Wenn die Probe ein Prozess des Bewusstseins (Logos) ist, wie verhält es sich dann mit irrationalen Prozessen wie dem künstlerischen Ausdruck?
bewusstsein würde ich nicht mit logos gleichsetzen. darüber, was bewusstsein ist, kann und wurde sicher viel - auch hier- diskutiert.
und auch ist mir der künstlerische ausdruck weder rein irrational noch am bewusstsein vorbei hervor gebracht.
nach meinem noch unzureichenden denken hierzu ist der künstlerische akt einer, der aus einem besonderen pool an substanz (inhalt, wissen) und medium (form) schöpft, und relativ (woran, lass ich mal offen) ungeprüft entlassen wird. wenn pan im schilf dem gesang der halme zuhört, dann daraus eine flöte bastelt, ist er bei vollem bewusstsein, aber im bereich der probe. daran ist etwas anders gefiltert, anders katalysiert als im bereich der replikation von bestehendem. selbst der traum ist nicht gänzlich unbewusst, denke ich, denn auch darin irrlichtern einfügungen aus dem gewohnten, dem befinden, der wahrnehmung. bin aber rein neurophysiologisch nicht sicher.
Oder was ist "Talent" im Allgemeinen? Lässt sich Talent proben? Haben alle Menschen dieselben Voraussetzungen, das gleiche Talent zu entwickeln, wenn sie ihr Bewusstsein auf eine ähnliche Probe stellen?
ich glaube leider nicht, dass alle menschen die gleichen voraussetzungen haben. ich denke, talent ist eben diese etwas abseitige spielwiese des geistes, die erst durch aussaat und pflege saftig wird. ein zum teil noch kindlich unreflektierter bereich, in dem die sonst definierenden kategorien nicht greifen (müssen), und wo also kreativ, nicht reproduktiv, assoziert werden kann.
nehmen wir mal das einherklimpern eines neuen liedes auf dem piano, so, linkshändig und nebenbei, oder die seinerzeit moderne ecriture automatique. ein teil des bewusstseins versinkt in einen anderen wellenzustand, der große ordner, der hauptrechner fährt diverse kontrollschaltungen herunter, und dabei poppen diese un-gewohnten optionen auf. also eine auswahl, die nicht der üblichen auswahl entspricht. selektion muss ich ja vor mutation sagen.
talent lässt sich ganz sicher proben.
Ich bin eher geneigt, anzunehmen, daß man nur Materielles auf die Probe stellen kann.
geduld, ausdauer ... dinge, die ich meistens auf die probe stelle, sind insoweit materiell, als sie aus transmittern und milieu gebaut werden. den musenkuss erprobe ich auch, und wenn sie nicht küsst, tu ich gut daran, auch nichts kreatives anzustreben, das wird dann bestenfalls ein in vitro - probedurchgang.