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SubRosaDictum
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Tragen wir die verpflichtende Idee des Guten in uns?

Relativismus
In uncle_Hs letztem Beitrag kommt es mir so vor, als ob er sagen will, dass die Idee des moralisch Guten ein Zufallsprodukt ist, das nur aus dem jeweiligen kulturellen Kontext und der Geschichte zu verstehen ist. TantraReifs Beitrag zeigt hingegen mit den vielen Beispielen, dass nichts für diesen Relativismus spricht.

Ich bin der Meinung, dass moralischer Relativismus (genau wie kognitiver Relativismus) faktisch falsch und moralisch inakzeptabel ist. Solche Ideen wurden im Poststrukturalismus propagiert, sind aber falsch weil selbstwidersprüchlich und sie lassen sich auch empirisch in der Geschichte menschlicher Kulturen nicht belegen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Moralischer Wandel
aber falsch weil selbstwidersprüchlich und sie lassen sich auch empirisch in der Geschichte menschlicher Kulturen nicht belegen.

Ich stütze mich dabei auf eine Epoche vor ca. 70 Jahren, aus unserem Kulturkreis, indem die Aulöschung ganzer Völker keine moralische Entrüstung hervorrief und, das sollte nicht vergessen werden, von einem Großteil der Bevölkerung sogar befürwortet wurde.
*********r474:
Kann Domsub oder sonstwer mir erklären, was die Ermordung eines Andersgläubigen durch den IS mit Altruismus zu tun haben könnte. Ich versteh's echt nicht. Wer verhält sich da altruistisch und warum?

Das kommt aus dem Glauben, das die Welt ohne den Anderen (in diesem Fall u.a. der Nichtgläubige aus dem Land der Kapitalisten) eine Bessere wäre. Dies machen sie jedoch nicht nur für sich, sondern auch für alle Muslime, die in ihrem Gebiet zu Hause sind. Da kommt dann auch der Altruismus ins Spiel.

Dies ist eine Denkweiseund eine Ausformung des Altruismus, die uns völlig verquer scheint. Das sie selbst bei Europäern möglich ist, zeigt der Beitrag von Uncle mit dem Verweis auf die nationalsozialistische Zeit unseres eigenen Landes.
Einzelbeispiele
sagen nicht viel und seien sie noch so monströs. Krieg und Vernichtung gab es leider schon immer, aber eben auch und in der ganz überwältigenden Mehrzahl das Gegenteil. Gerade die Tatsache, dass es Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt gab und gibt, zeigt ja die Alternativlosigkeit des Prinzips des sittlich Guten, nämlich Werte und Tugenden immer wieder neu zu leben, Frieden, Recht, sozialen Ausgleich, Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit unermüdlich anzustreben. Und ich meine, das gelingt auch jeden Tag - wenn auch von manchen unbemerkt - auf diesem Planeten, in den Familien, unter Freunden, Schulen, Universitäten, Vereinen, in sozialen Einrichtungen, Krankenhäusern, Arzt-, Psychologie- und Anwaltspraxen, Gerichten, Betrieben, der Politik, in Kirchen usw. usw. usw. Natürlich gibt es auch das Gegenteil. Aber wer das Gute in und um uns nicht sehen kann und nicht spürt, der ist natürlich arm dran.

Vielleicht öffnet dieses Gleichnis von Tauler, das ich sehr liebe, manche Augen (Wer sich daran stört mögen den religiösen Hintergund ausblenden):
Das Pferd macht den Mist im Stall, und obgleich der Mist einen Unflat und Stank an sich hat, so zieht dasselbe Pferd doch den Mist mit großer Mühe auf das Feld, und daraus wächst sodann schöner Weizen und der edle, süße Wein, der niemals wüchse, wäre der Mist nicht da. Also trage deinen Mist – das sind deine Gebrechen, die du nicht abtun, ablegen noch überwinden kannst – mit Mühe und mit Fleiß auf den Acker des liebreichen Willens Gottes in rechter Gelassenheit deiner selbst. Es wächst ohne allen Zweifel in einer demütigen Gelassenheit köstliche, wohlschmeckende Frucht daraus.

Johannes Tauler (um 1300 - 1361), Straßburger Dominikaner und Mystiker, möglicherweise Schüler Meister Eckarts

****e_H Mann
8.282 Beiträge
Bis auf
... der ist natürlich arm dran.
wird ja an dem Beitrag überhaupt nichts bestritten.
*fiesgrins*

Nur die Frage war anderslautend . Wieso sollte man sich etwas gegenüber verpflichtet fühlen, das nach Lust und Laune relativierbar, umkehrbar oder modifizierbar ist ?
Wo sollte
zum Beispiel Recht "nach Lust und Laune" relativierbar im Sinne von beliebig sein? Wo sollte Frieden in diesem Sinne relativierbar sein? Wo sollte Sicherheit relativierbar sein? Wo sollte Freiheit relativierbar sein? Nochmal 1984 von George Orwell lesen? Man darf nicht die propagandistische Umwertung der Werte mit deren Wertlosigkeit verwechseln.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Wie soll ich das denn anders erklären, als ich es mit Beispielen schon versucht habe ?

Das Gute ist ein individuell relativierbarer Begriff. Relativierbar bis hin zum Bösen.

Und was kommst du jetzt auf einmal mit Freiheit daher?
Ein Begriff der nicht nur schon viele andere Threads ausfüllte, sondern schon fast für sich eine eigene Sparte der Philosophie darstellt.
Friede? Da läuft gerade was über Krieg im Forum.
*******eif:
Gerade die Tatsache, dass es Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt gab und gibt, zeigt ja die Alternativlosigkeit des Prinzips des sittlich Guten

Warum passiert es dann, wenn es doch eigentlich aufgrund der Alternativlosigkeit des Guten eigentlich nicht hätte passieren können. Gerade ISIS und Boko Haram, als auch die Ukraine zeigen doch, das es eine Alternative zu Frieden gibt. Da WIR sie nicht bevorzugen steht auf einem anderen Blatt. Wie sonst hätten die weltkriege überhaupt entstehen können, wenn nicht aufgrund der Alternative zum Frieden.

Nochmal: Das wir es heute anders sehen ist schön, aber weder selbstverständlich, noch alternativlos.
*******eif:
Ich glaube nicht, dass Moral auswechselbar ist
wie ein Hemd und je nach Landstrich oder Kalenderblatt wechselt. Das Ziel des Guten ist in allen Zeiten und überall präsent.

Doch ist es. Das Gute kann total unmoralisch sein. Und die Moral muss nicht gut sein.

• Sexualmoral, Moral bzgl. sexueller Orientierung, Moral bezüglich Lebensgestaltung, Kleidung (nicht zuviel Ausschnitt.....), Moral bezüglich der Art von Beziehungen. Moral bezüglich der Wertung fremder oder/und andersfarbiger Menschen, Moral im Hinblick auf Stand in der Gesellschaft.

Es ließe sich fortfahren. Moral ist ein Prozess, kein feststehendes Ding. Das Gute jedoch, in dem Sinne den du meinst, ist jedoch nichts, was einem Prozess unterliegt.
Du solltest Moral und das Gute trennen. Propheten in der Bibel starben, weil sie wahrscheinlich gut, aber unmoralisch handelten.
Si
tacuisses philosophus manisses.
Повторите пожалуйста по немецкий?
Gerne
Если вы молчали , вы былифилософ остался.
Deutsch ist vorgeschrieben
Bin kein Moderator, aber darf ich daran erinnern, dass Deutsch die vorgeschriebene Sprache für alle Beiträge ist.
*********r474:
Deutsch ist vorgeschrieben
Bin kein Moderator, aber darf ich daran erinnern, dass Deutsch die vorgeschriebene Sprache für alle Beiträge ist.

*knicks*

denn der Startbeitrag war schon unerklärlich

und Russisch ist für mich dazu passend, auch ein tolle Sprache
Ah, danke.

Tantra meinte: Wenn sie stillen sind, können sie ein Philosoph geblieben.


Was sagt uns das? Mir nichts.
Seltsam
Ich hatte vor einigen Minuten einen Beitrag zum Begriff des Altruismus geschrieben und ihn sogar hier irgendwo als 'Vorschau' gesehen. Erschienen ist er aber noch nicht. Wird er erst vom NSA überprüft?
mir sagt es *nixweiss* doch dafür bekomme ich sogar ein *danke*

*kopfklatsch*
@domsub
Цель жизни все хорошо . Сообщение от русского Льва Толстого
Zweiter Versuch
Das hatte ich @ Domsub geschrieben:

Ich kann angesichts dieser seltsamen Logik nur empfehlen, sich mal über die Bedeutung des Wortes Altruismus schlau zu machen.

Meines Wissens hat noch nie ein Mensch, der weiß, was 'Altruismus' bedeutet, behauptet (außer Domsub?), die Ermordung von Menschen sei altruistisch, wenn dadurch andere Menschen einen Vorteil haben oder die Welt für sie besser wird. Das ist wirklich abenteuerlich.

Zusatz: man könnte das wohl nur als eine höchst unmoralische und radikale Form von Utilitarismus bezeichnen.
Tja, wenn es auf russisch auch nicht klappt,
dann muss ich die Hoffnung wohl aufgeben. Aber vielleicht liegt es ja auch gar nicht an der Sprache.
ich fände weitere Post in anderen Sprachen noch erheiternder
sollte dann dem Turm *blabla* entgegen kommen
sollte vielleicht eher zum Soffaaaa wandern
****e_H Mann
8.282 Beiträge
'morbus hermeneuticus'
= krankhafter Auslegungszwang.
*g*

Der Utilitarismus kann durchaus, da er auf eine Vergrößerung des Gemeinwohls abzielt, auch als Altruismus oder universalistische Moraltheorie bezeichnet werden.
@uncle_H
Ich weiß nicht, was der Hinweis auf den sogenannten morbus hermeneuticus hier besagen soll.

Gewiss ist der Utilitarismus eine universalistische Moraltheorie, wenn auch sehr umstritten gegenüber den nach-Kantischen, deontologischen Ethiken.

Aber das heißt noch lange nicht, dass die Ermordung Andersgläubiger sich auf eine utilitaristische Moral berufen kann.

Altruismus hat übrigens immer etwas mit Selbstlosigkeit zu tun.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Vermutlich ...
... sind hier mal wieder einige in die "Ich-erkenne-Ironie-nur- wenn-der-Button-vorangestellt-ist"-Falle getappt. Danke @****ub, ich habs verstanden :-).

Ich finde es spannend, wie der "Andere" oder die "Anderen" konstruiert werden - jene Anderen, gegenüber denen wir uns nicht "gut" zeigen müssen.

Ganz oberflächlich sind die anderen jene, die unsere Glaubenssätze nicht teilen - die, die nicht glauben, das Gott, sein Sohn und sein Vater einer oder drei sind; die die nicht glauben, dass Gottes Name nicht ausgesprochen werden darf; die die nicht glauben, dass die Arbeiterklasse die Klasse ist, der sich alle unterzuordnen haben; die, die nicht glauben, das Bier auf Wein betrunkener macht als Wein auf Bier.

... (Die stehen für einige Reflexionen, die jede/r hier selbst machen kann.)

Wenn es uns also gelingt, weniger zu glauben und mehr zu wissen, dann werden wir vielleichter "guter"?
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