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Das Netz-Freiheit Paradoxon

****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Das Netz-Freiheit Paradoxon
Nehmen wir diese Allegorie als Schwimmhilfe um da weiterzumachen, wo wir zuletzt immateriell anlandeten.
Das erspart mir auch eine lange Einleitung und da Jin zuletzt die Temparaturen ins Spiel brachte, kann es vergnüglich ja nur im und auf dem Wasser weitergehen.
Danke
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Für eventuelle Neueinsteiger
Ok, das war vielleicht doch ein bisschen zu wenig Futter. *g*
Das Thema handelt nach wie vor vom: Mensch und Sein in der Welt.
Das Mark des zuletzt untersuchten Knochens im vorherigen Thread substanziell : Die Veränderungen des Menschseins unter den Bedingungen neuer Kommunikationsmethoden als Folge der elektronischen Revolution.

Weil aber die Fischgräte assoziativ weitaus zögerlicher und vorsichtiger aufgenommen wird, als der Knochen, kann das Thema 'technologische Evolution' nicht nur euphemistisch, positiv bejahend, sondern auch aus dem Licht einer möglichen evolutionären 'Totast-Entwicklung' beleuchtet werden.
Wir wandern im literarischen Hintergrund von der ehem. Tschechoslowakei einfach über die Grenze nach Polen.
Ich empfehle als Aperitiv im Internet den Artikel :
http://www.heise.de/tp/artikel/2/2048/1.html

ist in 10-15 min durchgelesen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Danke für den Ball. Was für ein Zufall, dass ich gerade in den letzten Wochen Lem's "Summa Technoloieae" neben dem Bett zum Schmökern hatte (die Erstlektüre liegt 30 Jahre zurück).

Im Interview klingt Lem recht depressiv und teilweise sogar schon etwas wirr.
Das ist schade.

Ich konnte mir beim Lesen zwischendurch kaum vorstellen, dass das Interview tatsächlich schon 1996 stattgefunden hat. Meine ersten Modem-Experimente datieren zwar auch etwa in die Zeit, aber waren da Kinderpornographie oder Schwarmintelligenz wirklich gleich schon Thema? Vermutlich ja, und meinem Hirn droht ein ähnliches Schicksal wie Lem, oder es ist halt die Hitze.

Die Summa Technologiae sind 1964 (!!!) erscheinen und was mich echt umgehauen hat, waren Lem's Bemerkungen zu den Heuristiken bei Schachcomputern. Die kamen erst um 1980 herum auf den Markt. Man sagt, die Rechner-Hardware der Apollo-Kapseln sei kaum leitsungsfähiger gewesen als der C64.

1960 baute IBM den IBM 1401... 1962 lieferte die Telefunken AG die ersten TR 4 aus...
https://de.wikipedia.org/wiki/Computer#1960er

Die IBM 1401 gab es mit unterschiedlichen Speicherkonfigurationen (1,4K, 2K, 4K, 8K, 12K oder 16K). Ein Byte war sechs Bit lang und hatte noch ein Parity-Bit, ein zusätzliches Bit im sog. "Wortmarkenkanal" diente zur Wortbegrenzung (Variable Wortlänge).

https://de.wikipedia.org/wiki/IBM_1401

Der [TR 4] war ein binär arbeitender Parallelrechner mit Halbleiter-Schaltkreisen mit einer Taktfrequenz von 2 MHz. Als Hauptspeicher besaß er einen Ferritkernspeicher mit 28.672 Worten und einen Festspeicher mit 4096 Worten zu je 50 Bit (davon 2 Bit Typenkennung ähnlich wie bei seinem Nachfolgemodell TR 440), das entspricht etwa 0,2 MB.

https://de.wikipedia.org/wiki/TR_4_%28Rechner%29

Lem ist also Anfang der 60er bei der Entwicklung der ersten kommerziellen digitalen Rechnern ganz eng am Puls der Zeit, genau wie 96 in Bezug auf das www, winkt aber nach 30 Jahren nur noch müde ab. Im Gegensatz zu Flusser.

Was ich mich frage ist, wo wir eigentlich stehen. Wir diskutieren diese 20 Jahre Technik-Entwicklung in der Rückschau. Das ist immer wesentlich leichter als Technologiefolgenabschätzung in die Zukunft. Wie sinnvoll ist es überhaupt, dies noch weiter in die Zukunft extrapolieren zu wollen? Wo sind die frischen Zweige an diesem halbtoten Ast? (Und warum habe ich fünf Minuten gebraucht, um zu dechiffrieren, dass Totast kein Tippfehler und nix zum Essen war?)

Hat auch nur eine(r) von uns das Gefühl, an irgendeinem technologischen Durchbruch so eng dran zu sein wie diese beiden Mitte der 90er?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Der zweitwichtigeste Deutsche im NASA Raumfahrtprogramm, Jessco von Puttkammer meinte in einem kürzlich gesendetem Bericht sie hätten anfänglich tatsächlich nur einfache Additionsmaschinen (allerdings elektrisch betrieben) zur Verfügung gehabt, aber wären damit durchaus im Stande gewesen ballistische Flugbahnen genau zu berechnen.
Lem redet tatsächlich viel wirres Zeug daher, vor allem in politisch soziologischen Anschauungen ist es spekulativ.
Dafür gefällt mir der Satz von der irdenen Gebundenheit des Menschen, die den realen Griff nach den Sternen wohl verhindern wird.
Auch seine Belletristik in seinen Zukunftsromanen bleibt immer auf die Erde zurückkehrend.

Solaris als Film (in der 1.Version, der Russischen von Tarkowski) ist für mich noch immer einer der unter die Haut gehenden Science Fictions.


Vernichtende Visionen
Dieser Filmausschntt ist derart grauslich, dass ich ihn trotz der kurzen Zeit nicht zu Ende schauen konnte. Er handelt von dem zu Ende denken des Homo Ökonomikus und der Unterordnung des Menschen unter die Naturwissenschaften. Eine schreckliche Theorie, die nicht wahr ist. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Das Pardoxon ist ein Konstruktionsmerkmal unserer Welt, aber nicht im isilierten Denken der Ratio.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
*********rjou:
Dieser Filmausschntt... handelt von dem zu Ende denken des Homo Ökonomikus und der Unterordnung des Menschen unter die Naturwissenschaften.

Wann hast Du eigentlich zuletzt Dein Anti-Viren-Programm aktualisiert?

-----------------

Ich wünschte, folgenden Filmausschnitt gäbe es mit dem Ausruf "Trojaner:"


****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Im Ozean des Bewußtseins macht ein hölzernes Pferd ja wenig Sinn, müsste dann in der Analogie eher ein Beluga Wal sein.
Gruß von der Ostsee
eine frage des bewusstseins, ob man zum zeitpunkt X mit den gegebenen koordinaten etwas anfangen kann, oder nicht. eine synkope, als verschiebung des taktschwerpunktes, kann sowohl initialisierend als auch inhibierend wirken.

ich befinde mich im moment bei der werkzeugfrage, und suche nach einem schema für die abstrakte darstellung der machbarkeit. muss nur noch etwas am gedanken feilen.

die historizität ist für die betrachtung, systematisierung und abstraktion bedeutend. für den kreativen, innovativen akt nicht. wir können intuition, mutation und spirit gleichsetzen, so lange es nur darum geht, zum zeitpunkt X wahr zu nehmen und schlüsse zu ziehen.
historizität und impuls können in einem einzigen filmschnitt zusammenfallen, dessen kürze oder einmaligkeit die zeit doppelt verneint und komprimiert.
wie in der affenszene in "2001. Odyssee im Weltraum".
man beachte im folgenden die befüllung des monoliths mit materieller kultur.


****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Wenn wir durch ein Fenster blicken vor dem eine Jalousie hängt, deren Lamellen halb geöffnet sind so ist es streng genommen nur ein halbes Bild was wir dahinter erblicken.Wie eine optische Interferenz.
Aber wir sind in der Lage mit Hilfe der Phantasie das Bild zu vervollständigen.
Die Phantasie interpoliert aus Erinnerung und Logik zu etwas das wir für wahr halten. Je nach Geschlossenheitsgrad der Lamellen für ein mehr oder weniger wahres Bild.
Trotzdem findet die Phatasie keinen Eingang und Wert zur Religion, zur Wissenschaft und auch zur Philosophie.
Den einzigen Platz innerhalb der geistigen kulturellen Immaterialität findet die Phantasie in der (Ausgeschlossenheit) der Kunst der Vorstellung.
Das immense Erinnerungspotential der Maschine in Verbindung mit gnadenloser Logik lieferte bei gleicher Interpolationsanforderung zu viele Optionen als daß sie daraus eine einzige wahre Entscheidung treffen könnte.
Die von Flusser geforderte Alphabetisierung des Menschen zur Maschinenlogik reicht also nicht aus um in den Maschinen eine Konkurrenz zum Menschenleben zu entdecken. Dazu müssten in der Maschinenentwicklung eben auch Künstler mitwirken um ein Optionsbremse zu integrieren.
...

dieser beitrag besteht aus zwei teilen. das foto lud ich eben vom handy hoch, den text füge ich übers pad ein. weil das pad mit dem telefon nicht kooperieren will. weil ich die app nicht habe dazu.
und jetzt muss ich schnell speichern, damit das kittet.

das ist maschinenlogik.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Ich seh' den Baum, der Computer Strich , leer, Strich ,leer,....
*grins*
ich seh beides, und noch viel mehr.
das mit der optionsbremse bitte ich noch erklärt zu bekommen.

die phantasie ist doch mein ding. das, was ich mit dem mache, was mir die maschine gibt. nachdem ich sie gefüttert habe. die maschine ist ein elektronischer regenwurm, der mir die art kultur ausspuckt, zu der man ihn in der lage zu sein programmiert hat.

wir haben mehrere decodierungsstufen, unzählige phantastufen. die welt, ihr abbild, ihr nebeneinander, dessen optionale vielfalt und verfügbarkeit.
dass der baum der baum ist, ist klar. weltrekonstruktion und spiegel, gegenentwurf und negativstanzung, alles malgenommen und wurzelgezogen ist kunst.
aber du flüsterst mir durchaus in mein raunen, denn die auslassung ist das, was mich beschäftigt. die auslassung als rhythmisierung und phrasierung, die auslassung als platzhalter für die welt.
wir reden immerzu von sprache.
ohne konsens geht es nicht. so lange die maschinen nicht eine eigene sprache entwickeln, sind wir herr im haus. sollten sie das tun (die filmvorschauen auf den dvd s zeigen mir aktuell eine flut an solchen cyberigen, androidalen konstrukten), werden programmierkünste wirklich notwendig.

die translationsleistung ist auf unserer seite aber immer phantasie. in der philosophie und religion erst recht.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Aber wir sind in der Lage mit Hilfe der Phantasie das Bild zu vervollständigen.

Rauf und runter springen hülfe auch. Werden wir aber langsam zu alt für.
Und würde auch beim Foto nix nutzen.

Trotzdem findet die Phatasie keinen Eingang und Wert zur Religion, zur Wissenschaft und auch zur Philosophie.
Den einzigen Platz innerhalb der geistigen kulturellen Immaterialität findet die Phantasie in der (Ausgeschlossenheit) der Kunst der Vorstellung.

Ich glaube, das kann man so nicht sagen: Das Gedankenexperiment ist ein ganz wesentlicher Bestandteil wissenschaftlicher Theoriebildung. Z.B.: Schrödingers Katze, Zwillingsparadoxon, Nash-Gleichgewicht, Offenbarung des Johannis.

...zu viele Optionen...

Es ist sehr interessant, dass Lem in der Summa Technologiae immer wieder auf den Unterschied zwischen deterministischen und probabilistischen Beschreibungsverfahren verweist. Rein deterministische Entscheidungsbäume (z.B Schachspiel) werden in der Tat so schnell so komplex, dass selbst stärkste Rechner nach sehr wenigen Schritten an ihre Grenzen kommen.

Erst unter Einbeziehung gewissen unsicherheitsbehafteter Elemente im Rahmen statistischer Verfahren werden dann Durchbrüche erzielt. Ich denke, es würde sich lohnen, sich das mal näher anzusehen, aber als wir Statitik in der Oberstufe hatten, bin ich oft am Vorabend der Mathedoppelstunde zu viel rauf und runter gesprungen und habe deshalb nur wenig verstanden.

Außerdem hat Mandelbrot gezeigt, dass natürliche Phänomene nicht normal-verteilt sind.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Die brandneueste App für's Smartie ist ja eher psychologischer Natur.
Man kann sich eine Luftpolsterfolie ( umgangssprachlich: Noppenfolie) runterladen und auf dem Display die einzelnen Bläschen mit einem leichten Knall zum Bersten bringen.
Gibt ja Menschen die dies (auch im Realen) zum Frustabbau machen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
das mit der optionsbremse bitte ich noch erklärt zu bekommen

Ich sage :Höhlenmalerei und es bedarf keiner weiteren Worte um die Welt (von damals) zu erklären.
und die welt von heute ...


****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Die Meta Informationen der neolithischen Haute Couture Wandmalerei bestanden in Anweisungen des praktikablen Übergangs vom Nähen ohne Nadel zur Anwendung der Knochennadel.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
ohne konsens geht es nicht. so lange die maschinen nicht eine eigene sprache entwickeln, sind wir herr im haus.

Je, nun, Programmiersprachen würd man wohl durchaus Sprachen nennen und es ist kein Zufall dass der bedeutendste (angelsächsische) Linguist des 20 Jahrhunderts, Noam Chomsky, gerade bei der Entwicklung jener herausragende Arbeit geleistet hat.

Aber dennoch hast du recht.

Als Kind des digitalen Zeitalters bin auch ich sehr stark auf {0,1} fixiert und habe heute morgen geraume Zeit zu verschienenen anderen Logikansätzen (außerhalb jener Logiken, die in den Prozessoren der computer wirken) gesurft. Dabei bin ich auf die Günther-Logik gestoßen. Hatte ich vorher nie von gehört und es klang mir zunächst wie ein Scherz, nach dem Motto "also wenn sogar Günnie jetzt seine eigene Logik verkünden darf, dann darf ich das ja wohl auch und Herr Zipras und Herr Schäuble auch".

Aber Günnie hat was:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthard_G%C3%BCnther

Die von Gotthard Günther entworfene Polykontexturalitätstheorie stellt eine formale Theorie dar, die es ermöglicht, komplexe, selbstreferentielle Prozesse, die charakteristisch für alle Lebensprozesse sind, nicht-reduktionistisch und logisch widerspruchsfrei zu modellieren. In seinen Arbeiten entwirft er einen parallel-vernetzten Kalkül, den er als Polykontexturale Logik (PKL) in die Wissenschaft einführt.

Die grundlegende Idee dieses Kalküls ist es, einzelne Logiksysteme, die er als Kontexturen bezeichnet, über neue, von ihm eingeführte Operatoren vermittelnd miteinander zu verknüpfen. Die PKL zeichnet sich durch Distribution und Vermittlung verschiedener logischer Kontexturen aus, wobei innerhalb einer Kontextur – also intra-kontextural – alle Regeln der klassischen Aussagenlogik strikt gelten, während inter-kontextural – also zwischen den Kontexturen – neue Operationen, die es klassisch nicht gibt, eingeführt werden. Damit wird es möglich, selbstreferentielle Prozesse logisch widerspruchsfrei nicht nur zu modellieren, sondern auch prinzipiell einer Implementierung zuzuführen.

Günther hatte einen Briefwechsel mit Gödel und hat später mit Heinz von Foerster zusammengearbeitet. Folgenden Auszug aus einem Buch von ihm fand ich äußerst interessant, weil er sehr treffend diesen Unterschied zwischen natürlichen "Universalsprachen" und formalisierten Wissenschafts- bzw Computersprachen beschreibt:

Ich wollts eigentlich zitieren, aber das Format erzeugt völlig unleserliche Zeilenumbrüche. Bitte schaut selber im pdf auf Seite 154 nach.

http://www.vordenker.de/downloads/grndvorw.pdf

*******rse Mann
2.314 Beiträge
Dankeschön für diesen link!
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
*******rse:
Dankeschön für diesen link!

Keine Ursache.

Nicht dass ihr jetzt denkt, ich hätte das ganz pdf gelesen, aber je mehr ich bei diesem Menschen einsteige, desto mehr funkt es bei mir. Es ist immer so schön, wenn sich plötzlich all die Namen, die einem schon bekannt sind, neu fügen. Aus der wiki-Seite zu seiner Person, möchte man bald jeden zweiten Satz zitieren.

Eine zu Günther ähnliche Sicht auf die Technik findet sich im Werk Vilém Flussers, das jedoch eher essayistisch angelegt ist und nicht auf formalen Analysen der abendländischen Ontologiekonzeption aufbaut.

„Ich bin... so ziemlich der einzige Metaphysiker, der davon überzeugt ist, dass man heute nicht Metaphysik treiben kann, ohne die Ergebnisse der symbolischen mathematischen Logik vorauszusetzen.

Ja: Die Beschäftigung mit {0,1} ist die Basis für die Metaphysik unserer Zeit. Und mich verbindet seit je eine Art HassLiebe zu dem, was die Mathematiker und die Ingenieure daraus gemacht haben.

1959 bekam Gotthard Günther Kontakt zu dem Neurophysiologen und Vater der Kybernetik Warren S. McCulloch, der bereits 1945 nachgewiesen hatte, dass die Topologien bestimmter neuronaler Netze das Transitivitätsgesetz der klassischen Logik verletzen[2], ein Problem der formalen Beschreibung neuronaler Prozesse, das sich als isomorph zu im deutschen Idealismus behandelten philosophischen Problemen herausstellt. Die Begegnung mit McCulloch brachte über die Logik hinaus das Wesen der Zahl ins Spiel und führte Günther zur Entwicklung der Kenogrammatik und der dialektischen Zahlentheorie.

Ohne dass ich bisher da näher eingestiegen sei, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

Dialektische Zahlentheorie.

A: "Günnie, ich sach dir: 2+2=4."
B: "Hömma, dat sachst du so, abbba..."

So oder so ähnlich stelle ich mir die aktuellen Gespräche in Brüssel vor.
Schwäbische Häuslebauer-Mathematik vs griechische Vernunft.
Herr lass Hirn regnen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Gestern Abend waren meine Gesprächspartnerin und ich in ein Gespräch über die Vorkommnisse um die Begebenheiten des Tages eingebunden. Kein besonderes Thema, also. Im Nebenzimmer lief der Fernseher und man konnte nur Ton und Textpassagen mit halbem Ohr mitbekommen. An einer Stelle, ich glaube es war im ZDF, lief eine Dokumentation über einen Schwedischen Tierforscher/schützer in der Serengeti oder ähnlichem Gebiet.
Im Interview wurde der Forscher scherzhaft gefragt ob er denn seinen ihm bekannten Tieren auch Namen gäbe, was dieser ebenso bejahte. Bevor oder während dieser konkrete Namen bekanntgab, sprudelten aus uns in wirklich kurzen Abständen gegenseitig assoziative Wortkreationen, wie z.B : 'Beißlö'...'Mähnla'...'Rauka' und noch einige mehr hervor. Wir lachten. Denn in der Aufarbeitung war klar geworden, daß die Assoziationskette => Schweden=> Namen fest und primär an die Produkt Namen eines bekannten Schwedischen Möbelhauses angelehnt waren.

Erst später stieß ich im Thread auf die von Jincandenza zur Verfügung gestellten Abhandlung von Günther.
Und natürlich habe ich noch längst nicht alles lesen können und bin gewissermaßen noch im Vorwort 'versackt'.
Aber schon dabei und durch einige Herleitungen zur Ansicht des Autors, kam ich zu der Bestätigung, daß es sich bei unseren recht banalen Wortspielereien um eine 'Nicht Aristoteleische Logik' gehandelt haben könnte.
In solchem Zusammenhang macht philosophieren sogar Spass und in der Kongruenz entsteht Freude.
Andererseits ist die Fülle der Texte die wir uns seit Kurzem gegenseitig zukommen lassen einfach sehr hoch, als daß man sie selbst in einer ganztages Gruppenbeschäftigung bewältigen könnte. Das ist eigentlich schade und man muss aus Zeitmangel und auf sein persönliches Glück vertrauend nur die 'Textrosinen' herauspicken zu können.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
man muss aus Zeitmangel und auf sein persönliches Glück vertrauend nur die 'Textrosinen' herauspicken zu können.

Deswegen schnipsen wir uns ja gegenseitig die Rosinen zu, mit Quellenangabe, wie es sich gehört, und wer mag, greift nochmal etwas tiefer in die Tüte.

Wenn die zu gut schmecken und man nimmt zu viele davon, wird einem halt schlecht.
Dann geht man kurz raus und verbrennt die Kalorien durch Selber-Denken und aristotelisches peripatein.

daß es sich bei unseren recht banalen Wortspielereien um eine 'Nicht Aristoteleische Logik' gehandelt haben könnte.

In der Tat. Ich hatte ja schon mehrfach a.a.O. bemerkt, dass unsere einzige Chance gegen die Maschinen und ihre Logik im unerschöpflichen Reservoir der semantischen, syntaktischen, ja sogar phonemischen Doppeldeutigeiten der (Poesie der) natürlichen Universalsprachen besteht. Ebendies fand ich bei Günther bestatigt, was mich so begeistert.

Fällt also das Tertium non datur, so muss verbotener Widerspruch und Identität ihm folgen. Das ist in der Tat der Fall, soweit die Universalsprache in Frage kommt. Es ist eine der markantesten Eigenschaften dieses Ausdrucksystems, dass die in ihm auftretenden Worte doppelsinnig oder generell mehrdeutig sein dürfen. Berühmt ist Hegels Beispielsverbum "aufheben". Es bedeutet 1. "vernichten", 2. "emporheben", 3. "bewahren". Von hier aus gesehen ist die Hegelsche Logik nichts anderes als ein Versuch, die logische Struktur der Universalsprache aufzudecken und zu systematisieren.

http://www.vordenker.de/downloads/grndvorw.pdf
wie gesagt S 154.

Ohne von Günther bisher Kenntnis gehabt zu haben, möcht ich sagen, dass ich einen seiner wesentlichen Grundgedanken hier im JC seit Jahren als Motto habe.
ok, es macht spaß! gestern bekam ich ganz große augen, als ich die angebotene stelle aufrufte und merkte, der text hat hypnotisch erotisierende wirkung, diese köstliche qualität von sinn und inhalt und gelungener form. das muss ich ganz lesen, dachte ich, also ganz und gänzer, nämlich absatzweise mehrfach. und dann auch bitte ausgedruckt, so lange kann ich bei sonnenwetter nicht am display fingern, und noch dazu mag ich schööne, leserliche notizen am rande machen, rauten, sternchen und rufzeichen, und den text eingerollt in der handtasche mitnehmen, auf der bank lesen, im cafe oder im freibad ausrollen und ihn häppchenweise abknuspern.

diese art eros hat flusser auch. es stimmt, es singt, es schwingt.
spannend, der joy!
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Themenersteller 
Die Bezeichnung "WINDOWS" stammt ursprünglich aus einem alten Indianer-Dialekt und bedeutet so viel wie: "Weißer Mann starrt durch Glasscheibe auf Sanduhr."
*******enza Mann
3.454 Beiträge
....
Obgleich tatsächlich durch und gegen die Sanduhr lesend, muss ich MM vollauf zustimmen: Ich hab eben vorne mit dem Vorwort angefangen und es haut mich um.

Ich habe noch keinen Autor gelesen, der so stringent scheinbar gegensätzlichste Dinge zusammenfügt, beiden Seiten den gebührenden Respekt zollt, und genau jenes Gränchen Widerspruch offenlegt und wieder zusammenfügt, das das ganze System auf eine höhere Ebene katapultiert.

Was mich am meisten umhaut, ist, dass sein Stil, mit dem er den Leser zu einem ganz bestimmten Tempo des Lesens nötigt, dirigiert, seine unglaublich sichere, und nirgendwo mit unnötigen Fremdwörtern überlastete Sprache, mich ungeheuer an Schopenhauer erinnert --- während Günter sich inhaltlich auf Hegels Logik beruft.

Niemand konnte so wunderbar abfällig über Hegel fluchen wie Schopenhauer, der sich vermutlich im Grabe umdreht, weil er nach dieser Lektüre erkannt hätte, dass Günter mit seiner Analyse voll ins Schwarze trifft. Woraus wir folgern könne, dass Schopenhauer Hegel einfach nur nicht oder falsch verstanden hat oder falsch verstehen wollte, was letztlich "dreiwertig" dasselbe ist.
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