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zivilisation,

*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
zivilisation,
was ist das eigentlich?

egon friedell sagte, zivilisation ist reichtum an problemen.

kann es eine allgemeingültige erklärung der zivilisation geben oder sind wir in unserer westlichen sicht zu tunneldenkend?

frei nach dem motto, was dem einen sein uhl ist dem anderen sein nachtigal.

oder ist gar unsere zivilisation eine illusion die uns die industrie vorgaukeln möchte?

ein volk wohltemperierter idioten ist machbar.

aber bitte ganz zivilisiert!

calm*wink*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Zivilisation wirkt wie bei einem alten Gaul die Trense und das Geschirr: Er spürt es auch, wenn er es gar nicht trägt.

Zivilisation ist das Gesamtgewicht der Masse Mensch, das der einzelne trägt. Wäre es anders, würden wir aussterben.

Positiver: Zivilisation ist ein anderes Wort für Kommunikation und Konsens. Auch wenn um uns Schweigen herrscht, spricht sie in unserem Kopf.
Re
Stimmt ,Reichtum an Problemen,hausgemachte.Wo wir beim Sein wären!
Was heißt Civil?
Alltagsspruch Zurück in der Zivilisation
Mit Handy,Laptop,Mac Donalds etc.
Alltäglich?
Normal
Was ist normal?
Ich persönlich liebe die Ruhe und die NatürLich manchmal weg von der Zivilisation,aber nicht nur,denn die gehört zum Leben dazu.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Die Zivilisation ist die menschliche Entwicklungsstufe auf dem Weg von der Barbarei zur Dekadenz.
Cives
Cives,lat, der Bürger in er Civitas. der Stadtgemeinde.
Wenn so was oft vorkommt nennt man das Zivilisation
zivilisation ist,
wenn man seit gestern mittag mit messer und gabel isst, und abends schon sich höher gestellt fühlt, als die, die mit säbel und hand essen.
so jedenfalls ließe sich ein gutteil von norbert elias' buch hierzu eindichten.

vielleicht sollten wir gleich zu beginn die schnittmengen zur kulturfrage klären (von der in der gruppe nicht genug geschrieben werden kann), damit das nicht wieder auf seite sieben eine schlaufe bis seite seite achtzehn produziert.
oder ist die schlaufe selbst ein indiz für zivilisatorische rückkopplungsmechanismen, wie mir scheint? beobachtung und beobachtung der beobachtung, verschriftung resp. andere konservierung (museen sind konservatorien), und möglichst polychrome nachbildung, interpretation und paraphrasierung der beobachtung.

und was wird beobachtet, in der zivilisation? die tools. vom meißel bis zur app.

im veralteten (alter ist auch eine funktion der werkzeuge) sprachgebrauch ist das gegenstück zur zivilisation die barbarei. gibt's rein korrektpolitisch wohl nicht mehr, aber ich sehe barbaren in warteschlangen, in bahnzügen, mitten auf dem gehweg.
daher schreibe ich, zivilisation ist gärtnerei (nix neues), und zu ihrer disziplin (ebenfalls ein zuwort der bedeutungswolke) gehört die gegensätzlichkeit von kraut und unkraut. und in der nächsten beobachtungsschlaufe, die relativierung dieser gegensätzlichkeit.

alter wein in neuen schläuchen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Darf ich voraussetzen, dass wir alle kurz die wiki-Seite überflogen haben, um uns semantisch bei den Kernbegriffen und der relevanten Literatur ein wenig zu synchronisieren?

Als Zivilisation (von lateinisch civis ‚Bürger‘) wird eine menschliche Gesellschaft bezeichnet, bei der die sozialen und materiellen Lebensbedingungen durch technischen und wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht und von Politik und Wirtschaft geschaffen werden.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisation (4.6.2015)

Statt "geschaffen" hätt ich da gern lieber "geregelt" bzw "organisiert".
Schaffen im schwäbischen Sinne täte eher die Arbeiterklasse.

Ich habe Elias nie gelesen. Mag das mal jemand kurz und wikikritisch zusammenfassen?

Von Spengler ist mir nachhaltig der Begriff des "faustischen Seelenflugs" und sein diesbezüglicher Verweis auf die gotische Architektur des Kölner Doms in Erinnerung geblieben.

Ja, so sind wir "Westler:"

Immer auf der Flucht vor unserem erbsündigen Selbst, nearer to thee my God up there in the sky. Ständig dem Größenwahn universaler Allmacht und Geltung zustrebend, mithin andere Zivilisationen "definieren" - i.e. in ihre/unsere Grenzen weisen - wollend. Zunächst mit der Mayflower über den Teich, dann von dort mit den Kuhherden gen Westen und nach einem kurzen Abstecher auf den Mond hinein in die virtuellen Wolken, wo wir uns immer schneller immer hektischer in immer kürzeren Taktzyklen am Ende in einer Gödel'schen Schleife verheddern respektive aufhängen, bis der Prozessor die Temperatur des Fegefeuers erreicht und mir trotz aller Ästhetik der initialen Anlage ebendiese faustische Seele völlig die Satzrhythmik zerlegt, weil ich ... Turings Halteproblem passt perfekt zu Spenglers Metapher.

Mit ein paar Yogasitzungen kriegen wir das nicht in den Griff. Das sitzt tiefer.
das sitzt tiefer.[/

wie man' s nimmt. vielleicht hängt es nur lose drüber.
zum nachhaken zu elias bleibt mir jetzt keine zeit, das überscrollen des wiki-artikels dazu ebrachte ein nicken, gleichwohl habe ich dem thema vor satten 15 jahren tiefer aufgesessen. die stichworte "rationalisierung, psychologisierung, tabuisierung" blinken auf, das werk entstand 1939, was man ihm anmerkt, ohne ihm zu schaden. dass elias die nazizeit als entzivilisierend bezeichnet, ist schlüssig.

in der tat, jin: es ist an dem ding ein emanzipatorischer gestus. was vormals der adel war, soll das bürgertum werden, immer weiter auf einer imaginären höherkarätigen ziselierachse der humansubstanz. also ein absondern vom ursprünglichen.
das fetteste schlagwort an elias, meine ich, ist (etwa): "nach oben buckeln, nach unten treten". wer mag, kann die quelle hinzusuchen.

mal was anderes: was soll das, diese einblendung oben,
der club sei gespannt auf unsere beiträge?
darf ich um lätzchen und löffelchen bitten, damit ich damit auf den schirm sabbernd trommeln kann? grauenvoll, diese gängelei.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
vielleicht sollten wir gleich zu beginn die schnittmengen zur kulturfrage klären

Insofern Kultur und Zivilisation doch als Synonym gelten, wäre es angebrachter darüber zu philosophieren, worin sie sich unterscheiden könnten.

Ich kenne zwar den Grund dafür nicht, aber mir ist es augenscheinlich, daß innerhalb des menschlichen Distinktionsverhaltens, oder auch zur Aufwertung des Ego bestimmten Äußerungen,( welche eher paraphrasierend sein sollten), 'das sei ein unzivilisierter Mensch' viel härter wirkt, als die Definition ' das sei ein unkultivierter Mensch'.
Warum ist das so ?
Unkultiviert=nur roh
Unzivilisiert= Nicht zur Gesellschaft/Zivilsation dazugehörend.


Zu früheren Zeiten endete die Kultur als auch die Zivilisation dort, wo die höfische Kultur endete. Selbst der Bauer im Nachbardorf war bereits unzivilisiert. Hatte er doch keine passende Tischmanieren, konnte kein französisch, und wohnte dort wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
@ domsub
Daraus ergäbe sich der Schluss , daß unzivilisiert eher eine räumliche Distanz beschreibt,-nicht in der Burg seiend, wohingegen unkultiviert auch die Schwiegermutter, mit ihren fettigen Haaren aber dennoch in der Nachbarschaft wohnend, sein kann.
Ja, das denke ich ebenfalls. fast zumindestens.

Unzivilisiert ist dann weg von dem Umfeld was man "Zu Hause" nennt - Weg vom Hofe- immer und zu jeder Zeit. Unkultiviert ist eher eine Tat, nicht die Person. Oder besser gesagt: Unkultiviert ist die Person ausschließlich Moment einer Tat, welche wir nicht als dem Hofe würdig bezeichnen.

Während unzivilisiert eine zeitlose Komponente hat, hat Unkultiviert eine den Anschein auf einen bestimmten Moment hin ausgerichtet zu sein.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Boah, ey
Heute Houellebecq's "Unterwerfung" gekauft und innerhalb weniger Stunde fast vollständig verschlungen.

Er entwirft dort eine sehr facettenreiche Nahzukunfts-Vision zur politischen Entwicklung in Frankreich. Als ersten Berührungspunkt zum threadthema möchte ich erwähnen, was ja heute schon Realität ist: Dass sich die nationalistischen Parteien der einzelnen Länder europaweit vernetzen, um in Brüssel gemeinsam auf eine Auflösung der EU hinzuwirken. Auf den ersten Blick ein absurdes Treiben von Selbstabschaffung, das genau deshalb von den Medien massiv unterschätzt wird.

Nationalistische Bewegungen ernähren sich primär von Ausgrenzung und Xenophobie. Auch der Franzose und der Engländer sind hierzulande Ausländer. In dieser Kleinkariertheit geben sich diese Bewegungen in der globalisierten Welt der Lächerlichkeit Preis. Gelingt es diesem Netzwerk aber, das Wir-Gefühl weg von der Ebene der Kultur der eigenen Nation hinauf auf die Ebene der Zivilisation zu bringen, wird das eine ganz andere Nummer.

Diese Bewegung hat noch keinen Namen und noch keinen Führer, aber sie ist definitiv da. Ihre Ausgrenzung artikuliert sich anti-islamistisch, was uns gleichfalls absurd erscheint, weil der Türke ja zur Nato gehört, keineswegs von Wien steht und seinen Zweitwohnsitz in Berlin ordnungsgemäß angemeldet hat.

Für Spengler beginnen Zivilisationen mit einer an Stammzellen erinnernden Plastizität und enden in einem Prozess der Erstarrung. Diese letzte Phase nennt er Cäsarentum. Sie ist von großer militärischer Macht und sehr autoritären Herrschaftsstrukturen, aber eben auch mangelnder Flexibilität geprägt. In der Rezeption Spenglers wird dies häufig so interpretiert, dass er Hitler und Stalin vorhergesagt habe. Spengler selber verortet diese Phase allerdings für das untergehende Abendland ins 21.-22. Jahrhundert, was sehr gut ins o.g. politische Schema passt.

Diesen cäsarischen Habitus habe ich immer bei G.W.Bush d.J. gesehen.
Allerdings schon gepaart mit debiler Dekadenz, was nicht so ganz passte.
*******enza:
In dieser Kleinkariertheit


Diese Kleinkariertheit ist Teil der eigenen Identifikation. Wenn wir gelernt haben uns anderweitig zu identifizieren wird auch diese Kleinkariertheit wegfallen - automatisch und von ganz alleine.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
@domsub
Wenn wir gelernt haben...

wen meint ihr jetzt mit wir und wie viele seid ihr eigentlich?
"Wir" sind in diesem Fall die Mehrheit der Bevölkerung, zu der wir beide nicht zwingend gehören müssen, aber können.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
zu der wir beide nicht zwingend gehören müssen

hierbei wiederum meint "wir beide" die beiden Elementarteilchen des DomSub-Paares?

Elias:...das überscrollen des wiki-artikels dazu ebrachte ein nicken

hatte vergessen, mich hierfür zu bedanken, denn da ich Deinem Urteilsvermögen vertraue, muss ich Elias vorläufig nicht vertiefen.

Unkultiviert=nur roh
Unzivilisiert= Nicht zur Gesellschaft/Zivilsation dazugehörend.

Womit wir als quantentheoretische Mikrokategorie gleich auch noch den Hobel einführen können. Ein ungehobelter Mensch, ist jemand, der zu wenig Sex hat und die Politik zur Triebabfuhr missbraucht. Überwiegend männlichen Geschlechts.

Zivilisation wirkt wie bei einem alten Gaul die Trense und das Geschirr: Er spürt es auch, wenn er es gar nicht trägt.

Dies war übrigens ein sehr weises Kleinod und eine ähnliche Erkenntnis für mich persönlich vor Jahren jener Minimalstimpuls, der den Wiedereintritt in die Umlaufbahn der Kirche möglich machte.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Immerhin erhebt sich wenigstens der 'ungehobelte Mensch' aus beiden definitorischen Spezifikationen, sowohl der Kultiviert- als auch der Zivilisiertheit.
*******enza:
hierbei wiederum meint "wir beide" die beiden Elementarteilchen des DomSub-Paares?

Nein. Das meinte ich nicht.
Elezivkut
Ich bin für elementare Zivilkultur de Elementarteilchen.
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