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Tragen wir die verpflichtende Idee des Guten in uns?

@pue
Danke für die Information zur juristischen Entscheidung, was in Deutschland erlaubt ist und was nicht bei einem solchen Dilemma.

Ich habe grundsätzliche Bedenken gegen eine utilitaristische Ethik, obwohl es da ganz verschiedene Versionen gibt. Ich bin auch zufrieden mit der deutschen Regelung. Das Problem in solchen Fällen ist ja immer, dass man eben nie mit 100%er Sicherheit wissen kann, ob das befürchtete Ereignis und seine schlimmen Folgen wirklich eintreten werden.

Man kann meines Erachtens auch keinem Kampffliegerpiloten zumuten, einen Abschussbefehl tatsächlich auszuführen.
@pue
Sorry, du findest den von dir erfragten Text in:

Beitrag von @*********r474 an @*******are vom 23.4.2015 Zeile 5.
@yokowakare
Danke für deinen Kommentar. Den muss ich mir nochmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Antwort wahrscheinlich erst am Montag.

Gruß
ok
@yokowakare
Ich meine, im Gegensatz zu dir, dass der Mensch will, dass er auf andere Rücksicht nimmt. Aber nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil er bedenkt, dass Handeln ohne Rücksicht auf andere dazu führt, dass auch andere ihm gegenüber keine Rücksicht nehmen.

Ich fürchte, dass ich deine Ausführungen keineswegs 100%ig verstanden habe. Deshalb beschränke ich mich auf ein paar Kommentare zu dem, was in dem obigen in dem Zitat steht.

Was im Zitat steht, klingt in meinen Ohren ein bisschen wie etwas, das unter den kantischen kategorischen Imperativ fällt. Nur müsste man es dann so interpretieren, dass es nicht mehr so utilitaristisch klingt. Man nimmt auf andere Rücksicht, weil eine Welt, in der niemand mehr Rücksicht auf andere nimmt, eine Welt wäre, die wir nicht ernsthaft als wünschenswert für alle halten könnten. Laut Kant brauchen wir ja beim Handeln eine Maxime, die nicht nur gut für uns ist, sondern die als 'allgemeines Gesetz' gelten könnte. Und warum sollte diese Einsicht sich nicht auch als Pflichtgefühl in uns bemerkbar machen?

Ich meine, dass unser Handeln nicht allein durch einen Willen bestimmt wird, der einfach so da ist, sondern dass wir das, was wir als einen Willen in uns wahrnehmen, auch reflektieren können und uns sogar von ihm distanzieren können. Natürlich nicht immer und jederzeit. Aber im Prinzip haben wir dieses Distanzierungsvermögen. Und ein Pflichtgefühl kann uns bei diesem Distanzieren helfen.
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich mache es mal weniger philosophisch und gehe die Fragen ganz praktisch an.

Was das Gute ist, hat die Gesellschaft schon definiert, bevor ich geboren bin. Da definiert die Gesellschaft natürlich immer weiter dran und so ändern sich die Werte auch beständig, allerdings selten sprunghaft und auch nicht besonders schnell.
Da bin ich also nun hinein geboren in diese Welt, in das große Andere. Anfangs werde ich weder wissen, was gut, noch was schlecht ist. Die Eltern tragen in der Regel die verpflichtende Idee in sich, mir Gutes zu tun, mich zu füttern und zu erziehen.
Dann sitze ich im Sandkasten, klaue meinem Kollegen die Schaufel und schaue, was passiert, wenn ich die dem auf den Kopp knalle. Großes Geschrei bei dem und Aufregung unter den Erziehern und ein Eingerede auf mich. Das tue man nicht und schon, dass ich ihm die Schaufel weg genommen habe, sei sittenwidrig.
So ergeht über mich das gesamte Erziehungsprogramm, nichts anderes als eine kollektive Gehirnwäsche. Läuft alles nach Plan, so werden die moralischen Werte der Gesellschaft so unweigerlich in mir verankert.

Die Sandkastenzeit ist auch die Zeit, in der ich sehe, wie weit ich bei meinen Eltern gehen kann. Ein jedes Kind testet die Grenzen des Ertragbaren bei seinen Eltern. Wie weit kann ich gehen, bis diese so weit sind, dass ihnen die Hutschnur platzt. Dabei tue ich nicht unbedingt gutes, sondern nerve ganz schön rum. Ist aber völlig richtig und normal, denn zu erkennen, wann ich den anderen verletze, ist lebensnotwendig im sozialen Zusammensein.

Dann geht alles seinen Weg, bis ich in die Pubertät komme und merke, dass gar nicht alles so gut ist, wie die Altvorderen mir erklärten. Ich beginne erneut, zu opponieren, hinterfrage, ob das Gute heute wirklich noch das Gute sei und das kann so weit gehen, dass ich dabei Böses tue. Ich hinterfrage zum Beispiel Gesetze, die mich verpflichten, Dinge nach festgelegten Mustern zu tun.

Später folgt die Phase, wo ich ruhiger werde und selber zum großen Anderen werde, dem sich meine Kinder dann gegenüber sehen.

Inwieweit wir das Gute verpflichtend in uns tragen, ist sehr unterschiedlich. Sehe ich jemanden in einer Notlage, so fühle ich mich verpflichtet, zu helfen. Die Eltern fühlen sich verpflichtet, das Kind groß zu ziehen. Ich fühle mich nicht verpflichtet, bei jeder Spendenaktion mitzumachen. Das Pflichtgefühl hat da seine Grenzen und die werden bei jedem anders liegen.

Das Pflichtgefühl wird bei der Sozialisation in uns aufgebaut und danach durch die eigene Vernunft bestärkt.

Es bleibt dennoch die Frage danach, was das Gute ist, immer und immer wieder. Denn vom Guten glauben wir nur, dass es gut ist, es entzieht sich meist einer objektiven Bewertbarkeit. Das Gute müssen wir täglich neu erfinden, müssen es ständig hinterfragen, denn oft genug entpuppt sich das Gute später als böse.
Ich verfolge gerade noch einen Denkansatz zu "Pflicht". Es macht die Welt berechenbarer und überhaupt das Leben erst gestaltbar. Gäbe es sie nicht, wie stünde es um Verbindlichkeiten und Absprachen? "Unverbindlich lieben" kommt ja gerade erst als "Modeerscheinung" in Form von freier Liebe auf. Dabei vergessen jene allzuleicht, das man diese Freiheit mit Verbindlichkeiten auf anderer Seite erkaufen muss. Unser Leben ist dann im Gleichgewicht, wenn sich Verbindlichkeiten und Freiheit die Waage halten.

Verbindlichkeiten sind verpflichtende Absprachen, ohne sie wäre kein Arbeitsverhältnis denkbar. Welcher Unternehmer könnte etwas aufbauen, wenn die Arbeitsleistung unverbindlich erbracht würde (heute ja, morgen nein). Ein unternehmen lässt sich nur dann aufbauen, wenn die Arbeiter verbindlich erscheinen und nicht nur spontan und unverbindlich kommen und gehen - für den Unternehmer unberechenbar
Auf der anderen Seite ist es genauso. Würdest du noch arbeiten gehen, wenn es ein unverbindlichen Lohn gäbe? Vielleicht gibt es Geld, vielleicht auch nicht....

Wir brauchen zur "Planung unseres Lebens" Verbindlichkeiten, und die daraus resultierende Kontinuität der Möglichkeiten.
**e Mann
2.564 Beiträge
Hehe, als Künstler arbeiten wir oft an etwas, von dem wir vorher nicht wissen, ob hinterher jemand dafür bezahlt.
Stimmt *ggg*

Als Verliebter lernt man das Konzept der Unverbindlichkeit auch manchmal..... wenn Liebe nicht erwidert wird.


Dennoch mag ich sagen, das wir ohne die Pflicht nicht frei sein könnten.
@Romantiker474
Das Verstehen ist ein Grundproblem in der Philosophie. Es hängt davon ab, was wir unter 'Verstehen' verstehen... Wir kommen dabei an Grenzen des Verstehens. Es gibt dabei aber auch einen Grad das Verstehens. Ich persönlich erwarte nicht alles zu verstehen und ich brauche auch kein 100%-iges verstehen. Mir genügen auch Näherungen und für die Gültigkeit von Aussagen genügt auch oft nur ein bestimmter Grad von Wahrscheinlichkeit; aber dieser Begriff würde uns jetzt zu weit weg führen.

Der Kategorische Imperativ von Kant ist eine theoretische Regel für das (richtige) Handeln: Denke, dass deine (individuelle) Regel (Maxime) für eine Handlung auch einer allgemein gültigen Regel (Prinzip) entspricht (ein allgemeines Gesetzt werden könnte). Wenn sie es tut, dann handle (danach). Meine Regel, die von Schopenhauer ausgeht, ist dagegen praktisch: Denke an die Folgen einer Handlung. Wenn du diese auch willst, dann handle (so). Sie setzt einen Willen voraus, der da ist. Die Regel von Kant setzt voraus, dass der Mensch nach Maximen handelt. Beides kann man bestreiten.

Beide Regeln sind nun vielfältig problematisch. Die erste beinhaltet das Problem, eine allgemeine Regel ür alle Menschen (Prinzip) zu finden. Die zweite hat das Problem die (alle) Folgen einer Handlung zu bedenken (abzusehen).

Die erste Regel könnte sein, dass ich andere, deren Besitz ich begehre, ermorden kann (darf), wenn allgemein gelten kann (Gesetzt), dass Menschen andere ermorden können, um deren Besitz zu erhalten.

Die zweite Regel besagt beispielsweise, dass ich andere töten darf, wenn ich will, dass man mich auch tötet (hier der angenommene Fall der Existenz von Todesstrafe).

Auch hier gibt es wieder viele Probleme... Ein Problem ist aber, dass hier von Pflicht noch gar nicht die Rede war ...
**e Mann
2.564 Beiträge
Die zweite Regel besagt beispielsweise, dass ich andere töten darf, wenn ich will, dass man mich auch tötet (hier der angenommene Fall der Existenz von Todesstrafe).

Nein, das besagt sie nicht, denn das Töten wird ja nicht dadurch legalisiert.

Ich sag mal so: Mit Schopenhauer könnte ich eine Revolution machen, mit der Kant'schen Regel nicht.

Ersteres, weil dadurch das Verhalten während der Revolution, dass ja durchaus aggressiv ist, diese nicht in die Regel einfließt.

Die zweite hat das Problem die (alle) Folgen einer Handlung zu bedenken (abzusehen).


Hehe, Problem ist gut. Beide Regeln sind aufgeschrieben worden, damit der Mensch in die Zukunft schaue.

Beide Regeln sind heutzutage etwas altbacken, gehen sie doch von einem recht mechanisch gedachten Entität des Individuum aus. Jüngere Philosophen schlagen zum Beispiel vor, mal darüber zu sprechen, was man will und dann gemeinsam zu eruieren, was das Beste sei (-:

In die heutigen Philosophie spielen Kommunikation, Gruppenverständnis, soziale Netzwerke, Schwarmintelligenz, Globalität und Nachhaltigkeit eine viel stärkere Rolle als in der analytischen Art der positiven Wissenschaften vor 200 Jahren.

Das Individuum steht weniger im Interesse als die Art und Weise des Austauschs. Heute gugelt man, wie die Mehrzahl "kategorisch" schreibt und tut es auch so.
@yokowakare
Danke für deine Antwort.

Nur noch eine kurze Bemerkung. Kants kategorischer Imperativ soll eine Handlungsmaxime sein, die im Prinzip jedes Vernunftwesen einsehen können soll. Sie soll allgemeine Gültigkeit haben.

Kant weiß aber natürlich, dass wir keine reinen Vernunftwesen sind, sondern immer, oder meistens, in unserem Handeln auch von anderen Faktoren beeinflusst sind. Im wirklichen Leben handeln wir also meistens keineswegs im Einklang mit dem kategorischen Imperativ, also so, dass die tatsächlich wirksame Maxime unseres Handelns ein für alle gültiges Gesetz werden könnte.

Ich bin übrigens zu dem Schluss gekommen, dass nach meiner Auffassung nur sehr wenige Beiträge hier einen klaren Bezug zu philosophischen Fragen haben. Deshalb werde ich wieder aus der Gruppe austreten. Vor einigen Jahren war das noch anders.
normative Regulation über Emotionen
Schade das du wieder gehst.

Richtig und treffend ist deine Aussage über den Kategorischen Imperativ. Er ist haltlos, weil der Mensch nicht nur ein Vernunftwesen ist. Er hat Emotionen.

Anders aber das Normativ, immer in Übereinstimmung mit sich selbst zu handeln. Das schließt Emotionen ein und ist somit regulativ auch über das Gefühl der Angst vor beispielsweise 30 Jahre Einzelhaft.
**e Mann
2.564 Beiträge
Was tut man nicht aus Angst vor 30 Jahren Einzelhaft?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
wäre........
......ein interessantes thema,

leben als einzelhaft, ohne gewährleistung.

der geist, lebenslänglich gefangen in einem körper!

namd
Was heißt lebenslänglich? Was ist das Leben und wielange dauert es? Und wessen Leben bin ich dann verpflichtet - Dem Leben des Körpers oder dem des Geistes? Spannend wird es, wenn ich es unterscheide, und ein Primat festlege. Braucht der Körper ein Geist, ein Bewusstsein zum Leben? Ist Leben das Bewegen des Körpers, oder das, was den Körper zur Bewegung bringt?

*******alm:
der geist, lebenslänglich gefangen in einem körper!
Und da stellt sich dann eine Frage: Was kommt nach der Haft? Freiheit?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Positiv konnotiert
> 30 Jahre Einzelhaft < ist metaphorisch und meint nichts anderes als
> genügend Zeit zum Philosophieren <
*zwinker*
Das ist Ansichtssache.

30 Jahre Einzelhaft/Zeit zum Philosophieren ist der Zwang sich auf etwas bestimmtes zu begrenzen. Wenn man dieses mag, wird dieses nicht mehr als Begrenzung empfunden. Es gibt Menschen die in einer Haftanstalt alles haben, was sie brauchen.

Dennoch bedeutet 30 Jahre Einzelhaft auch eine Beschränkung, auch in diesem von dir genannten Kontext. DerEine mag sie, der Andere nicht.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Da merke ich wieder,
wie unphilosophisch ich doch bin:

Ich dachte doch tatsächlich, daß "30 jahre Einzelhaft" eine Metapher für die
klassische Ehe wäre... *smile*
Die hat statistisch eine niedrigere Haftdauer. Die Eheschließung wird heutzutage nicht mehr so stark bestraft...... *ggg*
Nicht mal mit Lebenslänglich.
*******ata Frau
28.077 Beiträge
Arno Gruen ist sich sicher: Der Mensch ist von Anfang an gut. Und wir unterliegen einem Irrtum, wenn wir glauben, das Leben sei ein einziger Kampf und es ginge ums Fressen und Gefressen werden. «Homo homini lupus est» («Der Mensch ist den Menschen ein Wolf») ist gemäss Gruen kein natürliches Gesetz, sondern ein von Menschen gemachtes und unhinterfragtes Konzept.
aus http://www.srf.ch/kultur/ges … -den-verlust-des-mitgefuehls

der gedanke, von anfang an gut zu sein,
sagt mir wesentlich mehr zu, als eine verpflichtende idee des guten in mir zu tragen *g*
Tragen wir die verpflichtende Idee des Guten in uns?
Gesellschaftspolitisch gesehen, müssen wir uns über kurz oder lang daran gewöhnen müssen, denn mit jedem Jahr wird die Anzahl der MENSCHHEIT; größer und Größer!!

ich glaube das in spätestens 50Jahren Moral-Wertevorstellungen sogar in die Gesetzgebung einfließen müssen

denn heute schon kommen immer mehr Aspekte, also Wertvorstellungen zum tragen!! Und vor allem dann wenn ein vernümpftiges Miteinander in Frage gestellt ist!
**e Mann
2.564 Beiträge
der gedanke, von anfang an gut zu sein,
sagt mir wesentlich mehr zu, als eine verpflichtende idee des guten in mir zu tragen *g*

Das Schlechte ist maßgebend für das Gute, wie das Gute maßgebend für das Schlechte ist. Die können nicht ohne den anderen.

Gesellschaftspolitisch gesehen, müssen wir uns über kurz oder lang daran gewöhnen müssen, denn mit jedem Jahr wird die Anzahl der MENSCHHEIT; größer und Größer!!

Das Wachstum lässt seit Jahrzehnten nach. Wahrscheinlich ist das Wachstum der Menschheit im nächsten halben Jahrhundert rückläufig.

ich glaube das in spätestens 50Jahren Moral-Wertevorstellungen sogar in die Gesetzgebung einfließen müssen

Da sind sie schon immer drin.
*******ata Frau
28.077 Beiträge
Das Schlechte ist maßgebend für das Gute, wie das Gute maßgebend für das Schlechte ist. Die können nicht ohne den anderen.

noch ein wenig morgenmuffeliger gedanke beim *kaffee*
gut wird schlecht, wenn es das böse/schlechte ausmerzen möchte...
eine ausgewogene mischung von gut und schlecht ist gut...
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