle Möglichen Eigenarten darauf projizieren. Beispiel der Forscherin:
Mama trinkt nur Kaffee, Papa nur Tee => Das Kind behauptete Tee wäre ein Getränk für Männer und war irritiert als eine Frau einen Tee wollte.
Anders gesagt:
Nicht eine irgendwie natürliche Rolle prägt das Kind, sondern die gesellschaftliche Wirklichkeit wird vom Kind als eine "natürliche" interpretiert und als allgemein gültig gesetzt. Dort wo Vielfalt herrscht, das Kind Alternativen erlebt, wird diese Setzung aufgelöst. Nur dort wo ein vorherrschendes Modell gelebt wird, kann sich eine Idee im Kopf festsetzen.
Wenn Mama und Papa je nach Laune Tee und Kaffee trinken, gibt es diese Setzung nicht.
Die nicht relativierten Erlebnisse sind jedoch dann für viele Menschen zeitlebens prägend. So konnte nachgewiesen werden, dass Gehirne von Menschen die ich ihrer Kindheit nur ihre Mutter zuhause hatten, sich schwerer damit tun sich Hausmänner vorzustellen. Das Hirn braucht mehr Energie, dies zu denken. Das Hirn belohnt aber tendenziell Routinen.
D.h. wenn du als Kind jahrelang dein Hirn rund um vermeintlich allgemeingültige Wahrheiten und Gewohnheiten prägst (und das versucht das Hirn ständig), können sie dich an überraschenden Stellen wieder einholen.
Zum Beispiel, dass es sich für ein Paar auf einmal irgendwie besser anfühlt, wenn sie daheim bleibt und nicht er. Das diabolische daran ist, dass es keine von Außen kommende Gesellschaftsnorm ist (die mag dazu kommen oder nicht), sondern ein Gefühl.
Kaum jemand dürfte sich mit Hirnforschung und Sozialisation so ausführlich beschäftigt haben, um dieses Gefühl als internalisierte Norm zu identifizieren.
Interessanterweise scheinen viele das unheimlich zu finden, während ahnliche Aussagen sofort geglaubt werden, z.B. das eine Scheidung Kinder in jungen Jahren hart treffen kann und Bindungsprobleme erzeugt, oder das die jahrelange Prägung in einer anderen Kultur nicht einfach im Erwachsenenalter rational überwunden werden kann. (Wobei hier ein Wandel stattgefunden hat. Vor 100 Jahren wurden viele heute als kulturell erkannten Unterschiede auch biologistisch begründet. Damals waren noch Neger und Weiber von Natur aus zu schwachsinnig für Spitzenämter, heute darfst du so etwas nur noch bei Frauen biologisch begründen.)
Kurz: Auch meine Generation in Westdeutschland hat noch überwiegend eine Hausfrauen-Kindheit hinter sich (und eine Hausfrauen-Gesellschaft drumherum). Wer das erlebt hat, sollte sich darauf einstellen, dass im Hirn eine bestimmte Rollenverteilung ausgeformt wurde, die eine Rolle spielt bei den Gefühlen, die man mit Geschlechterrollen verbindet.
Die kann sich dann wieder zeigen, wenn man selbst Vater/Mutter wird und einen völlig überraschen.
gruß
Brynjar