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Prob. mit Verhütungsspritze...???26
Hattet ihr auch solche Prob. damit? Sie hält ja was sie verspricht…
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Auf die Probe stellen.

****ta Frau
2.135 Beiträge
Der Tod hatte im asiatischen Raum noch nie so viel tragische Bedeutung wie bei uns. Das Leben war bedeutungsvoll, der Tod nicht. Anders als bei uns war der Tod sogar in gewisser Weise eher dem Leben zugewandt, das nie als abgeschlossen betrachtet wurde. Vielleicht deshalb dieser eiskalte Kalkül mit dem Sterben so vieler.
****66 Mann
220 Beiträge
Ich probier´s mal
Ein Seiteneinstieg in dieses Thema ist sehr reizvoll für mich. Und schon stehe ich mit beiden Beinen im Trümmerhaufen einer Atombombe. Oh je. Hierzu möchte ich lieber schweigen, die Klänge der Glocke sinnlich auf ich wirken lassen.

Ohne dieses Faden abbeissen zu wollen, möchte ich mich vielleicht parallel einem anderen Aspekt der Thematik zuwenden. Inspiriert wurde ich durch ein Video - nö. Ich spanne jetzt einen anderen Bogen.

Der Pilot der Atombombe, Paul Warfiled Tibbets, benannte meines Wissens sein Flugzeug nach seiner Mutter. Es hieß "Enola Gay" (Tibbets), die Bombe "Little Boy". Paul war dann wohl Ödipus, der mit seiner Mutter ein Kind zeugte. Der 6.August war demnach eine Geburt, der Geburtskanal die Bombenschleuse. Im Krieg geht das selbst oder gerade im prüden Amerika durch.

Wie komm ich da jetzt wieder raus? Patchwork - wir proben, basteln und kreieren uns unsere eigene Familie. Die wachsende Mobilität machte es möglich, dass alte Dorfgemeinschaften schleichend aufgelöst, der Sprössling sich zu Höherem berufen fühlte, um den Karriereversprechungen einer an der Schwelle der Globalisierung stehenden Welt zu folgen. Die Taktgeber hatten sich spätestens seit dem 6. August 1945 in Stellung gebracht. Seither folgt alles dem Kommando der freien Märkte. Amerika bringt die Freiheit, den Wohlstand. Der Konsum ist das Ziel eines jeden menschlichen Strebens. Global gesehen gibt es noch viel zu tun.
Die Singularisierung der Gesellschaft hat nun stattgefunden. Wir sind mobiler, beruflich belastbarer, freier. Freier? Wir kennen unsere Nachbarn nicht mehr, aber haben Freunde in der ganzen Welt. Erst wenn es streng im Hausflur zu riechen beginnt, werden wir aufmerksam. Nun ja.
Oft liest man in Foren, dass Freunde die wahre Familie seinen - die Familie, die man sich selbst ausgesucht hat. Die Familie, die man sich nicht aussuchen konnte, wird zunehmend vernachlässigt, bei Problemen ins Heim outgesourced und/oder den Zwängen der Selbstverwirklichung geopfert. Natürlich ist nicht alles schwarz weiß, was glänzt. Diskussionen leben nunmal von Provokationen und Zuspitzungen.

Patchwork war wohl die letzte tiefgreifende, soziologische Entwicklung des ausgehenden 20sten Jahrhunderts, welches meiner Ansicht nach vor alles dadurch geprägt war, alles zu molekularisieren, in seine einzelnen Bestandteile aufzulösen, und dabei den Überblick über das Ganze zu verlieren - Menschen, Dinge, Stoffe, Ideen, Beziehungen. Aus diesem Blickwinkel ging Freiheit einher mit "anything goes" (gähn) - was für eine Freiheit.

Das Ganzheitliche, und das Nachhaltige waren dann zwingende Aha-Effekte des neuen Jahrtausends (grob formuliert). Familien entstehen neu. Doch ist das eine Frage des Verstandes oder eher der Umstände und Zwänge? Sind Freunde deshalb unsere neue Familie, weil wir keine andere Wahl haben? Andererseits, bei der ursprünglichen Familie hatten wir auch keine Wahl. Da probiere ich mir doch meine eigene Familie - auch wenn es manchmal Blüten trägt, wie Bomben, Gummipuppen oder Schmusehäschen.

Klingt nun alles etwas konstruiert, ich weiß. Man muss es eben probieren...


Für eine friedliche Welt. Peace:

in deinem beitrag ist, unter anderem, etwas, was mich ebenfalls beschäftigt. die idee der familie. ein paar tage zuvor hatte ich über die schwindende solidarität geschrieben, was bisher unbemerkt geblieben war. ich weiß nichtmal, ob sie schwindet, oder nur anders sich ausdrückt. vielleicht via überweisungsspende. vor dem altkleidercontainer neulich säckeweise verstreute spenden, teils aufgerissen, da lagen dann die gebügelten hemden auf dem asphalt.

ich selbst bin mustergültig gepatchworked. zu keinem mitglied meiner blutsfamilie habe ich einen nennenswerten draht, nichtmal wireless. dafür aber via mail und telefon und via joy. jawoll. hier habe ich seelenfamilie gefunden, leute, mit denen ich seitenweise kommunizieren kann über dinge, über die blutsverwandte den kopf schütteln würden. für mich ist das internet ein segen.

das brisante in deiner rede ist aber, dass dabei möglicherweise angestammte verbindlichkeiten zu kurz kommen. und das tun sie todsicher. da ich mit älteren menschen arbeite, weiß ich, wie das so ist, wenn frau vier kinder hat, die sind aber wie fähnlein auf der weltkarte verstreut und übern teich herfliegen, um mama das kissen im heim aufzuschütteln, ist eher selten.


molekularisiert ... du nennst es präzise. bestenfalls in enger gefassten valenzgrenzen gebunden, "frei" flottierend. so'n bisschen wie quallen, durchscheinend, irisierend, fragil und wehrhaft, in schwärmen, aber einzeln.

danke!
****66 Mann
220 Beiträge
@Märzmoon
Das Thema ist sehr attraktiv, wie ich finde. An dieser Stelle ein kleines Dankeschön. Welchen Faden lohnt es zu vertiefen?

Erfährst Du bei Deiner "Seelenfamilie" auch diese Bedingungslosigkeit, wie sie üblicherweise im Normalfall bei der "Blutfamilie" selbstverständlich ist? Zwingt es einen in die Seelenfamilie, wenn die Blutfamilie nicht da ist oder versagt? Oder ist die Seelenfamilie nur ein Zeitgeist-Phänomen, gespeist durch die sich verändernden Produktions- und Arbeitsprozesse in unserer Gesellschaft.

Seit ich das Buch "Wahnsinn und Gesellschaft" von Michel Foucault gelesen habe, sehe ich den Zusammenhang zwischen dem Separieren nicht produktiver Personen einer Gesellschaft (Kinder, Kranke, Alte), um die Verfügbarkeit und somit Produktivität der Leistungsfähigen zu maximieren. Spätestens seit den zarten, ersten Versuchen der Industrialisierung ist die Steigerung von Produktivität oberstes Gebot. Alles, was zudem in diesem Fahrwasser geschieht und entsteht, mag zufällig, gut und innovativ sein. Solange es die Beschleunigung von Produktivität, mittlerweile gar deren virtuelle Verselbständigung nicht gefährdet, ist alles gut. Auch mit Anarchie lässt sich gutes Geld verdienen.

Familien, Freundschaften und sonstige Verbindungen entstehen mittlerweile parallel aus einem Pool an Molekülen (Personen), die ihren Zusammenhang über ein Thema (gesellschaftliche Klassen, Sport, Beruf, Interessen, etc.) generieren. Die traditionelle Familie ist nach wie vor dominant, auch wenn sie stark bröckelt. Hier gibt es wohl ein starkes Stadt-Land Gefälle.


Anmerkung:
Vielleicht besteht Interesse, das Thema an sich weiter zu extrahieren. Dies ist natürlich bereits geschehen. Ich habe nicht alle gründlich gelesen, eher überflogen. Man möge es mir nachsehen.

Wir unterscheiden zwischen Weinprobe und Theaterprobe - zwei in ihrer Intention verschiedene Ansätze. Einerseits testen wir den Gehalt von etwas, das bereits fertig ist. Im anderen Fall soll durch die Probe eine Annäherung stattfinden, was später einmal als fertig tituliert werden kann.

Die Probe ist die Vorstufe der Weiterentwicklung. Die Probe ist auch Training. Und sie ist die Exekutive für die Gewissheit, welche dann die Ergebnisse verwaltet.

Probieren heißt testen. Wir testen uns, die Wirtschaft testet Produkte, die Politik testet Machbarkeiten. Dies alles steht immer in Relation zur gegenwärtigen Marktrelevanz. Der Markt ist die Immanenzebene, auf die sich alles bezieht. Ganz aktuell teste ich mein Profil, da ich seit Jahren die Veränderungen und Trends im JC nicht weiter verfolgt habe. Was war vor drei Jahren advanced und ist heute mainstream? Wie kommuniziere ich heute, wer ich bin, was ich will? Was muss ich berücksichtigen? Wie hat sich der Kodex verändert? Was ist gefragt? Wo und wie groß sind die Schnittmengen? Kann man Sex oder gar Liebe proben? Die große Maschine, von der niemand mehr weiß, wer sie lenkt oder ob sie überhaupt noch jemand lenkt, stellt die Umwelt dar, welche die Bedingungen/Möglichkeiten meiner Freiheit formuliert.

Was, wenn die Probe Mensch nicht mehr aufzuhalten ist? Die Vernunft findet kurzweilig Gehör, wenn die nächste globale Katastrophe einbricht?

Apropos Weinprobe: Ich bin manchmal eher pro Bier, eiskalt und aus der Flasche. Sorry. Der musste sein.
yang,

jede menge fragezeichen, die sich vom kleinen ins große wirbeln. gut so, so bekommt man stoff zum nachdenken, ohne lenkung, wohin und wie.


übrigens, wir machen wie immer, assozieren. es gibt einen nachbarthread "netz-freiheit-paradoxon" und einen ursprungspfad, "analphabeten der immateriellen kultur", die hier münden. familie, freunde, vernetztheit, verbilderung ... du kennst das personal, keine standardtänze, gewaschen, aber nicht geföhnt.
vertiefen können wir alles.
dein damals-thread "ist liebe verhandelbar?" zählt zu den besten, an denen ich mitlesen durfte. auch wenn ich jetzt nicht eine silbe davon wiedergeben kann. sowas geht in fleisch und blut, was wir hier mitunter machen.

das zur frage nach der familie. ich habe gar keine mehr, also musste ich eine finden. generalisieren kann ich nicht, aber ich denke, zum beginn der moderne stehen solche ideen der wahlverwandtschaft, weil die moderne die leute kuppelt und ihnen die chance der romantik bietet. seither dürfte die idee der seelenfamilie, des hingezogenseins zu einem bestimmten geist, vom subjekt- in den objektstatus gewechselt haben.

du hast das "anything goes" vorhin abgewertet. das tue ich auch, bisweilen, in einer homepage hier auch, soweit ich weiß. es ist arg ambivalent, aber es hat gehalt. immer mehr ehemlige nogoes werden integriert, unsere gesellschaft läßt zu, das ist mal günstig für uns, mal weniger, aber wir werden permeabler. vom frauenwahlrecht zur schwulenehe, vom sezessionskrieg zu obama. vom "ichschaumichmalum-joyler" zum achtzehngroupygen polyamorkurzgeschichtsesemler
mitherz".

wenn oma ins heim k a n n
und w i l l,
dann d a r f sie. und die anderen dürfen auch, was sie wollen und können.

deshalb die profilfragen, deine. fand sie enorm interessant.

da ich seit Jahren die Veränderungen und Trends im JC nicht weiter verfolgt habe. Was war vor drei Jahren advanced und ist heute mainstream? Wie kommuniziere ich heute, wer ich bin, was ich will? Was muss ich berücksichtigen? Wie hat sich der Kodex verändert? Was ist gefragt? Wo und wie groß

sind das fragen, die der joy beantworten könnte? sowas kann man doch nur selbst antworten. sich.
man kann statistisch erheben, welche schlagwörter und welche layouts vergeichsweise dominieren, welche grußformen, welche schreibweisen ..., aber das verrät nichts über die eigene position.

da ich den club weder so lange verließ, noch je wirklich betrat, vermag ich das auch null zu konstatieren. du hattest erst etwas dazu gesagt, von der zunehmenden identität mit dem avatar. das fand ich, als beigabe zu unserem scharren der letzten monate, fruchtbar.

die befremdung, die aus der teilhabe an unterschiedlichen, virtuellen identitäten resultiert, wird nachlassen. man wird hineinwachsen, und, wie ich, nicht mehr wissen, ob man das dort schrieb, aber deshalb nicht beunruhigt sein, weil man es auf jeden fall bei sinnen selbst schrieb. wir entspannen uns.

dennoch fiel neulich ein anderes wort, das mich irritierte. "sich outen". das mochte ich nicht, obwohl es das selbe ist, was ich meine. nur kommt es mir dabei vor, als würde outen etwas unterschlagen. die brücke, die der werdung. wenn ich mich oute, dann plötzlich, überraschend.
eine maske abstreifen, in einem stück. entlarven, dass unter dem säbelmantel des zerberus` ein dressierter pelz tänzelt. kommödie der irrungen.

outen ist die pose abwerfen, mit gestus. und ich denke, es ist der gestus, der mir nicht gefällt.

der mensch ist nicht aufzuhalten, yang. er wird sich von fragezeichen zu fagezeichen emporwinden. das einzige, was ihn aufhält, ist der knappe speicherplatz.

Bier, eiskalt und aus der Flasche.

lebensrettend, zur zeit.


guten morgen.
****66 Mann
220 Beiträge
@MM

Die von Dir zitierten Fragen waren theoretischer, wenn gar rhetorischer Natur - Fragen zur Relation zwischen innen und außen, ich und die Welt da draußen.
Deine Weiterführung zum "sich outen" ist für mich nachvollziehbar. Ich kann und möchte mich dieser Betrachtung kommentarlos anschließen.

Das zweite Zitat war ein schlechter Kalauer von mir Es ging um das "pro Bier", ein Themenbezug mit sehr viel Anlauf und Ausrutscher vor der Zielmarke. Vielleicht ist die regionale Färbung des Ausdrucks nicht allgemeinverständlich. Der Schwabe sagt: Ich "probier" es mal....

Zugegeben, meine Gedanken sind noch etwas wirr und umkoordiniert. Mich auf das Thema einzulassen, bedeutet erst einmal ein Brainstorming der Möglichkeiten, Verknüpfungen und Wertigkeiten. Im Idealfall entwickelt sich beim gedanklichen Farben mischen mit anderen Betrachtungen ein Duktus und eine Richtung, die zu verfolgen sich lohnt.

Vielen Dank für den Hinweis auf die Nachbarthreads. Sie sind mir nicht entgangen. Doch möchte ich nicht gleich zu Anfang meiner Mitgliedschaft zusammenhangslos durch mehrere Themen poltern, mich stattdessen erst einmal an das Feuer setzen, dass Du hier entfacht hast. Das Thema hat meines Erachtens sehr viel Potential.

Allen einen fröhlichen Sinntag.
erst einmal an das Feuer setzen, dass Du hier entfacht hast.

nimm platz, indianer.

ich überlege gerade, wie ich in knappen worten umschreiben kann, wo ich uns zum zeitpunkt deiner rückkehr befunden sehe.

wir haben ein auge auf die intermedialität, intertextualität, auf den raum zwischen den zahlen sozusagen, dawarmalwas.
nähern uns aber umsichtig an. und verspielt, nichtkanonisiert, zitatarm.

simulation fiel zwar wenig, trifft es aber in teilen gut. und die recodierung der simulation in die parameter der herzbauchsprachen.

seit wochen kreise ich selbst um das thema "schauspiel". wir hatten vor längerer zeit die begriffswahl "posen" angetragen bekommen, und stiegen darauf ein. plantnurse hat da eine idee vorgestellt, wir haben dazu einiges getextet.
nebenher haben wir nach und nach impressionen zusammengetragen, vom bereisen des alltags her rührend. umgang mit technik, teil eins. für nachdenkliche senioren auf stilvollen erotikplattformen.
nee, war echt gut.

empirie fiel auch mal.
hab ich schon erzählt?

schrieb eben ein kollege. jin. ist das nicht schön? man ist so nah, dass man sich traut abstand von sich zu nehmen.
hab ich schon erzählt, dass ich mal laientheater gespielt habe? da ich mundart nicht kann (und will), wurde ich immer als spröde preußin eingeübt. gut, man sieht, die grenzen zum bauerntheater sind fließend. aber ich war dann diese dauerbesetzung satt und stieg aus. vielleicht ging eine große spielerin an mir verloren, weil mir die schau nicht gelang.

ungefähr da, dürfte sich plantnurse`s gegenübergelegte paarigkeit " vordergründiges posen" vs "spielerisches posen" bewegen, an den
Schnittmengen

von spiel
und
schau.

ich finde es dermaßen spannend, dass die leute mitnander schreiben, die vor fünf jahren schon schrieben!
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Erfährst Du bei Deiner "Seelenfamilie" auch diese Bedingungslosigkeit, wie sie üblicherweise im Normalfall bei der "Blutfamilie" selbstverständlich ist?

Auch wenn die Frage eher an MM gerichtet war, darf ich sie für mich mal verneinen. Und ich möcht sie mal modifiziert in die Runde zurückgeben, wobei das Wort Bedingungslosigkeit durch Gnadenlosigkeit ersetzt wird.

Bei den eigenen Kindern hört das Proben - wie ich finde - nämlich auf, und das kann mitunter ganz schön grausam sein: Auf Kinder wirken wir ganz und gar unmittelbar mit jedem Zucken der Mimik, und was die Spiegelneurone dabei mitunter offenbaren, möchte man oft gar nicht sehen.

Wir sind die Anfangs-.Intendanten für das Theaterstück, das diese armene kleinen Bözel geben müssen. Sie wurden nie gefragt ob sie überhaupt mitspielen wollten und wir haben das Handwerk eines Intendanten nie gelernt.

die grenzen zum bauerntheater sind fließend.

Eben. Und aussteigen is nich.
Oder? Doch, Auszusteigen is ja Zeitgeist. Wird noch dauern, bis ich mich daran gewöhne.
wobei das Wort Bedingungslosigkeit durch Gnadenlosigkeit ersetzt wird.

unwillkürlich hab ich da dreckig gegrinst.

in der pubertät, wenn wir dieses schleudern aus der selbstverständlichkeit erfahren, da haben wir einen scharfen blick für die possen der weisungsberechtigten. oftmals wohl auch einen sehr sensiblen.
selbst bei gedeihender friedenstiftung im laufe der jahre, lebt in meiner wahrnehmung noch eine linse fort, die mich an bestimmte jammertäler erinnert.
meine herkunft war nicht schlecht. sie waren nur nicht überzeugend.

die probenden probanden.
****66 Mann
220 Beiträge
Für den Begriff der Gnadenlosigkeit möchte ich Jin augenscheinlich danken. Es öffnet sich sogleich ein neues Universum. Doch bleiben wir bei der Relation Kind und Erwachsener. Sind wir wirklich Intendanten? Insofern wohl durchaus, da wir den Kindern beibringen, wie sie das Publikum resp. die Öffentlichkeit wirksam unterhalten und nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Die Pose dient als Brücke, bei der (Schau-)Spiel und Wirklichkeit immer weniger zu unterscheiden sind. Sie werden eins. die Welt ist eine Bühne. Das ganze Leben ist ein Quiz. Und wer diesen Irrsinn zu ordnen versucht, studiert Philosophie, oder Theologie, oder Kunst, oder geht einfach zu REWE shoppen. Wahrheit gibt es überall zu bezahlbaren Preisen.

Für den Erwachsenen gibt es dann nichts mehr zu proben. Er ist dann bestenfalls der Intendant seiner Kinder. Er könnte den Aufstand proben, ist aber albern. Er erprobt sich lieber im Nervenkitzel - z.B. Panzer fahren - beim Jochen Schweitzer Event.
Neuerdings erprobt sich der Sinnsuchende bei der IS oder illegalen Autorennen in Köln.
Wir sollten ein Wörtchen mit den Intendanten reden. Wann und wo findet der nächste Kongress statt?

Oder doch nur alles Theater?

"There must be some kind of way out of here
Said the joker to the thief
There's too much confusion
I can't get no relief
Businessmen, they drink my wine
Plowmen dig my earth
None will level on the line
Nobody offered his word, hey!"

• aus: All along the watchtower, von Bob Dylan -
****ta Frau
2.135 Beiträge
Meine Blutsverwandtschaft war nicht gerade von Leuchten geprägt, eher von einer bodenständigen Herzlichkeit, so dass aus einigen meiner Nächsten auch eine Herz- und Leibverwandtschaft wurde. Durch sie weiss ich unter anderem, wer ich bin und woher ich komme. Die Bande waren stark und haltbar und belastbar - eben wie gut gedrehte derbe Seile, die mich hielten, wenn ich drohte mich zu verlieren.

Tatsächlich war ich im Theater meiner Eltern gleichzeitig Generalprobe und Letzter Vorhang - ich hatte keine Mitspieler und war ständig im Rampenlicht, obwohl mir die Bühne und erst recht die Rolle nicht gefiel, und ich den Notausgang immer fest ins Auge gefasst hielt. Aber woher hätten sie wissen sollen, dass ich die falsche Besetzung dafür war? Sie konnten doch nicht ahnen, was sie da dem Publikum zumuteten und mir auch! Das Repertoire, dass sie einstudiert hatten, war nicht groß, und ich glaube, sie hatten mir schon das beste Engagement, dessen sie fähig waren, zugedacht.


Die Seelenfamilien-Kleinode sammele ich jedes Jahr, und die schönsten behalte ich. Manche hören mit der Zeit auf zu schimmern und werden stumpf, dann bleiben sie noch eine Weile im Körbchen in der Hoffnung, dass sie irgendwann wieder beginnen werden zu leuchten, aber manchmal verschwinden sie einfach, und aus dem Diamanten ist gemeiner Kohlenstoff, ist Staub geworden, der durch das Flechtwerk fliesst und verschwindet.
Dennoch, einige Hochkaräter besitze ich. Es sind manchmal gerade die kleinen, feinen, die so intensiv strahlen.
****ta Frau
2.135 Beiträge
yang
Für den Erwachsenen gibt es dann nichts mehr zu proben.
Ist das so?
Ich denke, es geht mit dem Erwachsensein erst richtig los. Wenn wir merken, dass wir nicht in unsere erlernten Rollenbilder passen, wenn die Schuhe, die wir trugen zu eng geworden sind und wir mit staksigen Beinen die ersten Schritte in eine 'gnadenlose' Welt machen - wenn wir die ersten Stempel kassiert haben, die sagen: Exmatrikuliert.
****66 Mann
220 Beiträge
@Mazita
Nun, aus mir wäre fast ein statistisch ausgewerteter Drogentoter geworden, weil ich mich für die Wirklichkeit zu sensibel hielt. Meinst du das, mit, es geht dann erst los?

Ich muss mir noch einmal "working Class hero" von John Lennon anhören, oder gleich die volle Drohung von "The Wall" von Pink Floyd ansehen.

Andererseits habe ich irgendwann erkannt, dass ich mit Selbstmitleid auch keinen Blumentopf gewinnen kann. Hm... Am Ende magst Du Recht behalten, Marita. Ein Glück. Ich beschloss eine Wanderung durch Milieus und Weltanschauungen zu unternehmen, um eine Heimat, ja Ruhe zu finden. Hat bisher nicht geklappt. Tipps bitte beim Pförtner hinterlegen...
****66 Mann
220 Beiträge
@Mazita
Deine Familiengeschichte! Seltsam. Ich habe es sehr ähnlich erlebt, nur dass ich kein Einzelkind war. Ist das ergo eine Zeitgeist-Generationengeschichte, okzidentaler Wirklichkeitsmanifestationen? Gibt es einen Meta-Regisseur für kollektive Bühnenszenerien, welche parallel in den Privatgemächern der einzelnen Blutfamilien stattfinden?

"Herr, brich mir das Genick beim Sturz von einer Bierbank"
(aus: Die Hamletmaschine, von Heiner Müller)
****ta Frau
2.135 Beiträge
****66:
Meinst du das, mit, es geht dann erst los?
Ja, so ähnlich meinte ich es, yang.
Wer weiss denn schon, wie es sich am komfortabelsten mit sich selber leben lässt, wenn man noch gar nicht weiss, wer man eigentlich wirklich ist? Dass dann die Reise beginnt, die uns auf einen Trip von Aussen nach Innen und zurück schickt und die kein Umkehren duldet? Wo man erst mal aus Irrtümern lernt und nicht aus relativen Gewissheiten schöpft?
Da fällt mir der dumme Spruch ein: Das Leben ist nichts für Warmduscher. Das merken wir zuerst.

Gibt es einen Meta-Regisseur für kollektive Bühnenszenerien, welche parallel in den Privatgemächern der einzelnen Blutfamilien stattfinden?
Gab es. Natürlich sortiert nach den jeweiligen Gesellschaftscodices. Da waren alle uniform, denn keiner fiel gern aus dem Rahmen.

Zumindest war das noch vor 40 Jahren so. Mittlerweile ist das 'aus dem Rahmen fallen' gesellschaftsfähig geworden und stresst die Brut mitunter mehr als fixierte Verhaltensnormen, weil sie jetzt gar nicht mehr weiss, wie sie sich verhalten soll. also fällt sie durch nicht-verhältnismässiges-verhalten auf.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Für den Erwachsenen gibt es dann nichts mehr zu proben.
Ist das so?
Ich denke, es geht mit dem Erwachsensein erst richtig los.

Es ging ja um das Verhältnis des Erwachsenen zu seinem Kind.

Mit dem langjährigen Motto der Titanic zu reden:
Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche.

Und von den Kindern kommt nicht nur Kritik.
Sondern Schuld.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Und von den Kindern kommt nicht nur Kritik.
Sondern Schuld.

Es muss sich bei dieser Aussage um weitaus komplexere Zusammenhänge handeln, als sich ein Verstehen für mich, aus seiner Kürze heraus ableiten lässt ?
****66 Mann
220 Beiträge
@Jincandenza
Und von den Eltern kommt nicht nur Kritik.
Sondern Schuld.

Auch ich sehe hier eine Komplexität, die vor allem wechselseitig auftritt.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Die meisten von uns durchlaufen in der Adoleszenz einen Prozess, in dem sie die eigenen Verhaltensweisen als von den Eltern anerzogen begreifen. In dieser Phase bekommen die Eltern für jeden Scheiß die Schuld, von der zerbrochenen Beziehung bis zur nicht-geschafften Führerscheinprüfung.

Die Analyse dieser anerzogenen Verhaltensweisen kann sich sehr lange hinziehen.
Und das ist auch gut so, solange man nicht auf der Stelle tritt.

Was die Schuldfrage angeht, so fiel es mir wesentlich leichter, meinen Eltern Absolution zu erteilen, von dem Zeitpunkt an, wo ich merkte, dass bei meinen eigenen Kindern auch nicht alles perfekt läuft. Da war ich dann selber Schuld.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Das ist dann verständlich, die Schuldfrage ist vererbbar.Das wusste ja auch schon die Kirche. Um diese Linie zu durchbrechen bleibt die Kinderlosigkeit.
Zumal die Intendanz der Eltern nur eine Scheinprobe sein kann, da das Leben an sich
(sorry für diese Wendung) ohne jegliche Probe sogleich als Uraufführung dient und die gesamte Spielzeit über andauert.
****66 Mann
220 Beiträge
An dieser Stelle möchte ich kurz innehalten.
Wie war das noch?

Mazita geht davon aus, dass das Leben einen ständig auf neue Proben stellt, zumal jeder Mensch sich bewusst oder unbewusst die Frage nach dem Sinngehalt seines Lebens stellt und somit auf der Suche nach sich selbst, seiner Identität im Gefüge des Zeitgeistes begibt.

Uncle_H dreht den Gedanken um uns meint, der erste Kuss lässt sich nicht proben.

Sind das die Positionen, wenn ich sie richtig verstanden habe? Ein Widerspruch? Ich finde nein, es sind unterschiedliche Betrachtungsebenen. Die eine These schließt die andere nicht aus, sondern ergänzt sie.


@ Jincadenza
Anmerkung: Ist man nicht zur Absolution angehalten, sobald man für sich selbst eine gewisse Autonomie im Denken und Handeln beansprucht, ganz unabhängig davon, ob man selbst Kinder in die Welt setzt? Ist es nicht vielmehr ein Prozess des Verstehens, welcher die Mechanismen der Eltern erkennen lässt.

Oder geht es Dir beispielsweise um emotionale Kategorien wie mangelnder oder übersteigerter Selbstwert, der über Generationen weiter gegeben wird, welchen man anfangs für eine Charaktereigenschaft seiner selbst betrachtet, bis einem klar wird, dass es nur ein konditioniertes Korsett darstellt?

Uns Schwaben sagt man Verstocktheit und Humorlosigkeit nach. Ein Blick in die Geschichte zeigt. Der Pietismus vergangener Jahrhunderte hat den Schwaben das lustig sein rigoros verboten. Nur ein fleißiger Schwabe ist ein guter Schwabe. Das ist sehr tief im Unterbewusstsein verankert. Daran hat auch die Popkultur kaum etwas geändert. Lustig ist man hier nach Gebrauchsanweisung während der Narrentage. Es braucht Zeit, zu verstehen, dass es völlig okay ist, Sex zu haben, Spaß zu haben, seinen Geist zu befreien, und trotzdem ein guter Mensch zu sein. Wir proben noch...
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Werter Yang, ich sprach in meinem Beitrag vom - Leben an sich-, eine Redewendung die ich zugleich bedauerte, weil sie andernthreads zur lebhaften Definitionsdiskussion einlud. Ganz einfach aber meinte ich, daß - dem auf die Welt kommen, das Leben leben müssen, sollen, können , dürfen ..keine adäquate subjektive Probe vorausging, weil weder Bewusstsein noch Probant davon vorhanden waren.
Je nach Sichtweise: man wird ins kalte Wasser geworfen und soll ohne es probieren zu können, schwimmen.
****66 Mann
220 Beiträge
@****e_H
Zugegeben, ich habe das Leben auf einen Kuss reduziert. Dennoch verstehe ich, worauf Du hinaus willst. Mir ging es darum, in einer Jonglage mit den Gedanken von Mazita eine Verbindung herzustellen, indem ich den Eindruck habe,. Du sprichst von der Hardware (physische Geburt), während Mazita sich auf die Software (geistige Geburt, also der Prozess der Bewusstseinswerdung) bezieht. Insofern ergänzen sich Eure Gedanken in meinem Verständnis. Dies stellte ich zur Diskussion.

Zugegeben etwas simple formuliert: Es braucht die Hardware, damit man mit der Software spielen kann.
man wird ins kalte Wasser geworfen und soll ohne es probieren zu können, schwimmen.

klappt ja auch. zwar nicht so schnell, wie bei ins savannengras entlassenen neugeborenen giraffenkälbern, aber nach einigen jahren dann doch.
und klappt natürlich auch nicht, auch bei pädagogischer korrektpolitischer doppelfürsorge duch sattverdienende besserwessis.
eine frage der chancen. nimmt die probe überhand, flutschen die chancen genauso dahin, als wenn es sie nicht gegeben hätte. generationen von studienabbrechlern berichten von der unerträglichen vielfalt der entfaltungsentwürfe.
ich habe, soweit ich erinnere, fünf dritte magisterfächer gewählt und verworfen, eh den vielen optionen durch externe sachzwänge einhalt geboten wurde.

der joy als probebühne, ein "weites weidegebiet", wie mir mal jemand schrieb. da ein mauerblümchen, dort ein dornenröschen. kauen und verdauen, ohne bestallung und herdenfrei. hier wird erprobt, was mit dem eigenen abbild passiert. es gibt die hübsche "vorschau"-funktion, wie sieht mein beitrag aus, hab ich den smiley korrekt gebastelt, ist die mail so abschickbar? die software erinnert, nur ja nicht den "anhang" zu vergessen, rundum versorgt das probeleben.
dieselbe fragen wie im leben. wie steht mir die frisur, wie der job, wie die kinderfrage, kann ich so rausgehen, passt das zusammen, kann ich ohne und wenn mit, mit wem?

wer nur ein shirt und eine brotrinde hat und mit elf jahren zum knüpfen abkommandiert wird, weil die sechs kleineren auch futter brauchen, der probt weniger und wird doch. jeden tag spüre ich dankbarkeit für das los, das ich gezogen habe und auch einiges an intellektuellem bedauern, nicht mehr daraus gemacht zu haben. es ist aber ein sinnleeres, nicht nachhaltiges bedauern, da offensichtlich und tiefschichtig alles folgerichtig erscheint. das lebensstück entrollte sich bei allen probedurchläufen in seiner ganzen rundheit ab.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Ist man nicht zur Absolution angehalten, sobald man für sich selbst eine gewisse Autonomie im Denken und Handeln beansprucht, ganz unabhängig davon, ob man selbst Kinder in die Welt setzt? Ist es nicht vielmehr ein Prozess des Verstehens, welcher die Mechanismen der Eltern erkennen lässt.

Ja, genau.
Und ich denke, ohne eigene Kinder ist dieser Prozess viel schwieriger, weil das Hineinversetzen in die Elternrolle notwendig abstrakt bleiben muss. Einer der wenigen Punkte, wo das ansonsten sehr anstrengende Leben mit Kindern auch mal Vorteile bringt.
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