@Sissy_Hankshaw
Da leider der Thread 'Bedeutung an sich' von Sissy_Hankshaw geschlossen wurde,
habe ich KeyX gebeten, ihn hier zu posten.
Was ist die Bedeutung des Menschen an sich?
Dies ist eine Frage, welche zuerst die Logik, dann die Sprachphilosophie und schließlich die Metaphysik betrifft. Meine Antwort ist:
Sterbliches und fühlendes Lebewesen, dessen unberührbarer Kern nur dem einzelnen Menschen selbst bekannt ist.
1. Was ist 'der Mensch'? (Thema: Logik)
'Ist' ist entweder Implikation (->) oder Äquivalenz (<=>) oder beides.
Statt Implikation kann man einfach sagen 'ist Teil von'.
Statt Äquivalenz kann man einfach sagen 'ist gleich'.
Die Implikation ist eine Teilmengenbeziehung. Was heißt das? Ein Beispiel:
Menschen sind sterblich.
Sokrates ist ein Mensch.
Daraus folgt: Sokrates ist sterblich.
Die Teilmengenbeziehung wird deutlicher, wenn man die Sätze leicht verändert.
Menschenliche Lebewesen sind sterbliche Lebewesen.
Sokrates ist ein menschliches Lebewesen.
Daraus folgt: Sokrates ist ein sterbliches Lebewesen.
Man kann auch sagen: "Sokrates ist Teil der menschlichen Lebewesen ist Teil der sterblichen Lebewesen".
Dies ist absichtlich so geschrieben, denn das Logische: 'und' könnte als Aufzählung verstanden werden.
Deswegen werden die Pfeile verwendet: "Sokrates -> menschliche Lebewesen -> sterbliche Lebewesen".
Dies kann man auch senkrecht ('Kahlköpfige' Griechen) oder waagrecht erweitern (fühlende), oder beides (Kahlköpfige Griechen!).
Menschliche Lebewesen sind sterbliche, fühlende Lebewesen.
Kahlköpfige Griechen sind menschliche Lebewesen.
Sokrates ist ein kahlköpfiger Grieche.
Daraus folgt: Sokrates ist ein sterbliches, fühlendes Lebewesen.
'Kahlköpfig' hätte man bei der senkrechten Erweiterung weglassen können, aber so wird die Problematik deutlicher: Was ist Was?
Die Implikation '->' ist die 'echte' Teilmenge.
'Echt' deshalb, weil es mehr Lebewesen als nur den Menschen gibt, Tiere zum Beispiel; und es gibt noch andere Menschen als Griechen - Und es gibt auch junge Griechen.
Die Äquivalenz '<=>' ist die 'unechte' Teilmenge. 'Unecht' deshalb, weil die Mengen gleich sind.
Auch wenn man 'ist gleich' ('=') sagt, bleibt es trotzdem eine Teilmenge.
'Fühlenende' wäre die Äquivalenz' zu 'sterbliche', weil sterbliche Lebewesen immer auch fühlende Lebewesen sind.
Zur Logik, der Lehre von der Wahrheit, gäbe es noch So viel mehr zu sagen - z.B. dass es eine Logische und eine Materiale Äquivalenz gibt - aber an dieser Stelle sei es genug.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheitstabelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Teilmenge
https://de.wikipedia.org/wiki/Bikonditional
https://de.wikipedia.org/wiki/Logische_%C3%84quivalenz
2. Was ist 'Bedeutung'? (Thema: Sprachphilosophie)
Bedeutung ist für Philosophen enorm wichtig.
Man kann unter dem gleichen Satz völlig verschiedene Sachverhalte verstehen.
Ein Beispiel: "Sein oder nicht Sein?"
Heißt das nun: "Leben oder Tod?"
Oder ist gemeint: "Mein oder Dein?"
Oder ist der Sinn: " 'Ist' oder 'Daraus folgt' ?"
Im 1.Abschnitt verwendete ich eine formale Sprache, um zu zeigen, dass 'Ist' nicht unbedingt gleich 'Ist' ist.
Um solche Zusammenhänge verständlich darzustellen, bräuchte man eine 'ideale Sprache', in welcher es möglich wäre, über die Sprache in derselben Sprache zu reden.
Auch deswegen gibt es so viele Fremdworte wie 'Implikation' oder 'Äquivalenz' - Sie dienen der Unterscheidung.
Aber vielleicht ist ja auch die normale Sprache die Ideale, denn sie hat sich ja genau So und nicht Anders entwickelt.
Um die Frage: "Was ist die Bedeutung des Menschen an sich?" zu beantworten, setzte ich den Begriff 'Bedeutung' mit 'Bezeichnung' gleich - Äquivalenz.
Man kann aber auch fragen:" Wer bedeutet Wem Was?"- das kann eine Implikation ergeben.
Und dass Sokrates ein 'bedeutender' Philosoph war, ist unstrittig.
Ein Wort kann also mehrere 'Bedeutungen' haben. Dies genauer formuliert:
"Als Homonym bezeichnet man ein Wort, das für verschiedene Begriffe steht" (Wiki)
Auch hier könnte man noch So viel sagen - z.B. das Begriff und Bedeutung unterschieden werden - aber an dieser Stelle sei es genug.
https://de.wikipedia.org/wik … sein,_das_ist_hier_die_Frage
https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_der_idealen_Sprache
https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_der_normalen_Sprache
https://de.wikipedia.org/wiki/Homonym
https://de.wikipedia.org/wiki/Begriff
https://de.wikipedia.org/wiki/Bedeutung
3. Was ist '... an sich'? (Thema: Metaphysik)
Weil Menschen nur ihre 5 Sinne haben, um die Welt zu erkennen, können sie in andere Menschen und Dinge nicht hineinsehen.
Bei Dingen kann die Technik weiterhelfen, um mehr über das Ding zu erfahren als nur anschauen oder anfassen.
Beim Menschen geht das aber nicht; dessen Kern kann man nicht sehen oder anfassen.
Die Unterscheidung von Dinge und Menschen halte ich für wichtig, denn um in Dinge hineingucken zu können, werden sie manchmal einfach kaputt gemacht.
Um den Kern eines anderen Menschen zu erfahren, ist lediglich 'hineindenken' oder 'hineinfühlen' oder beides möglich.
Aber vollständig bekannt kann dieser unberührbare Kern nur dem jeweiligen Menschen selbst sein.
Manche nennen das 'Hineinversetzen in andere Manschen' auch 6. Sinn und den 'unberührbaren Kern' Seele oder Geist.
Natürlich hat der Begriff 'Ding an sich' noch mehr Aspekte und Immanuel Kant hat das auch sehr umfangreich erklärt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ding_an_sich
https://de.wikipedia.org/wiki/Transzendentalphilosophie
Es gibt aber auch die Ansicht, dass die Frage nach dem 'Ding an sich' ein Scheinproblem darstellt.
Die Frage nach dem 'Menschen an sich' halte ich aber für durchaus berechtigt und lösbar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinproblem
Zusammenfassung:
Dieser Text soll sich an der Philosophischen Methode von René Descartes orientieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Descartes#Werk
1. Alles anzweifeln, was nicht offensichtlich ist.
2. Zerlegen des Problems in Teilschritte.
3. Ordnung und Lösen der Teilprobleme von Leicht nach Schwer.
4. Überprüfung der Vollständigkeit.
Zu 1. Ist es offensichtlich, dass 'Ist' Äquivalenz oder Implikation sein kann?
zu 2. Schon allein die Logik kann man weiterzelegen in Syllogistik, Prädikatenlogik, Fuzzy Logik usw...
zu 3. Ist die Anordnung Logik -> Sprachphilospie -> Metaphysik korrekt? Oder ist etwa die Logik das Schwierigste?
zu 4.
Lach Vollständig wird dieser Text nie sein - aber vielleicht ausreichend.
René Descartes würde übrigens auf Kants Frage: "Was ist der Mensch?" erwidern: "Das denkende Ding."
Siehe: René Desartes, Meditationes de prima philosophia, 2. Mediation
Anmerkung für Logikinteressierte:
In diesem Text ist oft von "Entweder... oder... oder beides" die Rede. Denn 'oder' ist nicht gleich 'oder'!
https://de.wikipedia.org/wiki/Disjunktion
Fazit:
Philosophie kann so viel mehr sein als 'bedeutendes' aber sinnloses Geschwätz kahlköpfiger Griechen.
Larry_Fary