Toleranz als philosophischer Grundbegriff
Ich möchte den Begriff nur von der philosophischen Seite betrachten. Worauf bezieht er sich und was bezeichnet er? Er bezieht sich zunächst auf das unterschiedliche (verschiedene) Denken und Handeln des Menschen. Die Menschen sind untereinander nicht gleich, sondern verschieden. Das entspricht unserer Erfahrung. Wir bemerken, dass der andere anders ist: Er sieht anders aus und.... - er sagt etwas anderes, er hat zur gleichen Sache eine andere Meinung als wir. Der andere sagt und denkt etwas anderes als wir; er verhält sich unter gleichen Umständen anders. Das bemerken wir von Anfang an. Ein Subjekt steht einem Objekt gegenüber, dass wiederum eines (anderes) Subjekt ist usw.
Dabei bedingt die Möglichkeit eines Menschen, etwas anderes zu sagen oder zu tun, als der andere, zugleich auch die Notwendigkeit das verschiedene (unterschiedliche) des anderen gelten zu lassen. Er nimmt es dabei notwendig und zugleich in völlig natürlicher Weise
'in Kauf'.Das entspricht der Natur wo sich alles unterscheidet und wo eine großen Verschiedenheit (Unterschiedlichkeit, Manigfaltigkeit) herrscht. Das ist das grundlegende (quantitative) Merkmal der Welt. Es wird wenige geben, die diese Tatsache in Abrede stellen wollen.
Würde der Mensch die Verschiedenheit nicht gelten lassen oder nicht annehmen, würde er nicht mit der Welt leben, sondern gegen sie eingestellt sein. Er würde damit überhaupt nicht in sie hinein passen, er könne nicht in ihr leben, sondern würde untergehen. Der Mensch bedarf der Natur und des anderen Menschen. Er ist ein Teil der Gesellschaft. Nur in der Gemeinschaft mit der Natur und den anderen - die anders sind als er - kann er leben. Er bedarf zumindest anderer Wesen zur Ernährung (Pflanze, Tier) und zur Fortpflanzung und damit zu seiner Erhaltung. Dabei bildet er mit der Natur insgesamt eine Einheit.
Die Frage nach der Toleranz stellt sich also als Frage nach dem Verhalten des Menschen oder seine Haltung in Bezug auf diese Verschiedenheit.
Gleichzeitig hat sie dabei einen Grad, es gibt Abstufungen. Die Unterschiede sind in ansteigendem Maße vorhanden. Es gibt geringe, mittlere, …. große und ganz Unterschiede (Verschiedenheit). Danach richten unterscheidet man Haß, Ablehnung, Mißbilligung, Billigung,
Toleranz, Achtung,
Akzeptanz, Wohlwollen, …., Zustimmung, Übereinstimmung, Begeisterung, Verehrung ('Vergötterung'). Wenn wir noch weiter Attribute wir absolut, völlig oder total hinzufügen erhalten wir sogar eine noch feinere und deutlichere Skalierung dieser verschiedenen Haltungsdispositionen.
Die Verschiedenheit hat ein positives und ein negatives Moment. Durch die anderen Eigenschaften kann er andere Menschen als Mittel für seine Zwecke benutzen, so wie er einen besseren Schützen als er selbst zur Jagd auf Tiere gehen lässt. Er selbst treibt im Unterschied Flötenspiel zur Freude der Frau des Jägers. Die Frage des Ausgleichs, also die Ökonomie, als auch die Psychologie soll hier außer Betracht bleiben. Das ist das positive Moment
Das Gegenstück bilden negative Momente. Der Mann erlebt im Bereich der Handlung wie seine Frau etwas anderes in der Freizeit treiben will als er. Sie will in die Sauna gehen und er möchte zu Hause bleiben. Somit können sie nicht etwas gemeinsam unternehmen. Die verschiedenen Vorhaben wären von jedem zu tolerieren. Toleranz entsteht also aus einem Konflikt.
Das negative Moment als Beispiel bei Verschiedenheit im Denken liefern am besten die entsprechenden Beispiele bei Beiträgen hier im Forum. Viele Beiträge lassen eine unzureichende Toleranz im Denken erkennen.
Ich hoffe also gezeigt zu haben, dass dieser Begriff im philosophischen Sinne sehr ursprünglich (elementar) ist und sich nicht zwangsläufig in der oberflächlichen Verwendung in der Gesellschaft, wie z.B. wenn man von Toleranz gegenüber anderen fremden Kulturen spricht, erschöpft.